Pünktlich zum Start ins neue Jahr tendieren die Kurse allerdings wieder nach oben. Noch ist ungewiss, ob die nachhaltige Trendwende bereits eingeläutet wurde oder es sich nur um ein Strohfeuer, eine technische Gegenreaktion auf die hohen Verluste handelt. Fest steht: Unter den besonders ausgebombten Werten lassen sich jetzt einige Schnäppchen finden. Die Bewertungen sind attraktiv und in einigen Fällen könnte sogar die Spekulation auf eine Übernahme zu einem Comeback führen. Wer auf tieferen Kursniveaus einsteigen will, sollte sich auch über Alternativen informieren. Während Anleger bei einem Direktinvestment das gesamte Rückschlagspotenzial tragen müssen, bieten etwa Bonuszertifikate ein Sicherheitsnetz (siehe Glossar). Die Investmentidee: Anleger ziehen unter die tiefen Kurse noch einmal eine Absicherungslinie ein. Dank der hohen Volatilität bietet insbesondere ein gedeckeltes Bonuszertifikat trotzdem noch eine attraktive Rendite.
BÖRSE ONLINE hat sich unter den stark gefallenen deutschen Aktien auf die Suche nach Bonusschnäppchen gemacht. Die Auswahl erfolgte in mehreren Stufen. Zum einen sollte der Puffer nochmals eine signifikante Absicherung bis unter das 52-Wochen-Hoch liefern. Zum anderen durften die ausgewählten Zertifikate als alternative Investments zum Aktienkauf allenfalls ein kleines Aufgeld zur Direktanlage aufweisen. Schließlich sollte mit dem Investment bis zum Ende der Laufzeit des Bonuspapiers eine deutlich zweistellige Rendite möglich sein.
Glossar: So funktionieren Bonuszertifikate
Bonuszertifikate beziehen sich auf einen Basiswert, etwa eine Aktie, und sind mit einer Laufzeit, einer Kursgrenze (Barriere) und einer Bonusschwelle ausgestattet. Kursgrenze und Bonusschwelle sind wichtig für den Anlageerfolg. Berührt der Basiswert während der Laufzeit die Barriere nicht, erhält der Anleger am Ende der Laufzeit den Bonusbetrag ausgezahlt. Wird die Kursgrenze verletzt, gleicht das Produkt fortan einem Indexzertifikat ohne Dividendenanspruch, das die Kursentwicklung des Basiswertes eins zu eins abbildet.Zwei Varianten
Es gibt gedeckelte (mit Cap) und ungedeckelte Bonuspapiere. Bei den gedeckelten Scheinen ist die Auszahlung auf den Bonusbetrag beschränkt. Ungedeckelte Titel profitieren von einem Anstieg des Basiswertes über die Bonusschwelle hinaus. Diese Papiere haben allerdings höhere Aufgelder gegenüber dem Basiswert und somit auch ein höheres Verlustrisiko.
Risikopuffer und Rendite
Die entscheidenden Kenngrößen von Bonuszertifikaten sind Sicherheitspuffer und Bonusrendite. Der Sicherheitspuffer misst dabei den Abstand zwischen aktuellem Kurs und Barriere und gibt dadurch an, wie tief der Basiswert fallen kann, damit der Bonusertrag trotzdem noch gezahlt wird. Die Bonusrendite zeigt, was Anleger am Laufzeitende verdienen würden, wenn die Kursgrenze innerhalb der Laufzeit nicht verletzt worden ist. Dabei gilt: Je höher der Puffer, umso niedriger der mögliche Gewinn.
Auf den folgenden Seiten: Sechs Bonusschnäppchen
Aixtron-Aktie
Im März vergangenen Jahres notierte die Aixtron-Aktie bei knapp 20 Euro auf einem Mehrjahreshoch. Seitdem ging es steil bergab. Der Maschinen- und Anlagenbauer hängt auch an der Entwicklung der Halbleiterindustrie. Zwar dürfte der Bedarf an Computerchips weltweit langfristig steigen. Doch auf kurze Sicht überwiegen aktuell wieder Konjunktursorgen. Deshalb stellt Aixtron das Geschäft breiter auf. Neben dem LED-Markt zeigen sich vor allem im Markt für Laseranwendungen, in der 3-D-Sensorik und der optischen Datenübertragung neue Chancen. Dieses Jahr entscheidet sich, ob Aixtron mit der Herstellung von OLED-Bildschirmen ein neues Standbein bekommt.
Das Management erwartet ein robustes Wachstum in den nächsten Jahren. Die Volatilität der Aixtron-Aktie, die immer wieder von Leerverkäufern attackiert wird, sorgt aber auch dafür, dass Bonusertifikate zu attraktiven Konditionen zu haben sind. Das ausgewählte Zertifikat hat einen Risikopuffer von 26,7 Prozent. Die Aktie könnte also bis auf sechs Euro fallen, ohne den Bonus zu gefährden. Die Rendite liegt bei 31 Prozent.
Auf Seite 3: Cancom
Cancom-Aktie
Der Münchner IT-Dienstleister Cancom verzeichnet eine starke Nachfrage. Im dritten Quartal legten die Erlöse um 23 Prozent zu, der Gewinn stieg sogar über ein Viertel an. Weil im ersten Halbjahr die Wachstumsraten etwas schwächer waren, stand nach neun Monaten ein Plus von 19 Prozent auf der Habenseite. Das war Investoren zu wenig. Die Aktie musste deshalb ihrem recht hohen Bewertungsniveau Tribut zollen und verlor gegenüber den Spitzenkursen mehr als 40 Prozent an Wert.
Bei Kursen unter 30 Euro konnte das Papier jedoch eine Trendwende einläuten. Das erreichte Niveau sollte sich mithilfe von guten Zahlen zumindest stabilisieren lassen, immerhin halten Analysten auch 2019 und 2020 zweistellige Zuwachsraten bei Umsatz und Gewinn für erreichbar. Über das Bonuspapier glückt der Einstieg noch einmal etwas billiger. Die Barriere liegt unter dem 52-Wochen-Tief und bietet einen Puffer von 19 Prozent. Bleibt der Aktienkurs während der Laufzeit über 24 Euro, erhalten Anleger am Ende 41 Euro ausgezahlt. Das entspricht einer Rendite von annualisiert 31,6 Prozent.
Auf Seite 4: K+S
K + S-Aktie
Auf das Jahr 2018 hätte das Management des Kasseler Kali- und Salzkonzerns K + S gut verzichten können. Die niedrigen Pegelstände der Werra sorgten dafür, dass die heimische Kalimine zeitweise nicht produzieren konnte. Ein viel zu warmer Winter machte dem Bereich Auftausalze zu schaffen. Letztlich produzierte die neue Kalimine in Kanada weniger als geplant. Das Management musste die Gewinnprognose mehrfach reduzieren. Logische Folge: Die Aktie rutschte auf ein Mehrjahrestief.
Allerdings hat das neue Jahr gut angefangen. Der heftige Wintereinbruch wird sich günstig auf die Nachfrage nach Auftausalzen auswirken. Die heimische Produktion läuft wieder normal, und aus Kanada ist mit steigenden Erlösen zu rechnen. Den Optimismus teilen auch Analysten. Das durchschnittliche Kursziel liegt über 20 Euro. Um mit dem Bonuszertifikat das gleiche Kursniveau erreichen zu können, muss die Aktie gar nicht steigen, sie kann sogar fallen. Die Barriere liegt 25 Prozent unterhalb des Basiswertes. Hält die Grenze, erzielen Inhaber des Bonuspapiers eine annualisierte Rendite von 18 Prozent.
Auf Seite 5: Leoni
Leoni-Aktie
Der Kabelhersteller Leoni musste zuletzt seine Prognose für 2018 deutlich reduzieren. Besonders der Kfz-Bereich läuft schlechter als geplant. Weil der Autoabsatz in China rückläufig ist und die neuen Prüfzyklen in Europa zu Verzögerungen führen, werden Umsatz und Gewinn unter Vorjahr liegen. Besonders negativ werten Börsianer den hohen Kapitalverbrauch. Die Aktie verlor gemessen am Spitzenkurs über 50 Prozent. Im Jahr 2019 könnte aber die Trendwende gelingen, im Kurs sind viele Risiken eingepreist. Der Börsenwert beträgt nur noch ein Fünftel des Jahresumsatzes. Das ist wenig und weckt womöglich auch bei externen Investoren oder Konkurrenten Begehrlichkeiten.
Leoni ist für den Umbruch der Autobranche hin zu mehr Elektrofahrzeugen gut positioniert. Wohl auch deshalb kamen zuletzt Übernahmegerüchte auf. Eine Spekulation über ein Bonuszertifikat ist attraktiv. Das ausgewählte Produkt hat durch die Barriere bei 22 Euro einen Sicherheitspuffer von 29 Prozent. Hält diese Grenze, winkt am Ende der Laufzeit eine Auszahlung von 36 Euro - eine Rendite von 19 Prozent.
Auf Seite 6: Osram-Aktie
Osram
Der Münchner Technologiekonzern Osram verschreckte vergangenes Jahr seine Aktionäre mit einer Reihe von Gewinnwarnungen. Jetzt soll auch noch der Start ins neue Geschäftsjahr schwach ausgefallen sein. Sorgen bereiten vor allem die rückläufige Automobilkonjunktur und die Absatzschwäche im Smartphonemarkt. Osram beliefert Kunden aus beiden Bereichen. Die schwache Entwicklung hat der Aktienkurs in den vergangenen Monaten bereits antizipiert. Vom Allzeithoch Anfang 2018, damals kostete die Aktie mehr als 77 Euro, ist der Kurs bis Oktober auf 30 Euro gefallen.
Das aktuelle Kursniveau lockt Schnäppchenjäger an. Seit dem Ausstieg von Siemens wird Osram immer wieder als Übernahmekandidat gehandelt. Vor allem Finanzinvestoren wird Interesse nachgesagt. Diese Übernahmespekulation können Anleger über Bonuspapiere gepuffert mitmachen. Das ausgewählte Produkt ist mit einem Sicherheitspolster von über 25 Prozent nach unten abgesichert. Die Barriere läuft unter dem Jahrestief. Hält die Aktie ihr Niveau, lockt bis März 2020 eine annualisierte Bonusrendite von über 21 Prozent.
Auf Seite 7: Tui-Aktie
Tui
Die Aktie des Touristikkonzerns TUI ist ebenfalls aussichtsreich. Die Reiselust der Deutschen ist ungebrochen. Auch die in Vorjahren eher problematischen Destinationen wie Nordafrika oder die Türkei werden wieder gebucht. TUI ist als Reiseveranstalter mit eigenen Hotels, Kreuzfahrtschiffen und Flugzeugen breit positioniert. Die weniger zyklischen Hotels und Kreuzfahrten tragen rund 60 Prozent zum operativen Ergebnis bei. Trotzdem verlor der Titel im vergangenen Jahr deutlich an Wert. Ein Grund war das schlechte Abschneiden des britischen Konkurrenten Thomas Cook, der mehrmals seine Ziele verfehlte. TUI dagegen hat 2018 das vierte Jahr in Folge ein zweistelliges Wachstum erreicht und will den Kurs auch im laufenden Jahr fortsetzen.
Anleger können einen großen Teil des Rückschlagsrisikos über ein gedeckeltes Bonuszertifikat abfangen. Das ausgewählte Produkt kostet nicht mehr als die Aktie. Die Barriere liegt knapp 27 Prozent unter der Notiz. Wird diese Schwelle bis zum Laufzeitende niemals berührt, wirft das Bonuszertifikat eine annualisierte Seitwärtsrendite von gut 18 Prozent ab.