von Andreas Schmidt, Focam AG, Manager des Dirk Müller Premium Aktien Fonds, www.cashkurs.com

Nur drei von zehn Sektoren haben es dieses Jahr geschafft, sich besser zu entwickeln als der breite S & P-500-Index (inklusive Dividende): zyklische Konsum-, Gesundheits- und Technologiewerte. Was zusätzlich auffällt: So unterschiedlich die Wertentwicklung des Gesamtmarktes ist, so uneinheitlich fällt auch die Performance innerhalb des IT-Sektors aus. Während die Subsektoren Technologie-Hardware und Halbleiterunternehmen dem IT-Sektor hinterherhinken, glänzt der Bereich Software mit einer sehr guten Performance in diesem Jahr.



Warum gerade der Technologiesektor sich so gut in diesem Jahr entwickelt hat, hat aus unserer Sicht vielfältige Gründe. Da wäre zum einen die im Vergleich zur Historie recht niedrige Bewertung zum Jahresanfang. Was die erwartete Gewinnsteigerung ab Ende 2014 für die kommenden fünf Jahre angeht, fällt auf, dass der IT-Sektor die höchste Differenz zwischen langjährigem Durchschnitt und aktueller Bewertung aufwies. So ging der Markt zu Jahresbeginn davon aus, dass der Gewinn in dem Sektor für die nächsten fünf Jahre lediglich um 1,4 Prozent pro Jahr höher liegen wird als der Gewinn des Gesamtmarktes. Dies ist im Vergleich zum Zehnjahresdurchschnitt von 4,9 Prozent pro Jahr ein recht niedriger Wert.

Unterstützend ist auch das relativ günstige Kurs-Gewinn-Verhältnis des IT-Sektors gegenüber dem Gesamtmarkt. Im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt wurde zu Beginn 2015 der Technologiesektor nicht mit einer höheren Bewertung für höheres Wachstumspotenzial bedacht. Wir gehen aber davon aus, dass auch in den kommenden Jahren das Wachstum in diesem Bereich höher sein wird als für die Volkswirtschaft der USA insgesamt. Ebenfalls positiv: Der Verschuldungsgrad der Technologiefirmen ist im Vergleich zum Gesamtmarkt sehr, sehr niedrig.



Ein Treiber für die besseren Wachstumsperspektiven im Techsektor ist der globale Drang vieler Unternehmen, ihr Ertragspotenzial durch Effizienzverbesserungen zu steigern. Dies ist neben den derzeit schwierigen Umsatzausweitungen nur durch Kosteneinsparungen möglich. Und gerade hier bedienen sich viele Unternehmen der Softwareindustrie, um Arbeitsabläufe zu optimieren. Dies sollte dazu beitragen, dass der Technologiesektor schneller wachsen dürfte als der Rest der Volkswirtschaft.

Dazu kommt noch, dass der Techsektor in den USA die breiteste geografische Streuung mit Schwerpunkt Europa aufweist und somit nicht von einer Volkswirtschaft allein abhängig ist. Diese Risikodiversifikation sollte aus unserer Sicht ebenfalls zu einer höheren Bewertung des Sektors führen.

Aus diesen Gründen sowie dem überdurchschnittlichen Wachstums-potenzial und der unterdurchschnittlichen Bewertung resultiert fast zwangsläufig, dass der Technologiesektor in diesem Jahr besser als der Gesamtmarkt abgeschnitten hat.

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Microsoft und Apple in einem Paket



Im Dirk Müller Premium Aktien Fonds präferieren wir unter anderem die Aktie von Microsoft, die am Freitag, 6. November, ein neues Allzeithoch erzielt hat. Das Unternehmen ist Weltmarktführer im Bereich PC-Betriebssysteme und PC-Anwendungssoftware. Neben einer extrem starken Bilanz - 99 Milliarden Dollar Cash bei 438 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung -- scheint das Unternehmen auch wieder auf der Erfolgsspur im Hinblick auf Profitabilität zu sein. Nach einem Gewinn von 2,63 Dollar pro Aktie in diesem Jahr (Geschäftsjahr 06/2015) winken 2,76 Dollar im nächsten Jahr. Damit ist die Aktie mit einem KGV von 19,9 bewertet. Vor dem Hinblick der guten Bilanzstruktur und der zukünftig erwarteten Ertragsdynamik ist das eine angemessene Bewertung.

Cognizant Technology, ein weltweit agierender Konzern mit mehr als 219 000 Mitarbeitern, hilft anderen Unternehmen Betriebsabläufe zu optimieren. Zum Konzern gehören unter anderem Nielsen Media Research, Gartner Group im IT-Bereich sowie Dataquest. Das Wachstum lag in den vergangenen fünf Jahren im Schnitt bei 25 Prozent pro Jahr. Die Aktie steht bei 69 Dollar und wird nach Analystenschätzungen in diesem Jahr 3,04 Dollar und im nächsten 3,49 Dollar Gewinn pro Aktie abwerfen. Bei einer erwarteten Wachstumsrate von 16 Prozent per annum für die kommenden fünf Jahre erscheint das KGV von 19 angemessen zu sein.

Gespalten ist die Meinung vieler Analysten, was Apple angeht, einem Unternehmen- aus dem Hardwarebereich. Die Marktkapitalisierung der größten börsennotierten Firma weltweit liegt inzwischen bei knapp 700 Milliarden Dollar. Die liquiden Mittel wiederum machen gut 205 Milliarden aus. Damit werden fast 30 Prozent der Marktkapitalisierung durch die Barreserven abgedeckt. Das ist enorm. Das KGV liegt bei 12,3 für 2016 - die Schätzungen für den Gewinn pro Aktie liegen bei 10,66 Dollar und einem Aktienkurs von 121 Dollar und damit deutlich unter dem Branchendurchschnitt. Weil der Markt besondere Risiken wie zukünftige Verkaufserfolge und die hohe Abhängigkeit vom iPhone-Geschäft sieht, wird die Aktie mit einem Abschlag gehandelt. Wir trauen Apple auch in den kommenden Jahren zu, Trendsetter im Bereich Technologie zu sein und halten die Aktie als Kerninvestment im Fonds.

Als Turnaroundkandidat könnte sich Qualcomm entpuppen. Das Unternehmen hat in den letzten Jahren deutlich absolut wie auch an relativer Stärke gegenüber dem Sektorindex verloren. Die Gesellschaft sollte aber langfristig von einer klaren Zunahme des mobilen Internets profitieren, etwa im Bereich des vernetzten Autos und internetbasierter Anwendungen im Gesundheitswesen. Die Wettbewerbsfähigkeit von Qualcomm hat sich zuletzt deutlich verbessert. Ein Manko: die schleppenden und sehr zähen Lizenzverhandlungen mit chinesischen Mobilgeräteherstellern. Wann und in welcher Höhe wieder mit Zahlungen zu rechnen ist, wird sich laut Unternehmensangaben noch länger hinziehen. Die Aktie weist ein 12er-KGV und eine Dividendenrendite von aktuell über vier Prozent aus.