Seit Sommer 2017 ist in Frankreich vieles anders. Emmanuel Macrons Sieg bei den Präsidentschaftswahlen, getragen von einer umfangreichen Reformagenda, und der klare Triumph seiner Partei LREM bei den Parlamentswahlen machen es möglich. Dass man jetzt auch noch die Fußballweltmeisterschaft gewonnen hat und parallel dazu am 14. Juli den Nationalfeiertag mit einem Riesenspektakel feierte, passt da perfekt ins Bild.

Macron und sein Umfeld haben die politische Landschaft kräftig umgekrempelt. Von den 310 Abgeordneten seiner Partei sind gleich 281 absolute Politneulinge. Und die scheinen wirklich etwas bewegen zu wollen. Sie kommen hauptsächlich aus dem privaten Sektor und unterstützen Macrons liberale wirtschaftspolitische Vorstellungen. Dabei geht es um vier zentrale Punkte: Um die Verbesserung des Umfelds für Unternehmen - durch Arbeitsmarkt- und Steuerreformen, die Steigerung der Produktivität, durch die Förderung von Technologie und bessere Ausbildung - sowie schließlich um soziale Gerechtigkeit und die Sanierung der öffentlichen Finanzen. Da ist viel zu tun.

Mehr Wachstum



An der Börse gibt es dafür jede Menge Vorschusslorbeeren. Der Pariser Leitindex CAC 40 hat seit dem Wahlsieg Macrons den gesamteuropäischen Euro Stoxx 50 klar abgehängt. Und Aktien wie Airbus oder Kering und LVMH aus dem Luxussegment sind weit vorn in der europäischen Börsenliga der erfolgreichsten Aktien zu finden.

Nicht zu Unrecht: Macron und seine Mannschaft gehen mit hohem Tempo voran. Die Regierung will etwa mit einem neuen Gesetz Hürden für heimische Unternehmen beseitigen und damit das Wirtschaftswachstum ankurbeln. Unter anderem sollen Firmenübergaben erleichtert und Mittelständler beim Export unterstützt werden. Außerdem wird die Liste strategischer Branchen verlängert, bei denen ein Einstieg ausländischer Investoren genehmigungspflichtig ist - so jetzt unter anderem die Halbleiterbranche.

Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire verspricht sich von den neuen Gesetzen auf längere Sicht mehr Wirtschaftswachstum für die nach Deutschland zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone. Und die Zahlen können sich jetzt schon sehen lassen: Laut EU-Kommission dürfte das Bruttoinlandsprodukt Frankreichs im laufenden Jahr um zwei Prozent steigen, für das kommende Jahr werden 1,8 Prozent erwartet.

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Mögliche Börsengänge



Dazu bestätigte Le Maire Privatisierungspläne für staatliche Unternehmen, darunter die Pariser Flughäfen und die staatliche Lottogesellschaft. Mit dem Geld soll ein Innovationsfonds gespeist werden. Auch Anteile am großen Energieversorger Engie sollen verkauft werden. Das hoch verschuldete Land hält über eine Agentur Unternehmensbeteiligungen im Wert von zusammen 100 Milliarden Euro.

Macron kommt natürlich zugute, dass in Frankreich sowie in Europa insgesamt derzeit eine sehr robuste und breit basierte Konjunkturerholung stattfindet, die vor allem von einem Anstieg der Binnennachfrage getragen wird. Die Arbeitslosenzahlen sinken - sie notieren in Frankreich inzwischen auf dem niedrigsten Stand seit fast neun Jahren -, die Banken vergeben wieder Kredite und das Vertrauen bei Verbrauchern und Unternehmen ist hoch.

So auch bei Safran, einem international tätigen Technologiekonzern mit dem Fokus auf Luft- und Raumfahrt, Verteidigung und Sicherheit. Das Segment Luftfahrt entwickelt, produziert und vertreibt Motoren und Antriebssysteme für zivile und militärische Flugzeuge und Hubschrauber. Zuletzt hatte Safran einen Jahresüberschuss von 4,85 Milliarden Euro in den Büchern stehen. Der Konzern hatte Waren und Dienstleistungen im Wert von 17,2 Milliarden Euro umgesetzt.

Aussichtsreich ist auch die Hotelkette Accor, zu der Marken wie Ibis, Novotel und Sofitel gehören. Gerade erst hat man Mövenpick Hotels & Resorts übernommen, um besser Fuß zu fassen im Luxushotelleriesegment. Zudem will Accor 50 Prozent der amerikanischen SBE Entertainment Group übernehmen, um auch in den USA das Nobelsegment aufzurollen - vor allem in Miami, Los Angeles und Las Vegas. Und schließlich soll ein Einstieg bei der streikgeplagten Fluggesellschaft Air France-KLM Synergieeffekte schaffen.

Ein Klassiker für Aktionäre ist natürlich auch L’Oréal. Weil das Massengeschäft immer weniger abwirft, konzentriert sich der Kosmetikkonzern mit seinen über 30  verschiedenen Marken immer mehr auf hochpreisige Produkte sowie auf mehr Wachstum auf dem chinesischen Markt. Das dürfte die Geschäfte noch einmal anschieben. 2017 war man schon sehr profitabel: Bei 26 Milliarden Euro Umsatz gab es 3,6 Milliarden Profit.





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