Der Übernahmehammer schlechthin ist das: Der US-Investor Hellman & Friedman will den deutschen Onlinehändler für Tiernahrung Zooplus für 2,8 Milliarden Euro übernehmen. 390 Euro je Aktie will der Investor auf den Tisch blättern. Dies entspricht einer Übernahmeprämie von rund 40 Prozent auf den Kurs, der vor dem Gebot an der Börse gezahlt wurde. Der stattliche Aufpreis zeigt, dass sich der Kauf von Aktien lohnen kann, die in den Fokus von Investoren rücken.

Es sind vor allem Private-Equity-Gesellschaften, die hohe Übernahmeprämien bezahlen. Gerade im aktuellen Umfeld stehen die Chancen gut, dass weitere Firmen ins Visier geraten könnten. Geht es nach JP Morgan, könnte es im Jahr 2021 die höchsten Volumen aller Zeiten bei Übernahmen geben. Damit ließe sich auch das Rekordjahr 2007 übertrumpfen.

Allein im Juli betrug das Volumen für Fusionen über 500 Milliarden US-Dollar, bis zur Jahresmitte lag es schon bei 3490 Milliarden Dollar. Und das Karussell dreht sich immer schneller. So gab es im Monat August bereits fünf Übernahmen börsennotierter Firmen in Deutschland.

Aktuell ist nicht abzusehen, wann das Tempo nachlässt. Weil die Zinsen niedrig sind und Beteiligungsgesellschaften auf einem riesigen Batzen Geld sitzen, sind Übernahmen trotz hoher Aufschläge immer noch ein lohnendes Investment.

Auch die anderen Parameter passen zur Stimmung: Das konjunkturelle Umfeld hellt sich weiter auf, immer noch steigen die Börsenkurse und fehlende Anlagealternativen sorgen dafür, dass der Anlagedruck weiterhin sehr hoch bleibt. Weil das Geschäft im ersten Lockdown der Corona-Krise schwach war, kommt es jetzt zu Nachholeffekten.

Viele Investoren sind auf der Suche nach Übernahmekandidaten. Erfolg verspricht sich zum Beispiel der US-Finanzinvestor Carlyle: Er will den Münchner Verkehrstechnikspezialisten Schaltbau übernehmen. Sein Interesse gilt besonders der Sparte Elektromobilität. Nach eigenen Angaben sicherte sich der Investor bereits 69 Prozent Zusagen bisheriger Anteilseigner. Der Aufschlag beträgt 32 Prozent zum Kurs vor der Offerte. Struktur und Standort der Gruppe sollen erhalten bleiben. Der Schaltbau-Vorstand äußerte sich positiv zum geplanten Einstieg des Investors. Mit einer finanziellen Spritze und dem Zugang zu dessen Netzwerk erhofft sich der Konzern, die Pläne für das Wachstum umsetzen zu können.

Aktuell scheint die Bahnbranche für Finanzinvestoren attraktiv zu sein: So wollen Swiss Life Asset Management und der französische Investor Vauban Infrastructure Partners den Waggonvermieter Aves One übernehmen. Auch dort soll ein satter Aufschlag bezahlt werden: knapp 40 Prozent. Anlegern machen die häufig so gescholtenen Private-Equity-Investoren aktuell viel Freude.

Dagegen scheinen strategische Investoren etwas sparsamer zu sein: Der Autozulieferer Faurecia will den Wettbewerber Hella für 6,8 Milliarden Euro übernehmen. Mit den Eigentümerfamilien einigten sich die Franzosen auf 60 Euro je Aktie. Die restlichen Aktionäre bekommen dasselbe Angebot sowie eine Dividende von 96 Cent je Aktie. Dass der Deal für Faurecia gut ist, zeigt der Blick auf den Aktienkurs. Der Titel der Franzosen schoss zweistellig in die Höhe, der von Hella fiel dagegen. Nicht immer ist es für Aktionäre also von Vorteil, Titel der zu übernehmenden Gesellschaft zu halten - in der Regel zahlt sich ein längerer Atem aber aus.

