Die Börsen hätten die schweren Vorwürfe gegen den US-Präsidenten in der Affäre um Kontakte seines Wahlkampfteams mit Russland und die damit verbundenen Spekulationen über eine mögliche Amtsenthebung inzwischen abgestreift, betonte auch Ann-Katrin Petersen von Allianz Global Investors.

Der Dax dürfte in der neuen Woche weiter in Sichtweite des Mitte Mai erreichten Rekordhochs von 12.841,66 Punkten bleiben, erwarten Börsianer. In der Christi-Himmelfahrts-Woche hatte der deutsche Leitindex sich bei niedrigen Umsätzen meist in einer Spanne von 12.550 bis 12.700 Zählern bewegt. Im Wochenvergleich ergibt sich beim aktuellen Stand von rund 12.560 Punkten ein Minus von etwa einem halben Prozent.

Hemmend wirkten sich laut Händlern die feiertagsbedingten Pausen in Frankfurt, London und New York aus. Denn wenn an großen Börsenplätzen nicht gehandelt wird, können Kurse schnell verzerrt werden. Zudem will niemand auf dem falschen Fuß erwischt werden, wenn er wieder an den Arbeitsplatz zurückkehrt. Daher seien Glattstellungen angebracht. Die neue Woche beginnt am Montag mit einem Feiertag in den USA (Memorial Day) und Großbritannien (Spring Bank Holiday). Nach dem darauffolgenden Wochenende bleiben dann am Pfingstmontag die deutschen Handelssäle wieder geschlossen.

LETZTE AUSFAHRT VOR DER US-ZINSENTSCHEIDUNG



Absoluter Höhepunkt der Woche ist der US-Arbeitsmarktbericht für Mai. Die US-Notenbank Fed hat ihre Zinspolitik letztlich daran geknüpft, dass es in der weltgrößten Volkswirtschaft eine Vollbeschäftigung gibt. Am 14. Juni entscheiden die Währungshüter um Janet Yellen, ob sie zum zweiten Mal in diesem Jahr an der Zinsschraube drehen werden. Von Reuters befragte Analysten rechnen im Schnitt außerhalb der Landwirtschaft mit einem Stellenplus von etwa 180.000. "Wenn das so kommt, steht einer Zinserhöhung durch die Fed Mitte Juni nichts mehr im Wege", sagte Krampen.

Zuvor werden die ADP-Daten am Donnerstag vom privaten Arbeitsmarkt den Anlegern einen Vorgeschmack auf den Bericht geben. Auch der ISM-Einkaufsmanagerindex am Donnerstag dürfte von den Job-Daten überschattet werden.

In China könnte ein erneuter Rückgang der Einkaufsmanagerindizes Vorbote für ein wieder nachlassendes Konjunkturtempo sein, sagt Petersen voraus. "Denn es ist fraglich, wie lange die bereits starkverschuldeten Staatsunternehmen den Investitionsvorgaben aus Peking werden nachkommen können." Die Daten werden zur Wochenmitte erwartet.

DRAGHI SPRICHT IN BRÜSSEL



Am Montag spricht EZB-Chef Mario Draghi vor dem Wirtschaftsausschuss des Europäischen Parlaments in Brüssel. Anleger werden seine Aussagen auf Hinweise zu einem möglichen Ende der ultralockeren Geldpolitik abklopfen. Angesichts der guten Konjunkturentwicklung in Deutschland und anderen Euro-Ländern wird der Druck auf die Notenbank höher, die Gelddruckmaschine bald langsamer laufen zu lassen. In diesem Zusammenhang stehen auch die Inflationsdaten im weiteren Wochenverlauf im Fokus. "Sowohl in Deutschland als auch im Euro-Raum dürften die Jahresraten spürbar zurückfallen", erwarten die Analysten der Bayern LB. Dies könnte Spekulationen auf ein baldiges Ende der ultralockeren Geldpolitik einen Dämpfer versetzen.

Auf Unternehmensseite läuft die Bilanzsaison nur noch auf Sparflamme. Unter anderem wird der Halbjahrbericht von Metro (Mittwoch) erwartet. Der Handelsriese will sich bis zur Jahresmitte in einen Lebensmittel- und Elektronikhändler aufspalten. Zahlreiche Unternehmen haben wieder zu Hauptversammlungen eingeladen, darunter die Deutsche Telekom (Mittwoch).

rtr