FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein richtiger "Kracher" war die vergangene Börsenwoche am deutschen Aktienmarkt sicherlich nicht, und auch die kommenden Handelstage dürften angesichts der wieder steigenden Corona-Neuinfektionen in Europa durch viel Unsicherheit geprägt sein. Zwar hatte der Dax zuletzt erstmals seit rund drei Wochen wieder die Marke von 13 000 Punkten überschritten, doch konnte sich der deutsche Leitindex dort nicht lange halten.

Damit bremste der Dax noch vor der Wall Street das Tempo ab, wo zumindest die Technologiewerte ihre Rekordjagd auch in der vergangenen Woche fortsetzten. Doch auch in den USA mehren sich die Zweifel, ob die hohen Bewertungen tatsächlich gerechtfertigt sind.

Die Ermüdungserscheinungen, die den deutschen Aktienmarkt befallen haben, dürften nicht zuletzt in der hohen Dynamik begründet liegen, mit der sich die Kurse seit dem Corona-Crash von ihren Tiefs seit Mitte März erholt haben. Von dort aus war es bis zum Zwischenhoch Mitte Juli bei knapp 13 314 Punkten um rund 60 Prozent nach oben gegangen. Mehr war aber nicht drin. Inzwischen muss den Börsianern in Deutschland offenbar mehr geboten werden als die Zahlen der auslaufenden Bilanzsaison und die Hoffnung auf eine schnelle wirtschaftliche Erholung.

Viele Widerstände stehen nämlich dagegen: die zuletzt wieder angezogenen Spannungen zwischen den Handelskontrahenten USA und China etwa, die Sorge um die deutsche Exportwirtschaft und die wirtschaftliche Bedrohung durch eine womöglich künftig steigende Zahl regionaler Corona-Lockdowns. So mag es auch nicht verwundern, dass die Anleger angesichts der in eine Sackgasse geratenen Diskussionen um ein neues Corona-Hilfspaket in den USA zuletzt lieber die Deckung gewählt haben.

Dazu passt, dass der erlebte Konjunkturoptimismus Ende Juli durch weltweit steigende Einkaufsmanagerindizes wesentlich beeinflusst worden war, denen einige gute realwirtschaftliche Daten folgten. Doch inzwischen lässt etwa die Wachstumsdynamik in China sukzessive wieder nach, wie Chris-Oliver Schickentanz, Chefanlagestratege der Commerzbank, anmerkte.

Dennoch: Echter Pessimismus sieht anders aus, konstatiert Marktanalyst Robert Halver von der Baader Bank. Die Verfassung an den Märkten sei stabil, von Verkaufspanik keine Spur. Aus charttechnischer Sicht dürfte sich die Erholung laut Halver daher weiter fortsetzen, sofern der Dax nachhaltig über der Barriere von 13 101 Punkten schließt. Auch Experte Andreas Büchler vom Börsenstatistik-Magazin Index-Radar sieht die Entwicklung im Börsenbarometer kurzfristig eher positiv. "Allerdings dürften Käufer nicht mehr zu jedem Preis zugreifen, was weitere Gewinne verlangsamen sollte."

Ob sich die jüngsten wirtschaftlichen Entwicklungen und die steigenden Infektionszahlen auch in den konjunkturellen Stimmungsdaten zeigen, wird in der neuen Woche am Freitag offenbart. Dann werden die vorläufigen Einkaufsmanagerindizes aus den USA und für Europa veröffentlicht. Aus der Eurozone steht zudem noch das Verbrauchervertrauen im August auf der Agenda.

Ansonsten stehen datenseitig am Donnerstag einmal mehr die wöchentlichen US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe im Fokus. Zuletzt hatte sich die Lage am Arbeitsmarkt zwar deutlicher entspannt als gedacht, doch liegt die Zahl der Arbeitslosen durch die Corona-Krise in den Vereinigten Staaten immer noch auf einem hohen Niveau. Am Mittwoch dürfte zudem das Protokoll der US-Notenbank Fed interessieren, dem am Donnerstag das Protokoll der Europäischen Zentralbank (EZB) folgt.

Auf Unternehmensseite ist derweil die heiße Phase der Berichtssaison vorbei, es werden nur noch einige Nachzügler aus den hinteren Reihen von MDax und SDax erwartet: So öffnet etwa am Montag die Immobiliengesellschaft Grand City Properties ihre Bücher, am Donnerstag folgt der Branchenkollege TAG Immobilien . Vom Tierbedarfshändler Zooplus wird der Quartalsbericht am Dienstag erwartet./tav/tih/he/men

Quelle: dpa-Afx