BÖRSE ONLINE hat sich auf Spurensuche begeben und insgesamt 25 interessante Übernahmekandidaten herausgefiltert. Neun Favoriten davon stellen wir auf den kommenden Seiten näher vor. Geeignete Unternehmen verfügen nach unseren Kriterien über eine starke Marktstellung. Idealerweise sind diese Firmen zudem in einer Branche aktiv, deren Wachstumsaussichten gut sind. Das ist etwa im Halbleitersektor der Fall. In den vergangenen Jahren und vor allem im Coronavirus-Krisenjahr 2020 hat sich die Halbleiterindustrie gut entwickelt. Die Attraktivität des Marktes, starke Wachstumsaussichten und die angesichts des aktuellen Chipmangels in vielen Branchen sichtbar werdende strategische Bedeutung des Halbleitersektors fu¨hrten bereits zu zahlreichen Übernahmeaktivitäten in dieser Sparte - auch hierzulande.

Auf der Kandidatenliste standen etwa der Waferproduzent Siltronic oder der Halbleiterspezialist Dialog Semiconductor. Das muss allerdings noch nicht das Ende sein: Aixtron und Su¨ss Microtec könnten ebenfalls aussichtsreiche Übernahmekandidaten sein. Selbst das DAX-Unternehmen Infineon wäre für zahlungskräf- tige Investoren prinzipiell akquirierbar.

Ein wichtiges Kriterium für eine Akquisition ist die Aktionärsstruktur. Diese sollte eine Übernahme zulassen. Familien, die einen hohen Anteil haben und fest im Sattel sitzen, gelten als schwierige Ziele. So ist es relativ unwahrscheinlich, dass demnächst der Autovermieter Sixt übernommen wird. Erst vor Kurzem hat Vater Erich die Geschäftsleitung seinen Söhnen Alexander und Konstantin übertragen.

Interessant kann eine Konstellation sein, bei der ein Finanzinvestor bereits eine größere Beteiligung hält. So erhöhte etwa Primepulse den Anteil am Software- und Prozessberatungshaus Cenit kürzlich auf 25 Prozent. Gut möglich, dass Primepulse weiter aufstockt, um operativ Synergien mit verwandten Unternehmen zu heben.

Auch strategische Investoren, die in der gleichen oder einer ähnlichen Branche tätig sind, könnten an der Übernahme einer Firma interessiert sein, um sie zu kontrollieren und Gewinne abzuschöpfen. So könnte der italienische Luft- und Raumfahrtkonzern Leonardo die Fühler nach dem deutschen Wettbewerber Hensoldt ausstrecken. Aktuell stehen 25,1 Prozent Anteil bereits im Raum, das Kartellamt muss noch zustimmen.

 


German M&A Zertifikat: 389 Prozent mit Übernahmen

Schon seit neun Jahren gibt es ein Finanzprodukt, das von Übernahmen profitieren soll. Im September 2012 hat unser freier Mitarbeiter Jörg Lang einen Index mit 20 Aktien deutscher Unternehmen kreiert, die Ziel einer Übernahme werden könnten. Die Investmentidee dahinter: Bei einer Übernahme wird in der Regel eine hohe Prämie gezahlt, die die normale Wertentwicklung von Aktien übersteigt. Wer die richtigen Werte im Depot hat, kann überproportional profitieren.

Das gilt auch, wenn die Aktie selbst nicht betroffen ist, in der Branche aber Übernahmen durchgeführt werden. Die Auswahl erfolgt nach Unternehmensqualität und Bewertung. Letztlich müssen die Firmen auch einen bestimmten Mindestbörsenwert von 100 Millionen Euro und eine ordentliche Börsenliquidität mitbringen. Die 20 Werte des Index sind gleichgewichtet und werden einmal im Quartal angepasst. Dann hat der Indexberater auch die Möglichkeit, einzelne Werte im Index auszutauschen.

