Ein französisches Biotech-Unternehmen sorgt 2025 für einen Börsenknaller: Die mit Abstand beste Aktie im Stoxx 600 wird getrieben von spektakulären Studiendaten, Übernahmefantasie und großen Hoffnungen. Bleibt die Frage: Wie viel Potenzial steckt noch drin?
Mit einer Kursrally von 1441 Prozent seit Jahresbeginn – genau genommen: seit Ende Juni – ist das französische Biotechunternehmen Abivaxdie mit Abstand beste Aktie im europäischen Leitindex Stoxx 600. Selbst für Biotech-Verhältnisse ist dieser Anstieg außergewöhnlich. Zum Vergleich: Der zweitbeste Wert, der britische Minenkonzern Fresnillo, kommt „nur“ auf ein Plus von 373 Prozent.
Fachwelt staunt über Wirksamkeit in der Studie
Der Kursdurchbruch kam am 23. Juli, als Abivax Ergebnisse einer späten klinischen Studie zu seinem Hoffnungsträger Obefazimod präsentierte. Die Aktie schoss daraufhin an einem einzigen Tag um 510 Prozent nach oben. Das Medikament wird zur Behandlung von Colitis ulcerosa entwickelt, einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung und neben Morbus Crohn eine der häufigsten. Obefazimod war zuvor über acht Wochen bei Patienten mit einer moderaten bis schweren Erkrankung getestet worden – mit Ergebnissen, die in der Fachwelt für große Aufmerksamkeit sorgten.
Davor hatte das Unternehmen kaum jemand auf dm Schirm – und nach dem Kurssprung war Abivax nicht nur der BÖRSE-ONLINE-Redaktion zu teuer.
Übernahmefantasie treibt den Kurs zusätzlich
Doch seitdem hält die Rally an. Anleger setzen einerseits auf die des Biotech-Unternehmens, andererseits spekulieren sie auf eine Übernahme durch einen großen Pharmakonzern. Medienberichten zufolge gilt der US-Pharmariese Eli Lilly als möglicher Interessent. Bestätigt ist das bislang nicht. Abivax-Chef Marc de Garidel bestätigte „Gespräche mit der Pharmaindustrie“ und fügte hinzu, dass in der medizinischen Community Obefazimod bereits als möglicher neuer Therapiestandard diskutiert werde.
2026 wird zum Schlüsseljahr
Besonders spannend dürfte nun das Jahr 2026 werden. Dann plant Abivax den Zulassungsantrag für Obefazimod. Ein möglicher Marktstart in den USA, dem weltgrößten Pharmamarkt, wäre dann im dritten Quartal 2027 denkbar. Zudem laufen noch Studien zu Morbus Crohn, deren Ergebnisse bis Ende 2026 erwartet werden.
Jetzt noch einsteigen?
Dem enormen Kurserfolg stehen jedoch – typisch Biotech – erhebliche Risiken gegenüber. Abivax erzielt noch keine Umsätze und verbrennt viel Geld. In den ersten neun Monaten 2025 steig der Verlust auf 254 Millionen Euro. Die hohen Kosten resultieren vor allem aus der teuren Ein-Jahres-Studie für Obefazimod. Zwar sicherte sich das Unternehmen im Sommer rund 750 Millionen Dollar frisches Kapital über eine Kapitalerhöhung an der Nasdaq, was bis Ende 2027 ausreichen sollte. Doch natürlich hängt alles an einem finalen Erfolg der noch laufenden Studien.
Wer jetzt noch einsteigen will, kommt womöglich zu spät, denn das Chance-Risiko-Verhältnis hat sich gedreht: Auf dem gegenwärtigen, hohen Bewertungsniveau kann jede kleinste Enttäuschung zu Abverkäufen führen. Die Aktie bleibt damit hochriskant. Und ob aus dem Biotech-Star wirklich ein nachhaltiger Gewinner wird, entscheidet sich erst in den kommenden Jahren.
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