NEW YORK (dpa-AFX) - Die US-Aktienmärkte haben am Donnerstag nach einem schwächeren Start zuletzt Gewinne verbucht. Im Fokus stehen die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle von 25 Prozent auf alle Autoimporte sowie zentrale Autoteile, die für eine deutliche Verschärfung des globalen Handelsstreits sorgen dürften. "Da die neuen Zölle nicht nur per Ankündigung, sondern per 'Executive Order' erlassen wurden, dürften sie vor ihrem Eintritt in der kommenden Woche wohl auch nicht mehr zurückgenommen werden", erwartet Chef-Marktanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank Liechtenstein ergänzte außerdem, dass Trump die Abgaben als permanent betrachte und das Fehlen eines Verhandlungsspielraums betont habe.
Der weltweit bekannteste US-Aktienindex Dow Jones Industrial drehte nach einem leicht schwächeren Start ins Plus und legte um 0,06 Prozent auf 42.480 Punkte zu. Auch dem breiten S&P 500 gelang nach einem ebenfalls etwas schwächeren Start der Dreh ins Plus. Er legte zuletzt um 0,24 Prozent auf 5.728 Punkte zu. Der technologielastige Nasdaq 100 stieg um 0,20 Prozent auf 19.962 Zähler, nachdem er zum Börsenauftakt um fast ein Prozent gesunken war.
Trump kündigte am Mittwoch nach US-Börsenschluss neue Importzölle für Autos und für Autoteile an. Spätestens vom 3. Mai an werden die zusätzlichen Abgaben für die Automobilzuliefererindustrie erhoben. Ab 2. April sollen zudem sogenannte reziproke Zölle erhoben werden, also die Zölle auf dasselbe Niveau bringen wie die der Handelspartner. Zwar ist laut Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei Robomarkets, auch mit der öffentlichkeitswirksam unterzeichneten 'Executive Order' das letzte Wort mit "Dealmaker" Trump noch nicht gesprochen, "eine Eskalation im Handelsstreit der USA gegen den Rest der Welt ist es allemal".
Aktien von Automobilherstellern und -Zulieferern zählten nach Trumps Zollbeschlüssen zu den größten Verlierern am Markt. GM und Ford sind auf die hochintegrierten Produktionsketten in den US-Nachbarländern Mexiko und Kanada angewiesen und leiden deshalb ebenfalls unter den Zöllen.
General Motors (GM) importiert einige Chevrolet-Modelle aus Werken in Mexiko und Kanada. Ford produziert ebenfalls einige Modelle für den US-Markt in Mexiko, wenngleich der Anteil geringer als bei GM ist. Zudem müssen die US-Hersteller "Revanche-Zölle" all der Länder fürchten, deren Unternehmen nun von den US-Autozöllen betroffen sind.
Die GM-Aktien fielen als Schlusslicht im S&P 100 um 8,4 Prozent und die von Ford um 4,2 Prozent. Dagegen stiegen die Papiere von Elektroautohersteller wie Tesla , Rivian und Lucid Group . Sie legten um 1,1 bis 3,5 Prozent zu. Nach Ansicht von Analysten sind Elektroautohersteller weniger durch die US-Zölle gefährdet.
Aktien von Banken litten nach ihrem zuletzt starken Lauf unter Gewinnmitnahmen. Im Dow waren Goldman Sachs Schlusslicht mit minus 1,8 Prozent, nachdem sie seit Mitte März acht Tage in Folge gestiegen waren. Morgan Stanley verloren 2,0 Prozent, währen sich JPMorgan , die sogar neun Tage in Folge gestiegen waren, mit minus 0,4 Prozent recht gut behaupteten.
Für die Anteilscheine von AMD ging es an der Nasdaq um 2,9 Prozent abwärts, nachdem die Analysten von Jefferies die Aktien des Chipherstellers von "Buy" auf "Hold" herabgestuft hatten. Sie sehen den Grafikprozessor H200 von Nvidia als weitaus leistungsstärker als den MI300x von AMD an.
"Wie gewonnen, so zerronnen" lautete die Quintessenz bei Gamestop . Die Aktie, die am Vortag noch mit einem Kurssprung von fast 12 Prozent von dem Quartalsgewinn und der neuen Investmentstrategie pro Bitcoin des Videospiele-Händlers profitiert hatte, gab nun um 12 Prozent nach. Gamestop gab bekannt, Wandelanleihen im Wert von 1,3 Milliarden US-Dollar zu verkaufen, um seine geplanten Bitcoin-Käufe zu finanzieren./ck/he
Quelle: dpa-Afx