Am Donnerstag fällt die Entscheidung über einen Brexit. In den vergangenen Wochen bekamen die EU-Gegner in Umfragen Zulauf. Deren Ergebnisse drückten Dax, EuroStoxx50 und den Londoner Auswahlindex FTSE in der alten Woche jeweils etwa zwei Prozent ins Minus. Das Pfund Sterling verbilligte sich um bis zu viereinhalb US-Cent und fiel zeitweise auf ein Zweieinhalb-Monats-Tief von 1,4010 Dollar. Im Gegenzug griffen immer mehr Investoren zu den als sicher geltenden Bundesanleihen. Dies drückte die Rendite der richtungsweisenden Bundesanleihen am Dienstag erstmals unter die Marke von null Prozent. Die ihrer britischen Pendants rutschte von einem Rekordtief zum nächsten.
ES WIRD TURBULENT - SO ODER SO
Sollten sich die Briten für einen Brexit aussprechen, erwarten Experten ein weltweites Kurschaos und eine Abkühlung der Weltwirtschaft. Nick Parsons, leitender Anlagestratege der National Australia Bank, erwartet für diesen Fall eine Wiederholung des "Schwarzen Mittwochs". Am 16. September 1992 brach der Kurs des Pfund Sterling um 4,3 Prozent ein und die Währung fiel aus dem Europäischen Wechselkurssystem. Insgesamt könnten die Kurse der britischen Währung und der Aktienmärkte um bis zu 30 Prozent einbrechen, warnen Experten. Nach der Ermordung der britischen Parlamentsabgeordneten und EU-Befürworterin Jo Cox gehen Börsianer allerdings davon aus, dass die "Brexiteers" an Unterstützung verlieren werden. Medienberichten zufolge rief der Täter bei der Attacke auf Cox "Britain First" ("Großbritannien an erster Stelle"). Das ist einer der Slogans der Brexit-Befürworter.
NEUES PATT ODER LINKSRUCK IN SPANIEN?
Drei Tage nach dem Brexit-Referendum am darauffolgenden Sonntag steht das nächste Ereignis auf dem Terminplan, das die Kurse an den Börsen durcheinanderwirbeln könnte: Die Parlamentswahl in Spanien. Vor allem ein Sieg des linken Wahlbündnisses Podemos würde Experten zufolge für Unruhe sorgen, weil er Spekulationen auf eine Abkehr vom Sanierungskurs neue Nahrung und den Bemühungen um eine Abspaltung Kataloniens neuen Auftrieb geben würde. Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen zufolge ist eine Zusammenarbeit der etablierten Parteien PP und PSOE allerdings wahrscheinlicher als ein Linksbündnis um PSOE und Podemos.
"DIESELGATE" UND STRATEGIE SIND THEMEN BEI VOLKSWAGEN-HV
Am Mittwoch lädt Volkswagen zur Hauptversammlung ein. Auch hier könnte es turbulent werden. Wegen millionenschwerer Boni für Manager trotz Rekordverlusten im Zusammenhang mit der Abgas-Affäre werden zahlreiche Kleinaktionäre ihrem Ärger wohl Luft machen und gegen eine Entlastung des Vorstands stimmen. Außerdem entscheidet die Hauptversammlung über die Einsetzung eines Sonderermittlers zur Aufarbeitung des Skandals um manipulierte Abgas-Tests. Unklar ist, ob die Eigentümer-Familien Porsche und Piech den Antrag unterstützen.
rtr