Den Leitzins von derzeit 0,25 Prozent ließ die EZB jedoch unverändert. Bevor man agiere, wolle man noch die nächsten Inflations- und Wachstumsprognosen abwarten, hieß es. Die Inflationsrate im Euroraum von zuletzt 0,7 Prozent erscheint den Notenbankern als zu niedrig, auch der starke Anstieg des Eurokurses bereitet ihnen Kopfschmerzen. 68 Prozent der von BÖRSE ONLINE befragten Vermögensverwalter rechnen dagegen auch im Juni nicht mit einem weiteren Zinsschritt, lediglich 27 Prozent können sich das vorstellen.
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Marktschock als größtes Risiko
Das größte Risiko für ihre Depots sehen die Vermögensverwalter derzeit in einem unvermittelt auftauchenden Marktschock. 80 Prozent der Teilnehmer bezeichneten ein solches Risiko als mittel bis hoch. Inflation oder Liquiditätsengpässe werden dagegen nicht als Risiko eingestuft. Etwa die Hälfte der Befragten sehen im Auslaufen der expansiven Geldpolitik in den USA eine Gefahr, andererseits halten allerdings auch 43 Prozent die Geldpolitik der EZB für potenziell gefährlich.
Insgesamt wird das Risiko an den Börsen derzeit als eher hoch eingeschätzt. Dem DAX trauen die Börsenprofis auf Jahressicht noch eine Steigerung von 4,1 Prozent zu, nach 6,6 und 4,9 Prozent in den Vormonaten. Mit einer Überschreitung der 10 000-Punkte-Schwelle rechnen die Befragten damit in diesem Jahr nicht mehr. Dafür können sich die Teilnehmer erstmals eine Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar vorstellen, nachdem sie in den vergangenen Monaten noch mit einer Abwertung gerechnet hatten.
Viele der Befragten äußern sich auch nach den starken Kurssteigerungen der vergangenen zwei Jahre positiv zu Aktieninvestments. Aktien seien gerade im Vergleich zu anderen Anlageklassen wie Immobilien oder Anleihen noch immer günstig bewertet, meint etwa Fiduka-Experte Marco Herrmann. Kursrücksetzer sollten zum weiteren Ausbau der Aktienquote genutzt werden.
Wolfgang Ehrensberger