NEW YORK (dpa-AFX) - Nach den deutlichen Kursgewinnen an den US-Börsen seit Wochenbeginn haben es die Anleger am Mittwoch etwas ruhiger angehen lassen. Trotz der überwiegend erneut starken Unternehmenszahlen pendelte der Leitindex Dow Jones Industrial lediglich um seinen Schlussstand vom Dienstag - über eine Stunde nach Handelsbeginn notierte er 0,23 Prozent im Plus bei 30 592,51 Punkten. Der marktbreite S&P 500 sank um 0,11 Prozent auf 3715,81 Punkte, während der mit Technologietiteln gespickten Nasdaq 100 nach einem schwachen Start zuletzt um 0,29 Prozent auf 11 180,39 Zähler zulegte.

"Bislang zeigt sich der Oktober von seiner goldenen Seite", schrieb Marktexperte Christian Henke von IG Markets mit Blick auf die Quartalsberichte. Die überraschend starken Unternehmenszahlen bezeichnete er als "Balsam für die Nerven der Anleger". Auf der Konjunkturseite bleibe hingegen alles beim Alten, weshalb Henke infrage stellt, ob der jüngste Aufwind an der Börse mehr als eine Bärenmarktrally ist. Aktuelle US-Daten aus der Bauwirtschaft fielen durchwachsen aus: Einem überraschenden Anstieg bei den Genehmigungen im September stand ein überraschend deutlicher Rückgang bei den Baubeginnen gegenüber.

Auch Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar bezweifelt, dass der Aktienmarkt seinen Tiefpunkt bereits hinter sich hat. Die deutliche Mehrheit der US-Fondsmanager halte ihr Geld noch zurück, weil sie mit einem weiteren Kursverfall rechne, zitierte der Experte von Robomarkets aus einer Umfrage der Bank of America. "Sollten den Fondsmanagern die Kurse nun weiter davonlaufen, müssten sie wohl oder übel auf den Zug aufspringen, was die Aufwärtsbewegung noch beschleunigen dürfte."

Unterdessen traten weitere Unternehmenszahlen in den Vordergrund - allen voran der Streamingriese Netflix , dessen Aktien mit einem Kurssprung von gut 15 Prozent den Spitzenplatz im Nasdaq 100 eroberten. Netflix fand im dritten Quartal dank erfolgreicher Serien wie "Stranger Things" und "Dahmer: Monster" zum Nutzerwachstum zurück. Im Vierteljahr bis Ende September verbuchte das Unternehmen unter dem Strich 2,4 Millionen neue Bezahlabos, nachdem es zuvor unter dem steigenden Konkurrenzdruck gelitten hatte.

Der US-Schadenversicherer Travelers zählte mit einem Kursplus von über drei Prozent zu den größten Dow-Gewinnern. Er war trotz eines Gewinneinbruchs besser durch das von Hurrikans geprägte dritte Quartal gekommen als gedacht.

Zuversicht macht sich zudem in der amerikanischen Luftfahrtbranche breit. Die US-Fluggesellschaft United Airlines rechnet für das Schlussquartal dank anhaltend guter Geschäfte erstmals seit Ausbruch der Corona-Pandemie mit einer höheren operativen Marge als 2019. Die Papiere der Airline stiegen um 7,6 Prozent.

Dass nicht alle Konzerne gut durch die Krise kommen, zeigte sich hingegen beim Haarpflege-Hersteller Olaplex . Der Konzern strich seine Prognose rigoros zusammen, woraufhin Analysten reihenweise ihre Kursziele senkten. Die Aktien verloren daraufhin knapp die Hälfte ihres Werts.

Der US-Konsumgüterhersteller Procter & Gamble wird vor allem wegen Gegenwinds bei den Wechselkursen, aber auch wegen höherer Kosten vorsichtiger beim zu erwartenden Gewinn je Aktie im laufenden Geschäftsjahr. Im abgelaufenen Auftaktquartal hatte sich das Unternehmen aber besser als von Analysten erwartet geschlagen - die Papiere gewannen 3,2 Prozent.

Nach US-Börsenschluss gewähren noch der Computer-Dino IBM und der Elektroautobauer Tesla Einblick in ihre Bücher. Beide Titel zeigten sich zuletzt nahezu unverändert./gl

Quelle: dpa-Afx