Die USA haben den Winter überstanden
Zu Beginn dieses Jahres fielen die US-Konjunkturdaten durch den ungewöhnlich harten Winter überraschend schlecht aus, doch die letzten Wochen ließen wieder die Dynamik der größten Volkswirtschaft der Welt erkennen. Das Gesamtbild ist ermutigend. Nach dem steilen Rückgang im Januar hat die Industrie im Februar einen Teil des verlorenen Bodens wieder gutgemacht. Frühindikatoren wie der ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe oder der Composite-Index des Conference Board lassen für das 2. Quartal mehr Wachstum erwarten, und auch das Verbrauchervertrauen ist recht stabil. Der Arbeitsmarkt hat im März erfreuliche Fortschritte gemacht, und die Erwerbsquote scheint ihren Tiefpunkt erreicht zu haben. Auch die Löhne erholen sich und sind derzeit 2,5% höher als vor einem Jahr - stärker sind sie seit Ende 2010 nicht mehr gestiegen. Der einzige dunkle Punkt ist der Immobilienmarkt, wo steigende Hypothekenzinsen die Erholung der Hauspreise und die Bautätigkeit gebremst haben. Insgesamt dürfte das BIP-Wachstum im 1. Quartal unter 2% gelegen haben, was aber im 2. Quartal zum Teil ausgeglichen werden könnte. Aufgrund solider Fundamentaldaten der Unternehmen und besserer Rahmenbedingungen für die Verbraucher rechnen wir für das Gesamtjahr 2014 mit einem Wachstum zwischen 2,5 und 3%.
In der Diskussion darüber, ob die schwachen Daten eher auf das Wetter oder auf fundamentale Faktoren zurückzuführen waren, bezog die Fed klar Stellung: Bei der Sitzung im März hat ihr Offenmarktausschuss seine Erwartungen für die Federal Funds Rate in den Jahren 2015 und 2016 leicht angehoben.1 Auf diese leichte Überraschung, die für eine restriktivere Geldpolitik spricht, reagierte der Markt, indem er seine Erwartung für die erste Zinserhöhung vom 4. auf das 3. Quartal 2015 vorverlegte. Unsere Prognose bleibt jedoch unverändert: Ende 2015 sehen wir die Federal Funds Rate bei 1%, Ende 2016 bei 2%.
Europa: Aufschwung ohne Inflation
Im Euroraum scheint der Aufschwung Anfang 2014 an Dynamik gewonnen zu haben. Die wichtigste Triebkraft ist, wie von uns erwartet, der private Verbrauch: Die Besserung am Arbeitsmarkt, die geringe Inflation sowie die nachlassende wirtschafts- und fiskalpolitische Unsicherheit sorgen 1 Außerdem verriet die neue Vorsitzende Janet Yellen mehr über ihre Einschätzung des Arbeitsmarkts und erklärte, warum sie ihn noch immer für schwach hält. dafür, dass die Haushalte wieder mehr Geld ausgeben. Auch die Unternehmensinvestitionen erholen sich, und zwar nicht nur in Deutschland. Das 1. Quartal dürfte einen deutlichen Aufschwung in Deutschland und Italien gebracht haben, während die Erholung in Frankreich und Spanien wohl etwas gedämpfter war. Insgesamt bleiben wir aber optimistisch und erwarten für dieses Jahr einen zwar moderaten, aber anhaltenden Aufschwung. Ein Risiko könnte sein, dass die Anleger möglicherweise zu optimistisch werden und alle Sorgen um den Euroraum vergessen. Großbritannien erfreut sich unterdessen weiter eines soliden Aufschwungs, getragen von lockereren Kreditbedingungen und steigender Produktion.
Das schwache Glied in dieser Kette ist weiterhin die Inflation, die in diesem März im Euroraum 0,5 Prozentpunkte niedriger war als vor einem Jahr. Dieser Rückgang hatte allerdings technische Gründe, und wir sind der Ansicht, dass der Tiefpunkt bereits erreicht ist.2 Im Rest des Jahres dürfte sich die Inflation stabilisieren, dabei aber deutlich unter dem EZB-Ziel von 2% bleiben. Aus geldpolitischer Sicht hat deren Sitzung im April keine echten Überraschungen gebracht. Die Zentralbank ist weiterhin klar im Lockerungsmodus und hat ihren Fokus leicht von der Zinspolitik zu unkonventionellen Maßnahmen verschoben. Wir gehen nach wie vor davon aus, dass sie im Verlauf dieses Jahres ein Wertpapierkaufprogramm auflegen wird, möglicherweise schon im Juni, wenn mehr Informationen über die Ergebnisse des Asset Quality Review vorliegen.