Auf diesen Index hat die Hypovereinsbank ein Zertifikat emittiert, das die Entwicklung des Übernahmebarometers abbildet. Dividenden werden in den Index reinvestiert. Bisher ist die Rechnung voll aufgegangen: Der Index hat seit seinem Start um 389 Prozent zugelegt. Zum Vergleich: Der DAX gewann im gleichen Zeitraum lediglich 112 Prozent.

Bilfinger-Aktie: Attraktives Geschäft und ein niedriger Preis


Dass Bilfinger etwas zu bieten hat, wurde schon vor einigen Monaten klar, als der französische Wettbewerber Altrad mit dem Management verhandelte. Doch der kolportierte Preis von 34 Euro war zu niedrig, um den Franzosen den Einblick in die Bücher zu gestatten. Kein Wunder. Der Großaktionär, die schwedische Beteiligungsfirma Cevian, hat die Aktie zu deutlich höheren Kursen auf dem Buch. Wahrscheinlich muss jenseits von 40 Euro geboten werden. Und das ist drin. Der Baukonzern hat den Turnaround geschafft. Die Halbjahreszahlen zeigen die Früchte der langen Restrukturierung. Zudem ist der Industriedienstleister recht gut in spannenden Themen positioniert. So hat Bilfinger einen Schwerpunkt in der Energiewirtschaft. Viele Firmen werden künftig ihren Kohlendioxidausstoß reduzieren müssen - ein großes und globales Einsatzgebiet. Der Umbau des Unternehmens ging auch mit einer Verbesserung der Bilanz einher. Das Unternehmen hat gerade die letzte Tranche aus dem Verkauf seines Immobilienmanagementgeschäfts erhalten. Nach der Hauptversammlung 2022 sollen 4,55 Euro an die Aktionäre ausgeschüttet werden, zudem will der Konzern einen Aktienrückkauf in die Wege leiten. Ein potenzieller Käufer, der früher zuschlägt, kann diese Mittel in deutlich dreistelliger Millionenhöhe auch als Kaufpreisrefinanzierung einsetzen.

Empfehlung: Kaufen

Cenit-Aktie: Investorenholding baut Anteil weiter aus


Die Beteiligungsholding Primepulse, die schon seit längerer Zeit Großaktionärin beim IT-Beratungs- und Softwarehaus Cenit ist, hat ihren Anteil jüngst weiter aufgestockt und hält nun 25 Prozent an Cenit. Die technologieorientierte Primepulse-Gruppe, hinter der die Gründer des börsennotierten IT-Dienstleisters Cancom stehen, hielt zuvor 21,4 Prozent. Beide Unternehmen wollen die von Cenit bis 2025 gesteckten Wachstumsziele aktiv umsetzen. Die Folgen der Corona-Pandemie spu¨rt Cenit deutlich. Im ersten Halbjahr musste der IT-Spezialist einen leichten Umsatzru¨ckgang auf 74 Millionen Euro hinnehmen.

Das Ebit stieg jedoch von 0,78 auf 0,94 Millionen Euro. 2021 wird ein Umsatz von 152 Millionen Euro und ein Ebit von 4,9 Millionen Euro erwartet. Was Primepulse konkret mit Cenit plant, ist bisher nicht bekannt, aber die Holding hält Beteiligungen an Firmen mit zukunftsfähigen Geschäftsmodellen, deren Fokus auf Technologie liegt und die durch ihr digitales Entwicklungspotenzial eine hohe Wachstumsdynamik haben. Primepulse hat mit dem Inspektionsspezialisten Stemmer und der Elektronikfirma Katek bereits zwei Firmen aufgebaut und an die Börse gebracht, die durchaus Nähe zu Cenit haben. Bisher gibt es zwar auf operativer Ebene keine Verbindungen, das könnte sich aber schnell ändern. Cenit bleibt ein attraktiver Nebenwert mit Übernahmefantasie. Spekulativ kaufen.

