US-Außenminister John Kerry sagte, es seien ernsthafte Gespräche gewesen. "Es liegen einige Ideen auf dem Tisch." Alle Parteien seien sich zumindest darin einig gewesen, den Konflikt auf dem Wege des Dialogs zu entschärfen. Er beabsichtige seinen russischen Amtskollegen Sergej Lawrow am Donnerstag erneut zu treffen. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier zeigte sich insgesamt unzufrieden. "Ich bin allenfalls zufrieden damit, dass die Beteiligten, mit denen wir heute gesprochen haben, die Situation nicht weiter eskalieren wollen. Aber es bleiben schwierige Tage, die vor uns liegen." Es sei nicht gelungen, ein internationales Format zu vereinbaren, in der die Ukraine und Russland direkt miteinander sprechen können.
FUNKSTILLE
Lawrow wollte während des Treffens nicht mit seinem ukrainischen Amtskollegen Andrej Deschtschytsia zusammenkommen, da Russland die neue Führung in Kiew für unrechtmäßig hält. Auf die Frage nach einem Zusammenkommen mit dem ukrainischen Außenminister antwortete er demonstrativ: "Wer ist das?" Er sagte aber zumindest zu, dass die Verhandlungen weitergingen.
Der Westen droht mit Sanktionen, sollte es keine Fortschritte Richtung einer friedlichen Lösung geben. Sie könnten bereits am Donnerstag verhängt werden, kündigten Deutschland und Frankreich an. Zudem haben die westlichen Staaten die Vorbereitungen für das im Juni im russischen Sotschi geplante G8-Treffen auf Eis gelegt. Das Verteidigungsbündnis Nato stellt ferner jegliche Zusammenarbeit mit Russland auf den Prüfstand. Es würden auch die Planungen für eine gemeinsame Mission bei der Vernichtung syrischer Chemiewaffen auf einem US-Schiff im Mittelmeer beendet, so Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen. Die Nato und Russland kooperieren unter anderem beim Kampf gegen Terrorismus und Drogenhandel.
Russlands Präsident Wladimir Putin zeigte zwar kein Entgegenkommen, erklärte aber auch, die Wirtschaftsbeziehungen sollten trotz der Spannungen nicht beeinträchtigt werden. Die frühere Sowjetrepublik Ukraine ist ein wichtiger Exporteur von Rohstoffen und liegt in strategisch wichtiger Lage zwischen der EU und Russland. Wegen des Konflikts ist auch die Nervosität an den weltweiten Börsen seit Tagen extrem hoch.
Am Donnerstag wollen die EU-Staats- und Regierungschefs auf einem Sondergipfel in Brüssel ihr weiteres Vorgehen abstimmen. Allerdings sind die angedachten Sanktionen nicht unumstritten. Während die Osteuropäer zuletzt eher dafür waren, blieben die Südländer aus Furcht vor wirtschaftlichen Nachteilen skeptisch.
GEREIZTE STIMMUNG
Wie schlecht die Stimmung derzeit ist, zeigen Äußerungen der früheren US-Außenministerin Hillary Clinton. Sie hat Putin in die Nähe von Adolf Hitler gerückt und damit für Wirbel gesorgt. "Ich wollte allen nur ein wenig historische Einordnung geben. Ich stelle natürlich keinen Vergleich an, aber ich schlage vor, dass wir vielleicht lernen aus dieser Taktik, die bereits angewendet wurde." Am Dienstag hatte Clinton gesagt, die Besetzung der Krim sei ähnlich dem Vorgehen Hitlers in den Jahren vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Putin will eigenen Angaben zufolge russischstämmige Menschen im Ausland schützen.
Das US-Außenministerium warf Putin zudem vor, bei seinen Äußerungen zur Ukraine oft nicht die Wahrheit zu sagen. In einem sehr ungewöhnlichen Schritt veröffentlichte es eine Liste mit Fakten, die Putin angeblich immer wieder ignoriere, "um die russische Aggression in der Ukraine zu rechtfertigen".
Auf der Krim zwangen unterdessen pro-russische Kräfte einen UN-Sondergesandten mit Waffengewalt zum Abbruch seines Einsatzes. Der niederländische Diplomat Robert Serry wurde nach Berichten eines ihn begleitenden britischen Fernsehteams am Mittwoch zunächst von Bewaffneten bedroht und suchte deshalb Zuflucht in einem Cafe. Das Lokal wurde daraufhin von einer Menschenmenge belagert, die "Russland! Russland!" skandierte und russische Fahnen schwenkte. Um die Situation zu entspannen, entschied sich Serry zum Verlassen der Krim.
Reuters