Wer aus einem westlichen Blickwinkel die Entwicklung des chinesischen Internetmarktes verfolgt, der tut das stets auch mit einem weinenden Auge. Denn ein Ort, in dem Meinungsfreiheit herrscht, ist das Internet dort noch weniger als bei uns. Dafür sorgen schlicht und einfach staatliche Regulierungen und Aufsichtsmaßnahmen.

Gleichzeitig ist es aber so, dass das Internet in China ein starkes Wachstumssegment ist und bis auf weiteres auch bleiben wird. Das begünstigt nicht zuletzt auch Branchenvertreter, die ihr Geld mit dem Angebot von Internetwerbung verdienen. Bei der US-Investmentbank Jefferies gehen die Analysten davon aus, dass um Jahr 2020 bereits mehr als 80 Prozent aller Werbung in China online geschaltet wird.

Dafür dürften nicht zuletzt auch die Vorlieben der Millennials-Generation sorgen, die primär online agieren. Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate wird dabei von 2015 bis 2020 auf 21 Prozent taxiert.

Vor diesem positiven Hintergrund rät Jefferies in einer Branchen-Studie zu vier chinesischen Internet-Unternehmen zum Kauf, die von dem skizzierten Trend bei der Online-Werbung profitieren sollten. In Kaufempfehlung wird dabei bestätigt, ein Wert hochgestuft und bei zwei Titeln wurde die Abdeckung eben erst aufgenommen. Börse Online verrät auf den nachfolgenden Seiten etwas mehr über diese Aktien.



China Internet-Aktien-Favorit von Jefferies, Nummer eins: Tencent Holdings Ltd. (WKN: A1138D, 184,50 Hongkong-Dollar, 21,537 Euro, alle Angaben beziehen sich auf den Stand vom 01. August)



Mit einem Chartbild fast wie gemalt kann erfreulicherweise Tencent aufwarten. Seit mehr als ein Jahrzehnt schrauben sich hier die Notierungen kontinuierlich immer weiter nach oben und der Chart sieht dadurch so aus, wie man sich das als Anleger wünscht.

Der chinesische Internetriese steht dabei auf mehreren Beinen. Angeboten werden Sofortnachrichtendienste, Sozialen Netzwerke, Onlinemedien oder Musik-Streaming-Dienst. Als echtes Pfund, mit dem man wuchern kann, erweist sich dabei die App WeChat. Denn dabei handelt es sich nicht nur um einen Messaging-Dienst, sondern gleichzeitig auch um eine Platform für Online-Games und E-Commerce.

Durch die Fusion des eigenen Digitalmusikangebot QQ Music mit dem Wettbewerber China Music soll außerdem der Marktführer im chinesischen Markt für Online-Musik geschaffen werden, an dem man die Mehrheit halten wird. Kürzlich wurden außerdem für rund 8,6 Milliarden Dollar 84,3 Prozent der Anteile am finnischen Internetriesen Tencent gekauft. Damit steigt die Gesellschaft auch zu einem Schwergewicht in der Onlinespielebranche auf.

Wie die starke Kursentwicklung signalisiert, gefällt den Anlegern die von dem Unternehmen verfolgte Strategie. Auch bei Jefferies sind die Analysten davon angetan. Die Verantwortlichen wittern großes Potenzial für das Werbegeschäft im Social-Online-Bereich sowie beim Mobile Gaming. Tencent bringe auch das Zeug dafür mit, um sich zu einer Finanzierungs-Plattform nach dem Vorbild von Alipay zu entwickeln.

Trotz einer bereits starken Kursentwicklung habe der Titel weiter Luft nach oben. Als Kursziel wurden im Zuge einer jüngst aufgenommenen Abdeckung des Titels 223 Hongkong-Dollar genannt. Das bewegt sich um knapp 21 Prozent über den aktuellen Notierungen. Auf dieser Basis wird eine Bewertung zu einem KGV von 37 auf Basis der Gewinnschätzungen für die nächste zwölf Monate für angemessen gehalten und ein 1,4-faches Verhältnis von Kurs zum Gewinnwachstum.

Die nächsten Quartalszahlen sind hier für den 17. August angekündigt. Die Messlatte aus dem vorherigen Dreimonatszeitraum beträgt beim jeweils plus 43 Prozent für Umsatz als auch für den operativen Gewinn. Auf den weiteren Geschäftsverlauf schauten die Verantwortlichen damals mit Zuversicht.





China Internet-Aktien-Favorit von Jefferies, Nummer zwei: Baidu Inc. ADRs (WKN: A0F5DE, 163,23 Dollar, 145,57 Euro)



Der Aktienkurs von Baidu, dem nächsten Mitfavoriten bewegt sich nüchtern betrachtet schon letztlich seit 2011 in einem Seitwärtstrend. Zwischenzeitlich gab es zwar auch hoffnungsvolle Ansätze für einen Ausbruch nach oben, als 2014 neue Kursrekorde markiert worden, doch anschließend viel der Titel wieder deutlich zurück. Charttechnisch kann dem von 2006 bis Anfang 2011 sehr stark gestiegenen Titel somit derzeit keine Bestnote verliehen werden.