Empfehlung: Kaufen

Hensoldt-Aktie: Leonardo plus volle Auftragsbücher


Die Produkte des Spezialisten für Radartechnologie werden im Verteidigungsbereich, aber auch in der zivilen Luftfahrt eingesetzt. Dank steigender Ausgaben der Staaten für Sicherheit nimmt der Auftragseingang von Hensoldt deutlich zu. Zum ersten Halbjahr wurden Orders in Höhe von 2,1 Milliarden Euro hereingenommen, der Auftragsbestand beläuft sich auf rund fünf Milliarden Euro. Damit ist Hensoldt über viele Jahre ausgelastet. Auf den ersten Blick ist das Unternehmen schon wegen des hohen Rüstungsanteils und einer Beteiligung des deutschen Staates von 25,1 Prozent kein klassischer Übernahmekandidat. Auf den zweiten Blick hingegen schon.

Klar ist auf jeden Fall, dass die Bewertung des Unternehmens auch im internationalen Vergleich sehr niedrig ist. Das liegt daran, dass Investoren den Sektor meiden. Branchenvertreter hingegen nicht. Das auf Luft- und Raumfahrt spezialisierte Unternehmen Leonardo ist im Begriff, eine 25,1-Pro- zent-Beteiligung an Hensoldt zu übernehmen. Hier müssen erst die Kartellämter zustimmen. Ist das der Fall, wächst die Wahrscheinlichkeit, dass die Italiener versuchen, ihre Beteiligung auszubauen. Um Hensoldt konsolidieren zu können, müsste Leonardo zumindest die Kontrolle haben. Ein Übernahmeangebot wäre die logische Folge. Nur zum Vergleich: Leonardo hat beim Einstieg schon 23 Euro gezahlt.

Empfehlung: Kaufen

Home24-Aktie: Möbelkauf per Internet gewinnt an Dynamik


Immer mehr Menschen nutzen das wachsende Onlineangebot, um auch große Möbelstücke und sperrige Wohnaccessoires per Computer zu bestellen. Der weltweite Onlineanteil im Markt für Home & Living wächst beständig und soll sich laut Schätzungen bis 2025 auf 18 Prozent verdoppeln. Die Corona-Krise hat das Onlineshopping in der Möbelbranche zusätzlich beflügelt. Von diesem Trend profitiert der Onlinehändler Home24 Der Spezialist für Möbel und sonstige Wohnaccessoires ist in Europa in sieben Ländern aktiv und in Brasilien unter der Marke Mobly tätig.

Home24 liefert hierzulande seine Produkte frei Haus - auch Retouren sind gratis. Das kommt gut an. Die Zahl der aktiven Kunden nahm im Jahresvergleich um 37 Prozent auf 2,4 Millionen zu. Die Berliner überzeugten jüngst auch mit den Halbjahreszahlen. Der Umsatz kletterte um über 50 Prozent nach oben. Gewinne macht Home24 unterm Strich noch nicht. Auch die Margen sind mickrig. Doch das gehört zum Konzept. Firmenchef Marc Appelhoff setzt noch voll auf die Gewinnung von Neukunden und investiert viel Geld in den Ausbau von Logistik- und Lagerkapazitäten sowie Technologie. Die Aktie wird aktuell etwa zum halben für 2023 geplanten Jahresumsatz von einer Milliarde Euro gehandelt. Ein Börsenwert auf Höhe des kompletten Jahreserlöses wäre mittelfristig ein faires Niveau, auch für den Fall einer Übernahme.

Empfehlung: Kaufen

Klöckner&Co.-Akite: Handelsplattform ist der große Joker


Dank hoher Metallpreise schwimmt Klöckner & Co auf einer Rekordwelle. Noch nie seit dem Börsengang 2006 hat der auf Stahlhandel und -veredlung spezialisierte Konzern in einem ersten Halbjahr so viel verdient wie 2021. Die Aktie hat das zwar nachvollzogen, notiert aber weit unter historischen Bestwerten. Die Skepsis der Börsianer ist mit Blick auf die Historie und die starken Schwankungen verständlich, weil sich die aktuelle Situation auch wieder normalisieren dürfte. Aber aus Sicht von potenziellen Käufern, etwa Beteiligungsfirmen, bringt Klöckner Reizvolles mit.

