Ein erneuter Einbruch der Ölpreise hat Europas Aktienanlegern am Freitag den Schneid abgekauft. Der Dax schloss 0,8 Prozent tiefer bei 9388 Punkten, der EuroStoxx50 verlor ebenfalls 0,8 Prozent auf 2871 Zähler. Unter dem Strich erreichten die Indizes dennoch das größte Wochenplus des Jahres - der Dax legte 4,7 Prozent zu.

"Eine Erholung war nötig, aber die grundlegenden Faktoren haben sich nicht verändert und die Anleger wollten vor dem Wochenende keine Risiken eingehen", erklärte Experte Mike McCudden vom Brokerhaus Interactive Investor die Freitagsverluste. Zuvor hatte die zwischenzeitliche Erholung der Ölpreise die Risikofreude der Investoren geweckt. Spekulationen auf eine mögliche Kürzung der Produktion in den großen Förderländern hatten das "schwarze Gold" seit Montag um bis zu sieben Prozent verteuert.

ANLEGER ZWEIFELN AN DROSSELUNG



Doch um den den Preis dauerhaft zu stabilisieren, reicht die diskutierte Kappung auf dem Januar-Niveau Experten zufolge nicht aus, weil dann weiterhin mehr Öl gefördert als verbraucht wird. Helfen könne einzig eine Kürzung der Förderung. Doch Saudi-Arabien zeigt keine Bereitschaft dazu. "Das Königreich Saudi Arabien will seinen Marktanteil verteidigen, das haben wir früher auch schon gesagt", sagte Außenminister Adel al-Dschubeir der Agentur AFP. Sein Land sei nicht bereit, die Förderung zu drosseln.

Weil das Angebot die Nachfrage übersteigt, ist der Ölpreis in den vergangenen eineinhalb Jahren um etwa 70 Prozent eingebrochen. Am Freitag ging die Talfahrt weiter: Die Nordsee-Sorte Brent und das US-Öl WTI kosteten mit 32,68 Dollar und 29,05 Dollar je Fass bis zu 5,6 Prozent weniger.

"BREXIT"-DEBATTE BELASTET PFUND



Am Devisenmarkt war ein mögliches Ausscheiden Großbritanniens aus der Europäischen Union ("Brexit") das beherrschende Thema. Das Pfund fiel bis auf 1,4249 Dollar von 1,4331 Dollar im Schlussgeschäft vom Vortag. Bislang haben sich die Staats- und Regierungschefs auf dem EU-Gipfel nicht auf ein Reformpaket für Großbritannien einigen können. "Sollte es heute nicht zu einer Einigung kommen, dürfte der Markt enttäuscht reagieren", prognostizierte Commerzbank-Analystin Esther Reichelt.

Der Euro trat bei 1,11 Dollar auf der Stelle. Ein überraschend starker Anstieg der US-Verbraucherpreise hatte die Gemeinschaftswährung nur kurz ins Minus gedrückt. Bei einer anziehenden Inflation steigt nach Meinung von Analysten die Wahrscheinlichkeit schneller Zinserhöhungen in Amerika. An der Wall Street schlugen Dow Jones & Co bis zum Handelsschluss in Europa keine klare Richtung ein.

ALLIANZ ENTTÄUSCHT



Das Nachsehen hatten zum Wochenschluss vor allem die Autowerte. Volkswagen verbilligten sich um 3,2 Prozent. Das "Manager Magazin" berichtete, der Autobauer rechne bei den Verhandlungen mit den US-Behörden wegen des Abgasskandals nicht vor Ende März mit einer Einigung. Die Kosten der zu erwartenden Rückrufe, Rückkäufe und Kompensationsmaßnahmen sollen demnach deutlich höher liegen als ursprünglich gedacht. VW lehnte eine Stellungnahme ab.

Daimler erwischte ebenfalls keinen guten Tag: Eine US-Sammelklage wegen angeblich überhöhter Abgaswerte drückte die Aktien zwei Prozent ins Minus. Daimler wies die Anschuldigung zurück.

Für Unmut sorgte zudem Allianz. Der Versicherer verfehlte sein Maximalziel eines operativen Gewinns von bis zu 10,8 Milliarden Euro. Die Aktien gaben 1,3 Prozent nach. Zudem hatten Börsianer auf eine höhere Dividende gehofft. Größter Dax-Verlierer waren mit einem Minus von 4,5 Prozent auf 8,49 Euro die Aktien von E.ON.

Reuters