Der globale Primus der Chemiebranche BASF steckt die höheren Energie- und Rohstoffkosten besser weg als erwartet. Dennoch belastet die hohe Abhängigkeit von Gas den Kurs. Von Klaus Schachinger, €uro am Sonntag.
Mit starken vorläufigen Zahlen für das zweite Quartal hat BASF, der größte Chemiekonzern der Welt, seine Preissetzungsmacht bestätigt. Mit höheren Preisen für seine Produkte konnte der DAX-Konzern mit Sitz in Ludwigshafen höhere Rohstoffkosten kompensieren und mehr liefern als von Analysten erwartet. Mit 2,34 Milliarden bereinigtem operativem Gewinn (Ebit) verdiente der Konzern fast so viel wie die 2,36 Milliarden Euro im Vorjahr. Analysten hatten einen deutlichen Rückgang erwartet und mit 2,09 Milliarden Euro kalkuliert. Während die abgesetzte Menge der Chemikalien im Vergleich zum Vorjahr leicht zurückging, legte der Umsatz von April bis Juni um 16 Prozent auf 22,97 Milliarden Euro zu, ebenfalls deutlich mehr als von Analysten geschätzt.
Mit 2,09 Milliarden Euro verdiente BASF netto fast 27 Prozent mehr als die 1,65 Milliarden Euro im gleichen Zeitraum des Vorjahres, vor allem dank des höheren Beteiligungsergebnisses der Öl- und Gastochter Wintershall Dea. An ihr hält BASF 72,7 Prozent.
Jahresziele bestätigt
Wegen der vielen Unsicherheiten im Markt wagt das Management keine höhere Geschäftsprognose für 2022. Es bestätigte die bisherige Prognose von 74 bis 77 Milliarden Dollar Umsatz sowie 6,6 bis 7,2 Milliarden Euro bereinigter operativer Gewinn (Ebit). Im Vorjahr waren es 78,6 Milliarden Umsatz und 7,8 Milliarden Euro Ebit. Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine und der Befürchtung ausbleibender Gaslieferungen aus Russland warnte Konzernlenker Martin Brudermüller vor "außergewöhnlich hoher Unsicherheit". Sollte die Gasversorgung in Ludwigshafen am größten Produktionsstandort des Konzerns dauerhaft unter die Hälfte des Bedarfs sinken, müsste die Produktion dort eingestellt werden.
BASF liefert Basis- und Spezialchemikalien sowie Kunststoffe für zahlreiche Branchen. Damit hätte ein Produktionsstopp Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft nicht nur hierzulande.
Die vollständige Halbjahresbilanz folgt am 27. Juli, nach dem Ende der Wartungsarbeiten an Nordstream 1. Dann könnte die Verunsicherung im Bezug auf die Gasversorgung geringer sein - oder noch größer. Der Branchenverband VCI erwartet wegen der hohen Energiekosten, ohne Berücksichtigung der Pharmaindustrie, für 2022 einen Produktionsrückgang um vier Prozent in Deutschland. Analyst Chetan Udesh von JP Morgan hat seine Gewinnschätzungen für die Branche im Schnitt um 28 Prozent gesenkt. BASF käme wegen seiner Preismacht aber besser zurecht als andere, meint Udesh und verweist auf die attraktive Aktienbewertung.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Mehrheitsinhaber der alleinigen Gesellschafterin der Finanzen Verlag GmbH, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: BASF.