FRANKFURT (dpa-AFX) - "Die Fußball-EM ist zu Ende gegangen, Taylor Swift ist da, und Donald Trump wird kommen", stellt die Hessische Landesbank in ihrem Wochenausblick fest. Von diesen drei Großereignissen ist für den deutschen Aktienmarkt nur eines von Bedeutung, nämlich die zunehmende Wahrscheinlichkeit einer erneuten US-Präsidentschaft von Donald Trump. Ihre Folgen dürften die Börse nicht nur in der kommenden Woche, sondern auch in den nächsten Monaten beschäftigen. Vorerst wird aber auch die Quartalsberichtssaison der Unternehmen die Richtung vorgeben.
Experten sind sich mehr oder minder einig, dass das Attentat auf den Präsidentschaftskandidaten der Republikaner dessen Chancen auf den Einzug ins Weiße Haus gesteigert haben dürfte - zumal der gesundheitliche Zustand seines Konkurrenten Joe Biden zunehmend Fragen nach einer erneuten Amtszeit aufwirft. "Grundsätzlich positionieren sich Investoren bereits für eine zweite Amtszeit von Donald Trump", so Robert Halver, Kapitalmarktstratege der Baader Bank.
Dabei sind die Folgen für die USA und Europa und damit Deutschland durchaus unterschiedlich. "Unter anderem könnten die Republikaner massive Konjunkturprogramme lostreten und scharfe Zölle auf alles, was nach Amerika geht, verhängen", betont Halver. Das aber würde die europäische Exportindustrie belasten und damit auch die exportorientierten Dax
Das gilt um so mehr, als die deutsche Wirtschaft sich in einem alles andere als sturmfesten Zustand befindet. Dies dürfte der Ifo-Geschäftsklimaindex am Donnerstag einmal mehr zeigen. Der Index werde wohl auf eine weiterhin schwächelnde deutsche Wirtschaft hindeuten, so Chefvolkswirt Ulrich Kater von der DekaBank.
Der Blick gilt aber auch der Lage in Übersee, wo das US-Bruttoinlandsprodukt zum zweiten Quartal ebenfalls am Donnerstag auf dem Programm steht. "Es wird das Bild vom 'halbvollen/halbleeren Glas' der US-Konjunktur wohl nicht merklich verändern", prognostizieren die Volkswirte der Helaba. Damit dürften die Sorgen über die weitere konjunkturelle Entwicklung erhalten bleiben. "Es wird immer lauter diskutiert, ob die Notenbanken zu spät mit den Zinssenkungenszyklen begonnen und dadurch die Wirtschaft in Europa und den USA abgewürgt haben", stellt Marktexperte Andreas Lipkow in diesem Zusammenhang fest.
Damit kommt den zahlreichen Quartalszahlen und vor allem den Ausblicken der Unternehmen in der neuen Woche noch mehr Bedeutung zu als sonst. Sollten sich hier stärkere Bremsspuren bemerkbar machen, könnten gerade gut gelaufene Werte unter Druck kommen und die Indizes nach unten ziehen.
Das Dax-Schwergewicht SAP
Dass die Aussichten für den Dax eher mäßig sind, überrascht angesichts der Rahmenbedingungen nicht. "Der Ausbruch am Montag war ein klares Fehlsignal und der Trend zeigt aus charttechnischer Sicht jetzt ganz klar nach Süden", stellt Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets fest. Charttechnisch hat der Index zwar noch etwas Luft, allzu groß ist der Spielraum jedoch nicht.
"Ernsthafte Gefahren drohen dem Dax unterhalb des Junitiefs bei 17.951 Punkten - ein Schlüssellevel, welches durch die Trendlinie über die verschiedenen Hochs seit 2015 aktuell bei 17.946 Punkten noch zusätzlich verstärkt wird", warnt der technische Analyst Jörg Scherer von Bank HSBC. Auch wenn diese Unterstützung halte, dürften die Bäume vorerst nicht in den Himmel wachsen, hieß es am Markt./mf/tih/mis --- Von Michael Fuchs, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx