In einem 68-seitigen Report, der BÖRSE ONLINE vorliegt, hatte das dubiose Research-Haus Aurelius eine umfassende Falschdarstellung in der Bilanz vorgeworfen. So könne man das Gros der bei Tochterunternehmen ausgewiesenen Gewinne nicht nachvollziehen. Die Ergebnisse seien je nach Beteiligung zwischen "43 und 100 Prozent" zu hoch ausgewiesen, heißt es in den Unterlagen. Zugleich seien die 2015 ausgewiesenen Verbindlichkeiten 46 Prozent zu niedrig ausgewiesen. Nach Berechnungen von Gotham liege der tatsächliche Netto-Inventarwert (NAV - Net Asset Value) der Aurelius-Beteiligungen rund 80 bis 90 Prozent nieriger als von Aurelius ausgewiesen. Nach Berechnungen von Gotham liege der faire Wert der Aurelius-Aktie bei 8,56 Euro je Anteilsschein.

Zugleich wirft Gotham dem Unternehmen aus Grünwald bei München eine irreführende Darstellung seiner Geschäftspolitik vor. Aurelius behaupte ein "gutes Zuhause für Unternehmen" zu sein. Tatsächlich seien allerdings fast 60 Prozent der Aurelius-Beteiligungen nach dem Verkauf von Aurelius in die Insolvenz gerutscht, heißt es in der Studie.

Laut Bundesanzeiger hielt Gotham City am vergangenen Freitag (24. März) Leerverkaufs-Positionen im Volumen von 0,61 Prozent des Grundkapitals von Aurelius. Im Falle von Kursverlusten "profitiert Gotham City Research LLC", räumt das Unternehmen auf Seite 2 des Reports ein.

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Was Aurelius zu den Vorwürfen sagt



Aurelius wies die Vorwürfe vehement zurück. Die Behauptungen von Gotham City seien falsch und zielten vor allem darauf, den Aurelius-Aktionären zu schaden, teilte das Unternehmen am Dienstag Nachmittag via Pressemitteilung mit. Man prüfe Schadenersatz-Forderungen und eine Strafanzeige wegen Marktmanipulation gegen Gotham City, hieß es. Eine Sprecherin der BaFin erklärte, die Wertpapieraufsicht prüfe den Handel mit den Aktien routinemäßig.

Investoren zeigten sich angesichts der Attacke besorgt. Am Dienstag stürzte die Aurelius-Aktie um bis zu 35 Prozent ab. Am Mittwoch gab die die Aurelius-Aktie weitere 35 Prozent nach. Insgesamt löste sich eine Marktkapitalisierung von einer Milliarde Euro so in Luft auf.

Aurelius kauft angeschlagene oder insolvente Unternehmen und versucht sie zu sanieren und anschließend zu verkaufen. Dabei sind häufig dicke Gewinne drin. Zuletzt hatte sich das Unternehmen auch als Finanzinvestor versucht. Der bislang größte Zukauf war jüngst die Europa-Sparte des US-Bürobedarfs-Händlers Office Depot. Zu den bekanntesten Beteiligungen gehören die Fernhochschule AKAD, und der Segelyachtbauer HanseGroup. Die Beteiligung an der Reederei Peter Deilmann und am Kreuzfahrtschiff "MS Deutschland" - dem "Traumschiff" - hat Aurelius vor drei Jahren weiterverkauft. Vom börsennotierten Spirituosen- und Saft-Hersteller Berentzen hat sich Aurelius erst im vergangenen Jahr getrennt.

Nach dem am Mittwoch veröffentlichten Geschäftsbericht hat Aurelius den Umsatz im Vorjahr um 44 Prozent auf 2.89 Milliarden Euro gesteigert. Das EBITDA im Konzern sackte hingegen um 44 Prozent 148,4 Mio. Euro nach unten. Der Rückgang sei "im Wesentlichen auf die gegenüber dem Vorjahr geringeren Erträge aus der Auflösung negativer Unterschiedsbeträge aus der Kapitalkonsolidierung zurückzuführen", erklärte das Unternehmen.

Die Analysten der Baader Bank bestätigten am Mittwoch ihre Kaufempfehlung und nannten ein Kursziel von 75 Euro. Man sehe weder das Geschäftsmodell in Frage gestellt, noch die Finanzberichte in echte Zweifel gezogen, schrieb Baader-Experte in einem am Mittwoch veröffentlichten Update.

In der Vergangenen gab es immer wieder heftige Short-Selling-Attacken gegen deutsche Unternehmen. Erst im vergangenen Jahr waren die Papiere des Werbevermarkters Ströer unter Beschuss geraten. Auch der Zahlungsdienstleister Wirecard

Dabei leihen sich Spekulanten Aktien und verkaufen sie oder decken sich mit Puts ein. Anschließend versuchen sie, den Kurs des angegriffenen Unternehmen etwa durch Manipulationsvorwürfe unter Druck zu setzen und machen Kasse.