"Auch eines der Hauptargumente der Aktien-Bullen, die ultralockere Geldpolitik der US-Notenbank, verliert angesichts der allmählichen Rückführung des Kaufprogramms an Zugkraft", sagt Reinwand. Diese baut zudem den Druck auf die lange als favorisiertes Anlageuniversum geltenden Schwellenländer auf. Obwohl die Fed ihre Wertpapierkäufe "langsam und vorsichtig" reduziere, seien mit diesem Schritt Zinserhöhungen in den USA auf absehbare Zeit möglich geworden, erläutert Commerzbank-Stratege Ulrich Leuchtmann. Das wiederum lässt den Renditevorteil der Schwellenländer schrumpfen, was teils heftige Kapitalabflüsse aus den aufstrebenden Ländern und dadurch ausgelöste Abwertungen der betroffenen Währungen zur Folge hat. "Alles starrt auf die Schwellenländer, die Konjunkturdaten spielen erst mal eine untergeordnete Rolle", sagt auch Chefstratege Jörg Rahn von Marcard, Stein & Co. Am Freitag stehen die US-Arbeitsmarktdaten an, die eine weitere Erholung am Jobmarkt signalisieren sollten.
KEIN HANDLUNGSBEDARF BEI EZB - FORWARD GUIDANCE BEI BOE
Zunächst keine Zinsänderungen erwarten die meisten Anleger am Donnerstag von der Europäischen Zentralbank (EZB). Präsident Mario Draghi hatte zuletzt deutlich gemacht, dass nur kräftig zunehmende Spannungen an den Geldmärkten oder eine weiter sinkende Teuerungsrate die Notenbank zu weiteren Zinsschritten oder Sondermaßnahmen treiben könnte. Analysten rechnen damit, dass Draghi den Leitzins auf dem Rekordtief von 0,25 Prozent belassen wird. Ein überraschend schwacher Preisauftrieb nährte zuletzt allerdings Deflationsängste und auch Spekulationen auf eine Zinssenkung der EZB.
Auch die Bank of England (BoE) tritt am Donnerstag zusammen: In Großbritannien rückt mit einer neuen Zinsstrategie der Zentralbank eine geldpolitische Straffung näher. Notenbankchef Mark Carney kassierte jüngst die bisherige Koppelung der Leitzinsen an die Arbeitslosenquote. Er reagierte damit auf die überraschend schnelle Erholung am Jobmarkt, mit der die Prognose der Notenbank über den Haufen geworfen wird. Carney will nun einen neuen Zinsausblick - im Fachjargon "Forward Guidance" genannt - vorlegen. Der britische Leitzins liegt derzeit auf dem Rekordtief von 0,5 Prozent.
Aus Unternehmenssicht werden Anleger unter anderem auf Daimler im Blick haben: Der Autobauer legt am Donnerstag die Zahlen für 2013 vor. Die Großbank UBS lässt sich am Dienstag in die Bücher schauen. Viele Experten rechnen damit, dass die Schweizer 2014 weitere teure Rechtskosten schultern müssen. Am Donnerstag präsentiert die Credit Suisse ihre Bilanz. Die Flaute im Zinsgeschäft dürfte wie bereits bei den Konkurrenten Spuren hinterlassen haben.
Reuters