Die Börsen laufen wieder besser. Auch wegen der US-Notenbank Fed. Zum Jahreswechsel vollzog sie einen signifikanten Strategieschwenk und bleibt jetzt bewusst "hinter der Kurve". Anders gesagt: Die Fed will in diesem Jahr "lieber zu spät als zu früh" agieren, will vorsichtig und flexibel bleiben. 2019 wird es also wohl keine zwei Zinserhöhungsschritte geben - so wie man es im Vorjahr noch angenommen hatte.

Die Fed hat damit auf die jüngeren Wirtschaftsentwicklungen reagiert: Zum einen ist die US-Inflation trotz des dynamischen Arbeitsmarkts und eines gewissen Lohndrucks moderat. Zum anderen haben die Risiken für die Konjunktur zugenommen: vor allem das langsamere Wachstum gerade in China und in Europa und dazu die viel zitierten politischen Probleme auf dem Globus - von Brexit bis Handelsbeschränkungen.

So oder so ist aber klar: Die USA befinden sich in der Spätphase des laufenden Konjunkturzyklus. Und da ist es für Anleger nie leicht. Die Fed hat mit dem Strategiewechsel nun allerdings für etwas Entspannung gesorgt. Dies beeinflusst auch die Frage, ob und wann die nächste Rezession kommt. Vermutlich wird der nächste Abschwung aber weniger heftig ausfallen als jener der Vergangenheit. Das liegt an besagter flexibleren Haltung der Notenbanken - neben der Fed betrifft das auch die EZB und die Bank of Japan - und auch daran, dass die Wirtschaftszyklen der führenden Volkswirtschaften in den zurückliegenden Jahrzehnten insgesamt stabiler geworden sind.

Herausgefunden haben das die Geldverwalter von JP Morgan Asset Management in einer Untersuchung der elf US-Rezessionen der Nachkriegszeit. Ergebnis: Man kann künftig mit weniger heftigen Abschwüngen rechnen, aber auch mit weniger starken Aufschwüngen. Eine weitere Erkenntnis der Studie: Der nächste Abschwung könnte später eintreten, als bislang von den meisten erwartet.

"Auf der Grundlage von Daten der zurückliegenden 20 Jahre deuten unsere Simulationen darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit für den Beginn einer Rezession erst ab dem dritten Quartal 2022 die Marke von 50 Prozent übersteigt", heißt es bei JP Morgan, "also zwei Quartale später als auf der Grundlage der Erfahrung der vorangegangenen 50 Jahre."

Trotzdem sollte man sich als Anleger nicht zu sicher fühlen. Im Gegenteil. Auch wenn das konjunkturelle Auf und Ab etwas geglättet ist, könne die Marktvolatilität genauso heftig ausfallen wie in der Vergangenheit, heißt es in der Studie. "Vor allem, wenn ein stabileres wirtschaftliches Umfeld bedeutet, dass Ungleichgewichte und Vermögensblasen länger Zeit haben, um sich aufzubauen."

Als Anleger muss man also wachsam bleiben, gerade jetzt während der Berichtssaison. Bisher lief diese passabel ab. Gut zwei Drittel der im S & P 500 gelisteten Unternehmen haben mit ihren vorgelegten Ergebnissen die Erwartungen der Analysten sogar übertroffen, auch wenn einige prominente Enttäuschungen dabei waren, wie beispielsweise Nvidia, einer der größten Entwickler von Grafikprozessoren und Chipsätzen. Auch positiv: Der fünf Wochen währende Regierungsstillstand in den USA ist beendet. Zumindest für eine gewisse Zeit. Die Streithähne einigten sich auf eine Übergangsfinanzierung. Und was den Handelsstreit mit China angeht, da werden die Gespräche in Washington weitergeführt. Man bleibt also dran.