Die Zurückhaltung der Anleger lässt sich auch leicht erklären, denn dafür genügt ein Blick auf die Unternehmensnachrichten. Musste der führende chinesische Suchmaschinenbetreiber, der mehr als 90 Prozent seiner Einnahmen durch Online-Werbung erzielt und in China über einen Marktanteil von 80 Prozent verfügt, doch gerade erst wieder Zahlen veröffentlichen, die den Anlegern nicht schmeckten. Konkret fiel der Gewinn im zweiten Quartal von 4,02 Milliarden Renminbi auf 2,81 Milliarden Renminbi, wobei der Umsatz in diesem Zeitraum von 16,57 Milliarden Renminbi auf 18,26 Milliarden Renminbi zulegte. Nicht gerade prickelnd liest sich auch der für das laufende Quartal abgegeben Umsatzausblick. Denn der bewegt sich mit einer Spanne von 18,04-18,58 Milliarden Renminbi lediglich in etwa auf Höhe des jetzigen Quartalsausweises.

Anleger quittierten den stärksten Gewinnrückgang seit acht Jahren und das seitdem schwächste Umsatzwachstum mit deutlichen Kursverlusten. Das ist auch deshalb nachvollziehbar, weil ein Skandal um den Tod eines jungen Studenten, der in den Baidu-Suchergebnissen nach Behandlungsmöglichkeiten für seine seltene Krankheit gesucht hatte, das Image vielleicht doch länger als erhofft belasten könnte. Negativ zu beachten ist außerdem auch eine neue Steuer auf Suchmaschinenwerbung, die in China am 01. September in Kraft treten soll.

Jefferies-Analystin Karen Chan lässt sich von alledem allerdings nicht beeindrucken. Sie rechnet zwar auch mit kurzfristig anhaltenden Belastungen durch die genannten Faktoren, doch ab dem 2. Quartal 2017 geht sie wieder von steigenden Umsätzen aus. Sie hofft dabei auf eine positive Wirkung durch künftig höhere Standards bei der Einklassifizierung von Kunden und sie geht auch von einer strikteren Kostenkontrolle aus. Im Bereich der Künstlichen Intelligenz dürfte Baidu zudem auf die Suche nach weiteren Expansionsmöglichkeiten gehen.

Bei ihren Gewinnschätzungen ruderte Chan dennoch etwas zurück. Für 2016 kalkuliert sie jetzt mit einem Ergebnis je Aktie von 4,68 Dollar statt mit 4,96 Dollar, für 2017 mit 7,45 Dollar statt mit 7,78 Dollar und für 2018 mit 10,86 Dollar statt mit 11,48 Dollar. Für das übernächste Jahr errechnet sich daraus ein geschätztes KGV von rund 15. Die Kaufempfehlung bekräftigte Chan ebenso wie das Kursziel von 188 Dollar. Daraus ergibt sich theoretisch ein Kurspotenzial von gut 15 Prozent.

Damit auch die Mehrheit der Marktteilnehmer diesen Wert wieder positiver sehen, wird Baidu aber vermutlich erst einmal unter Beweis stellen müssen dass es gelingt, die aufgezeigten Probleme in den Griff zu bekommen. Ein echter Schritt nach vorne wäre es darüber hinaus, wenn es das Unternehmen schafft, die große Abhängigkeit vom Suchmaschinen-Geschäft zu verringern, indem man sich breiter aufstelle als bisher.





China Internet-Aktien-Favorit von Jefferies, Nummer zwei: Weibo Corp. (WKN: A110V7, 34,04 Dollar, 30,44 Euro)



Noch sehr jung ist das Börsen-Dasein der Aktie von Weibo. Das Listing an der Nasdaq erfolgte erst im April 2014 zu 17 Dollar und anschließend ging es einige Zeit lang nach unten. Im August 2015 fand die Notiz dann aber einen Boden und seitdem geht es mit einer nochmaligen größeren Unterbrechung steil nach oben. Insgesamt haben sich die Kurse seitdem locker mehr als verdreifacht. Das Chartbild hat sich dadurch stark verbessert, wobei der momentan zu konstatierende mittelfristige Aufwärtstrend aber erst noch als nachhaltig untermauert werden muss.

Dass der Titel über eine nur kurze Börsen-Historie verfügt, ist leicht zu erklären, denn das Unternehmen selbst wurde erst im Jahr 2009 gegründet. Geschehen ist das unter der Fittiche des Web-Portals Sina, das als vierter Jefferies-Mitfavorit nachfolgend auch noch vorgestellt wird. Der Name Weibo steht für Mikroblogging und der angebotene Dienst ist letztlich vergleichbar mit dem, was das US-Pendant Twitter macht.

