Aktien aus dem Halbleiter-Sektor sind allgemein eine Stütze im laufenden Hausse-Zyklus. Belegen lässt sich diese These durch den Vergleich des US. NYSE Arca Semiconductor Index mit dem S&P 500 Index. Seit März 2009 und damit dem Beginn des derzeit gültigen Bullenmarktes hat der Halbleiter-Index die Nase vorne.

Nicht nur besser als der Gesamtmarkt, sondern noch einmal deutlich besser als der Branche, die der Titel entstammt, hat sich Avago Technologies Ltd (WKN: A0X9TN, 129,12 Dollar, 116,67 Euro, alle Kurs- und Bewertungsangaben beziehen sich auf den Stand vom 20. Mai) geschlagen. Obwohl dem Wert dafür wegen dem erst im August 2009 erfolgten Börsengang etwas weniger Zeit zur Verfügung stand, den Bullenmarkt auszuschlachten, hat der Kurs hier ausgehend von einem am 03. November 2009 markierten Tief von 14,50 Dollar in der Spitze bis auf 134,44 Dollar zugelegt. Im Hoch wurde damit ein Plus von stolzes 827 Prozent erreicht.

Das ist eine starke Bilanz, an die sich sofort die Frage knüpft, was hinter dieser Erfolgsstory steckt. Die Antwort darauf ist ein US-Hersteller von analogen Hochleistungs-Halbleiter-Anwendungen, die Mobilfunktelefonen, Datennetzwerken oder Speichertechnologien wie Batterien und Server zum Einsatz kommen. Die Gesellschaft bezeichnet sich selbst bei Ausklammerung von Speicher-Firmen als den neungrößten Branchenvertreter weltweit gemessen am Umsatz.

Erwähnenswert ist zudem, dass die mit Firmensitzen in Kalifornien und Singapur ausgestattete Gesellschaft früher bis 1999 zu Hewlett Packard gehörte, dann als Teil von Agilent abgespalten und 2005 von den Private Equity-Firmen Kohlberg Kravis Roberts & Co. und Silverlake aufgekauft wurde. Damit taugt die Gesellschaft auch als Beweis dafür, wie gut sich manche Unternehmensteile nach der Abspaltung von einem Großkonzern entwickeln können.



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Kurzfristiger Abwärtstrend überwunden

Bei Avago läuft es auf eigenen Beinen gestellt auch deshalb so gut, weil man gestützt auf tausende von Patenten Technologien für Schlüsselbereiche anbietet und man es verstanden hat, das organische Wachstum auch noch durch regelmäßig getätigte Zukäufe zu verstärken. So hat man nach dem im Dezember 2013 erfolgten Kauf des US-Storage- und Netzwerkspezialisten LSI Corp. für 6,6 Milliarden Dollar im Februar die Übernahme des Server-Adapter-Spezialisten Emulex für 609 Millionen Dollar verkündet. Der jüngste Zukauf wurde von Experten begrüßt, weil er durch den deutlichen Ausbau der Produktpalette im Bereich Enterprise-Storage und eine intensivere Ausrichtung auf Server und Storage-Infrastrukturen der nächsten Generation als weiterer Schritt in Richtung Hochleistungsnetzwerke eingestuft wird. Der Vorteil der Emulex-Produkte ist, dass FibreChannel-Adapter als die beste Methode gelten, um eine optimale Leistung für Speichernetzwerke zu erzielen. Aber auch die Baseboard Management Controller für die Fernwartung von Servern sollen gut zu den SATA-, SAS- und SAS-RAID-Chips der LSI-Sparte passen.

Die Tatsache, dass die Avago-Aktie in den vergangenen Wochen konsolidierte, dürfte vor dem Hintergrund des zuvor Geschriebenen nicht direkt dem jüngste Zukauf geschuldet sein, sondern eher dem nach dem vorherigen Gipfelsturm allgemein ausgestauten Konsolidierungsbedarf. Wobei die Notiz aktuell schon wieder Anstalten macht, die eingelegte Verschnaufpause zu beenden. Der am 23. März aufgenommene Abwärtstrend ist bereits geknackt und dem damit verbundenen Schwung könnte der Titel nutzen, um bald einen ernsthaften Angriff auf das bisherige Rekordhoch zu starten.