Das Unternehmen hat mit Swoctem, der Beteiligungsfirma des Industriellen Friedhelm Loh, einen Aktionär, der das Potenzial schon früh erkannt hat, der knapp unter 30 Prozent hält und mit Partnern auch eine Komplettübernahme durchziehen würde. Gespräche wurden bereits 2020 geführt. Das Geschäftsmodell wurde zudem dank Digitalisierung so optimiert, dass der Konzern selbst 2020 operativ noch schwarze Zahlen schreiben konnte. Und der große Joker: Klöckner hat die Handelsplattform XOM Materials aufgebaut, über die Firmen Materialien, aber auch andere Vorprodukte handeln können. Und an jedem Geschäft verdient der Konzern. Die Zahl der Nutzer wächst, und die Plattform kann bei voller Nutzung einmal viel mehr wert sein als der ganze Konzern heute.

Empfehlung: Kaufen

Nfon-Aktie_ Im Verlgeich viel zu niedrig bewertet


Der Anbieter von Cloud-Telefonie setzt vor allem auf Neukundengewinnung, und das nicht nur in Deutschland. Diese Wachstumsstrategie kostet Geld, und deshalb schreibt Nfon unterm Strich noch rote Zahlen und zahlt auch keine Dividende. Das große Potenzial des Geschäfts liegt vor allem in den Kostenvorteilen, die die Cloud-Telefonie Kunden bringt. Das Unternehmen erhält neben den Einnahmen aus dem Verkauf der Hardware laufende monatliche Einnahmen pro Endnutzer. Und die lassen sich leicht steigern.

Neben der Telefonie können über das System weitere Dienstleistungspakete wie Telefonkonferenzen oder Officelösungen angeboten werden. Weil die Grenzkosten der zusätzlichen Angebote gering sind, kann das Geschäft einmal erheblich skalieren. Dass hier auf lange Sicht einiges zu holen sein könnte, wird auch durch das Engagement der Beteiligungsfirma Active Ownership bestätigt, die rund 25 Prozent der Anteile hält und schon einige Kapitalmaßnahmen mitgetragen hat. Dass Active Ownership bei einem attraktiven Angebot auch verkauft, zeigt der Ausstieg bei Schaltbau nach der Übernahme. Klar ist: Sollte es bei Nfon zu einer Übernahme kommen, dürfte die Prämie sehr hoch sein. Vergleichbare Firmen wie Ringcentral in den USA werden mit vielfach höheren Multiplikatoren gehandelt. Das könnte für eine Übernehmerfirma Ansporn genug sein.

Empfehlung: Kaufen

Prosiebensat.1-Aktie: Medienwert mit Übernahmefantasie


Beim Medienkonzern ProSiebenSat.1 laufen die Geschäfte gut. Zum Halbjahr stieg der Umsatz um 47 Prozent, das Ergebnis hat sich auf rund 165 Millionen Euro mehr als versechsfacht. Getragen wurde die Entwicklung von höheren Werbeeinnahmen. Die haben im zweiten Quartal das Niveau des vom Lockdown stark belasteten Vorjahres um 56 Prozent übertroffen. Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr hob das Unternehmen seine Prognosen für Umsatz und Gewinn an. Für das Gesamtjahr strebt der Vorstand jetzt eine Umsatzsteigerung um neun bis elf Prozent auf 4,4 bis 4,5 Milliarden Euro an. Der operative Gewinn soll um 16 Prozent auf 800 bis 840 Millionen Euro steigen.

