Mit einem erfolgreichen Firmenverkauf und einem anfänglichen Kurssprung von über zwölf Prozent weißt Aurelius seine Angreifer in die Schranken. Der Konzern war in das Visier von Gotham City Research geraten. Mit dem Vorwurf der Bilanzmanipulation brachte der Leerverkäufer den Aurelius-Kurs Ende März zum Einsturz und verdiente daran kräftig mit. Dass sich die Aktie nun deutlich erholt, dürfte den Leerverkäufern daher wenig schmecken.
Dreifacher Vertrauensbeweis
Kurstreiber sind gleich drei positive Nachrichten der Münchner. Firmenchef Dirk Markus meldet mit dem 185 Millionen Euro schweren Verkauf des Kompressorenherstellers Secop den größten Exit in der Aurelius-Geschichte. Bei dem Deal konnte das Beteiligungsunternehmen eigenen Angaben zufolge sein investiertes Kapital um etwa das 11-fache steigern. Aus dem Transaktionserlös bleibt Aurelius ein positiver Ergebniseffekt von rund 100 Millionen Euro. Gotham hatte hingegen behauptet, der Ausrüster von Kühlschränken und Kühltheken sei nur 17,5 Millionen Euro wert. Wegen des Secop-Exits sowie "fortgeschrittene Pläne für weitere Verkäufe in den kommenden Monaten" kann der Firmensanierer zusätzlich seine Dividende verdoppeln. Für 2016 sollen statt bisher zwei nun vier Euro je Aktie ausgeschüttet werden. Doch nicht nur operative Erfolge sollen das Anlegervertrauen wieder herstellen. Um zu zeigen wie sehr Markus und sein Gert Prukert an den Erfolg des Firmensanierers glauben, kaufen die Manager für rund zehn Millionen Euro Aurelius-Aktien. Der Schritt soll den Gotham-Vorwurf entkräften, Markus halte kaum noch Anteile an der von ihm gegründeten Firma. Zusätzlich startet heute das angekündigte Aktienrückkaufprogramm von bis zu 50 Millionen Euro. Die Baader Bank hat die Aktien der Aurelius AG nach den Ankündigungen auf "Buy" mit einem Kursziel von 60,90 Euro belassen. Der Verkauf zeige, dass die Vorwürfe von Gotham nicht richtig seien, so Analyst Tim !--#BNL#instrumentId#42078#instrumentTypeId#3Dawson in der heutigen Studie.Aurelius selbst hat die Vorwürfe von Gotham City Research bereits mehrfach zurückgewiesen. Anfang April hatte das Unternehmen erklärt, dass die Anschuldigungen "in ihrer Substanz falsch" sind. Gotham habe es auf Spekulationsgewinne durch fallende Kurse abgesehen und Aurelius daher absichtlich einen Reputationsschaden zugefügt, so das Unternehmen. Der Börsenwert des Unternehmens war Ende März binnen weniger Tage um fast die Hälfte eingebrochen. Seitdem die Aktie Ende des vergangenen Monats im Tief auf 35 Euro fiel, hat sich der Kurs aber bereits wieder um gut ein Drittel erholt.
Profitable Verkäufe
Mit Secop will Markus aber nicht nur zeigen, dass er unverändert Firmen losschlagen kann, sondern diese auch erfolgreich saniert. Die Münchner betonen daher überaus deutlich wie gut ihnen die Restrukturierung gelungen ist. Im Zuge der Leerverkaufsattacke wurde der Sanierer oft mit dem Vorwurf konfrontiert, seine Beteiligungen einzig durch harte Kostenkürzungen zur Verkaufsreife zu sparen. Bei dem Kompressorenhersteller aber stutze Markus nicht nur die Ausgaben zurecht, sondern stärkte die Firma auch durch einen Zukauf gestärkt, investierte in Forschung und fokussierte das Produktangebot auf Hightech-Kompressoren. Ergebnis: starkes Umsatzwachstum und für Aurelius ein überaus einträglicher Exit. Bei Secop war der Gewinn elf Mal größer als das investierte Kapital und lag damit über dem, was Aurelius bisher an Verkäufen verdiente. In der Vergangenheit lag das sogenannte Multiple auf das eingesetzte Kapital bei 8,9. Markus erwartet, dass sich das Multiple auch bei den für kommenden Monate angekündigten Verkäufen "über unserem historischen Durchschnitt bewegt und wir insgesamt Verkaufserlöse im dreistelligen Millionenbereich sehen werden". Doch nicht nur auf der Verkaufsseite will Aurelius punkten. Wie in den Vorjahren rechnet Markus auch in 2017 mit fünf bis acht Unternehmenskäufen. Die Übernahmeziele sollen dabei die für die Münchner typischen Umsatzgrößen von 150 bis 200 Millionen Euro aufweisen. Bisher hat Aurelius 2017 zwei Zukäufe getätigt.Aurelius will die Vorwürfe von Gotham aber nicht nur durch operative Erfolge entkräften. Auch die bemängelte Transparenz will Markus verbessern. So wird unverändert kritisiert, dass Aurelius den Wert seiner Beteiligungen nicht wie früher einzeln ausweist und unabhängig testieren lässt. Zumindest über letzteres denkt Aurelius laut Markus nun nach. Einzelne Firmenwerte aber will der Sanierer weiter nicht veröffentlichen, denn "während des Pokerspiels zeigen wir ungern unsere Karten", so Markus. Dafür gibt es bei den Münchner nun Überlegungen in den Prime Standard zu wechseln. In dem Börsensegment gelten strengere Transparenzvorschriften als im Freiverkehr in dem Aurelius derzeit notiert. Mit dem Index-Wechsel wäre zudem die Möglichkeit verbunden, in den S- oder MDax aufzusteigen. Aurelius kann sich laut Markus zudem vorstellen, seinen Wirtschaftsprüfer Wart & Klein Grant Thornton zu wechseln und seine Zahlen in Zukunft von einer noch größeren Prüfungsgesellschaft "etwa von der Nummer vier der Welt" testieren zu lassen. Unverändert nicht offenlegen will Markus hingegen wie groß sein absoluter Anteil an Aurelius ist. Als Vertrauensbeweis in die Nachhaltigkeit der eigenen Geschäfte müssen Anlegern hier die Aktienkäufe des Managements genügen.
Auf Seite zwei: Einschätzung der Redaktion
Einschätzung der Redaktion
Aurelius kontert die Leerverkaufsattacke mit einem Strauß an Gegenmaßnahmen. Wie sehr dies von der Börse geschätzt wird, zeigt die heutige Kursreaktion. Allerdings dürfte auch die verdoppelte Dividende einen nicht unwesentlicher Treiber für die Aktie sein. Dieser Trumpf ist jetzt ausgespielt. Nun muss Markus beweisen, dass er die weiteren Joker tatsächlich auf der Hand hat. Zum jetzigen Zeitpunkt sollten daher nur risikobreite Anleger einsteigen. Konservativere Aktionäre warten darauf, dass weitere operative Erfolge die Chancen auf eine dauerhafte Kurserholung stützen. Schließlich kann es an der Börse mitunter länger dauern, verlorenes Anlegervertrauen zurückzugewinnen.