Heutzutage handelt es sich mehr um einen Unterhaltungs- und E-Commerce-Dienst und weniger um einen Informationskanal, was auch mit den Eingriffen in das Angebot durch den Staat zu tun hat. Die Zahl der täglichen Nutzer soll sich seit Ende 2013 bis März 2016 mit 120 Millionen fast verdoppelt haben. Allerdings gab es in der Vergangenheit auch immer wieder einmal Zweifel daran, wie viele der eingerichteten User-Konten tatsächlich real sind.

Die zuletzt starke Kursentwicklung hat nicht zuletzt auch mit den vom dem sozialen Netzwerk gemeldeten Geschäftszahlen zu tun. Für das erste Quartal wurde über ein Umsatzplus von 24 Prozent auf 119,3 Millionen Dollar berichtet, was über der eigenen Zielspanne von 111-116 Millionen Dollar lag. Vor allem aber wurde ein Vorjahrsverlust von 3,1 Millionen Dollar in einen Gewinn von 7,1 Millionen Dollar verwandelt.

Jefferies sieht in dem Unternehmen einen Profiteur des Trends hin zu einer verstärkten Nutzung von Dienstleistungen wie den von Weibo angebotenen. Zumal die Gesellschaft nicht nur von einer stärkeren Nutzung durch existierende User profitiere, sondern auch noch viel Wachstumspotential außerhalb der ganz großen chinesischen Städte habe. Die von Jefferies vermuteten Geschäftschancen würden derzeit vom Markt noch nicht richtig gewürdigt heißt es.

Die Abdeckung des Titels wird mit einer Kaufempfehlung verbunden mit einem Kursziel von 40 Dollar aufgenommen. Theoretisch hätte dieser Wert damit 17,5 Prozent Luft nach oben. Die Kurszielvorgabe basiert dabei auf einem unterstellten Verhältnis von Kurs zum Gewinnwachstum von 0,7. Wobei das durchschnittliche Ergebnisplus für die Fiskaljahre von 2016 bis 2018 bei 57 Prozent gesehen wird.





China Internet-Aktien-Favorit von Jefferies, Nummer vier: Sina Corp. (WKN: 929917, 54,71 Dollar, 47,95 Euro)



Schon seit dem Jahr 2000 ist die Aktie der Sina Corp. an der Nasdaq notiert. Interessanterweise war der Emissionspreis von 17 Dollar je Aktie identisch mit dem der Tochter Weibo. Im Zuge der um die Jahrtausendwende geplatzten Internet-Blase stürzte auch hier der Kurs massiv ab, erholte sich davon aber relativ schnell wieder. Aktuell bewegt sich der Kurs auf einem bereits 2004 gültigen Niveau und in den vergangenen mehr als zehn Jahren schwankte die Notiz nur volatil um diesen Bereich, ohne dabei einen klaren Auf- oder Abwärtstrend herausgebildet zu haben.

Das ist auch deshalb enttäuscht, weil die Gesellschaft als Online-Medienunternehmen in einem Bereich tätig ist, das in den vergangenen Jahren große Wachstumspotenziale barg. Das digitale Medien-Netzwerk besteht aus SINA.com (Portal), aus SINA.cn (Mobile Partal) und aus Weibo.com (Social Media). Der Großteil der Umsätze wird aus Online-Werbung oder aus den angebotenen Dienstleistungen generiert.

Für das erste Quartal hat der Konzern ein Plus für den Nettoumsatz von acht Prozent auf 198,7 Millionen Dollar gemeldet. Der Sina zurechenbare Nettogewinn betrug 15,3 Millionen Dollar. Im Vorjahreszeitraum stand hier noch ein Minus von 10,3 Millionen Dollar angeschrieben. Auf verwässerter Nettoergebnisbasis ergab sich aber ein Verlust von 0,22 Dollar je Aktie, was sogar mehr war als im Vorjahr.

Der Aktienkurs befindet sich dennoch seit Februar im Aufwind und auch bei Jefferies gibt man sich zuversichtlich. Die Aussichten für das Werbegeschäft im Portalbereich blieben zwar herausfordernd, aber die Gesellschaft profitiere von den Fortschritten, die Weibo mache. Zu beachten sei mit Blick auf diesen Titel auch der hohe Bestand an Netto-Barmitteln und die getätigten Finanz-Investitionen. Deren Wert wird auf umgerechnet 16,5 Dollar je Aktie und auf 7,0 Dollar je Aktie beziffert. Ein nennenswerter Teil der Börsenbewertung werde somit bereits über diese beiden Posten abgedeckt.

Jefferies hat auch vor diesen Hintergrund kürzlich die Einstufung für die Aktie auf Kaufen erhöht. Als Kursziel werden 64 Dollar genannt. Das liegt um rund 17 Prozent über den aktuellen Notierungen. Beim Gewinn je Aktie wird für 2016 mit 1,00 Dollar nach 0,89 Dollar kalkuliert und für 2017 mit 1,75 Dollar.