Neben der Comebackstory im TV-Geschäft hat die Aktie weiterhin Übernahme- appeal. Der italienische Medienkonzern Mediaset, der die deutsche Sendergruppe gern in den Aufbau einer europäischen Plattform einbauen wu¨rde, hat seinen direkten Anteil auf u¨ber 14 Prozent ausgebaut. Gleichzeitig werden noch fast neun Prozent der Anteile u¨ber Derivate kontrolliert. Interessant ist zudem, dass laut Gerüchten bei Parship Meet demnächst der IPO anstehen könnte. Flüsterschätzungen taxieren den Wert auf drei bis 3,5 Milliarden Euro. ProSiebenSat.1 hält 53 Prozent der Anteile, die danach mehr als die Hälfte des aktuellen Börsenwertes abdecken würden. Spannende Story.

Empfehlung: Kaufen

Snp Schneider-Neureither-Aktie: Spannender Markt und Nachfolgerfrage


Gemessen an klassischen Bewertungskriterien ist die Aktie der Softwarefirma SNP Schneider-Neureither eher zu hoch bewertet. Doch wie die Firmenkäufe der vergangenen Monate gezeigt haben, werden selbst bei hohen Gewinnmultiplikatoren noch ordentliche Prämien gezahlt, wenn es Geschäftspotenzial gibt. Und das ist bei SNP zweifelsfrei reichlich vorhanden, und vor allem strategische Käufer aus dem IT-Sektor könnten sich für das Unternehmen interessieren. Die Heidelberger sind Spezialisten für Datenintegration mit einem Schwerpunkt im SAP-Umfeld.

Der Dienst von SNP ist etwa bei Übernahmen gefragt, wenn die Daten des gekauften Unternehmens den Systemen der neuen Mutter angeglichen werden müssen. Mit dem Siegeszug der Cloud-Lösungen gewinnt das Know-how von SNP deutlich an Wert. Das gilt vor besonders für das SAP-Umfeld. Der Walldorfer Softwareriese will die R/3-Lösungen in absehbarerer Zeit nicht mehr unterstützen. Die Kunden müssen dann ins S/4HANA-Umfeld umziehen oder sich eine andere Lösung suchen. Auf jeden Fall müssen die Daten erhalten und bewegt werden. Experten rechnen hier mit lukrativen Aufträgen für SNP. Die Mehrheit der Aktien befindet sich in Streubesitz. Nach dem plötzlichen Tod des Firmengründers und Chefs Andreas Schneider-Neureither könnte bei den Altaktionären zudem Verkaufsbereitschaft vorhanden sein.

Empfehlung: Kaufen

Süss Microtec-Aktie: Heißer Kandidat in einer Konsolidierung


Dass Halbleiter bei zunehmender Digitalisierung in allen Bereichen des Lebens eine Schlüsselrolle einnehmen, wird immer deutlicher. Überall werden die Kapazitäten ausgebaut. Die Auftragsbücher der Halbleiterausrüster, die die entsprechenden Anlagen und Maschinen herstellen, sind prall gefüllt. Vor allem im Front-End der Produktion, also in der direkten Chipherstellung, hat es unter den Ausrüstern schon eine Konsolidierung gegeben. Bei den sogenannten Back-End-Prozessen, die sich mit dem Testen der Chips, dem Verbinden oder dem Packaging beschäftigen, ist der Markt fragmentiert.

Im Back-End-Segment gehört Süss Microtec zu den größeren Anbietern. Die Auftragsbücher sind voll. Das Unternehmen will den Umsatz und die Ergebnismarge bis 2025 um jeweils 50 Prozent steigern. In dieser Ausgangssituation ist Süss Microtec sowohl für Beteiligungsfirmen als auch für große Anbieter aus dem Front-End-Bereich, die ihren Einfluss ausbauen wollen, ein Übernahmekandidat. Das Unternehmen würde sich als Plattformfirma jedenfalls gut eignen, um den Bereich zu konsolidieren und einen Branchenmarktführer mit entsprechend höheren Margen über den Zyklus aufzubauen. Die Aktie ist historisch betrachtet nicht billig, jedoch gemessen an den eigenen Zielen attraktiv bewertet. Das ließe auch Platz für eine Übernahmeprämie.

Empfehlung Kaufen