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Hohe Ergebniserwartungen

Damit der nachhaltige Sprung über diese Bestmarke klappt, kommt es auf ansprechende Zahlen für das abgelaufene Quartal bei deren Bekanntgabe am 28. Mai an. Die Messlatte liegt dabei gemessen an den Zuwachsraten relativ hoch. Im Schnitt rechnen Analysten mit einem Anstieg des Quartalsgewinns im Vergleich mit dem Vorjahr von 0,85 auf 2,01 Dollar. Mit dem Umsatz soll es gleichzeitig in den vergangenen drei Monaten von 0,701 Milliarden auf 1,63 Milliarden nach oben gegangen sein. Bei der Vorlage der beiden jüngsten Quartalsberichte hat es die Gesellschaft beispielsweise jeweils geschafft, die Gewinnprognosen um mindestens mehr als zehn Prozent zu übertreffen.

Auch dieses Mal dürfte der Markt von einem besser als erwartet ausfallendem Ergebnis ausgehen. Für diese Haltung sprechen auch die gut laufenden Geschäfte bei Apple. Davon sollte auch Avago profitiert haben, weil die Gesellschaft Halbleiter für iPhones und iPads liefert und Apple mehr als zehn Prozent der Umsätze bringt.

Wie groß die Erwartungshaltung ganz allgemein ist, zeigt sich auch an den Prognosen für das laufende und das kommende Jahr. So wird beim Gewinn je Aktie für 2015 mit einer Verbesserung von 4,90 auf 8,43 Dollar gerechnet und für 2016 mit 9,10 Dollar. Beim Umsatz sollen 6,78 Milliarden nach 4,31 Milliarden Dollar hängen bleiben und 2016 dann 7,38 Milliarden Dollar.



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Zukäufe ein Teil der Strategie

Aber vielleicht müssen die Analysten schon bald das Rechnen wieder ganz von vorne anfangen. Denn Gerüchten zufolge hat der Vorstand von Avago schon wieder neue Übernahmegelüste. Als vorhandene Kriegskasse ist dabei von rund zehn Milliarden Dollar die Rede und als mögliche Ziele werden Maxim Integrated Products, Xilinx und Renesas Electronics herumgereicht. Ob daran etwas dran ist, ist völlig offen, der Aktienkurs hat am Freitag auf die Spekulationen aber schon mal sehr positiv reagiert.

Im Februar wurde übrigens der Plan aufgegeben, beim Konkurrenten Freescale Semiconductor einzusteigen, ein Unternehmen, das sich inzwischen NXP Semiconductors einverleibt. Das war aber kein Beinbruch, sondern auch die Absage von möglichen Übernahmen gehört zum Geschäft. Insbesondere dann, wenn die Verantwortlichen nicht sicher sein sollten, ob sich ein Geschäft auch wirklich lohnt. Zuletzt hat Avago bei Übernahmen jedenfalls ein glückliches Händchen bewiesen und deshalb klingt es auch eher nach einem Versprechen statt nach einer Drohung, dass die Analysten von Nomura auf Sicht von zwei bis drei Zukäufen im Jahr bei Avago ausgehen.

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Kursverzehnfachung gegenüber 2009 noch längst nicht abgehackt

Apropos Analysten: Deren Kursziel für die Aktie liegt im Schnitt mit 141,52 Milliarden Dollar rund zehn Prozent über den aktuellen Kursen. Zudem rechnen sie im Schnitt auch weiterhin mit einem hohen Wachstumstempo. Nach einem in den vergangenen fünf Jahren eingefahrenen Gewinnplus je Aktie von 25,35 Prozent p.a. sollen es in den kommenden fünf Jahren noch etwas höhere 26,17 Prozent werden. Stimmt diese Annahme, dann wäre die Bewertung auf KGV-Basis für das Geschäftsjahr 2015/16 mit gut 14 gemessen an den Wachstumsaussichten noch gut vertretbar. Nicht unerwähnt bleiben sollte allerdings, dass sich der Börsenwert mit 33,13 Milliarden Dollar erheblich über dem für 2015/16 erwarteten Umsatz von 7,38 Milliarden Dollar bewegt.

Damit das gerechtfertigt werden kann, muss die Gesellschaft wie von Analysten erhofft für das 2017 erwartete iPhone7 wieder nennenswerte Aufträge an Land ziehen. Außerdem kommt es darauf an, sich vom expandierenden Geschäft mit dem 4G-/LTE-Mobilfunkstandard der vierten Generation in China eine Scheibe abzuschneiden. Gelingt alles das, könnte es mittelfristig sogar noch etwas werden aus einer Kursverzehnfachung gemessen an dem im November 2009 markierten Tief von 14,50 Dollar.