Der Konzernumsatz stieg den Angaben von Bayer zufolge im ersten Quartal um fast ein Fünftel im Vergleich zum Vorjahr auf 14,6 Milliarden Euro. Währungseffekte und Zu- sowie Verkäufe von Unternehmensteilen herausgerechnet, ergibt sich ein Plus von gut 14 Prozent. Das operative Ergebnis (Ebitda) vor Sondereffekten legte von Januar bis März im Jahresvergleich um mehr als ein Viertel auf 5,25 Milliarden Euro zu. Unter dem Strich blieben zum Jahresstart 3,3 Milliarden Euro hängen, nach 2,1 Milliarden vor einem Jahr.
Zwei von drei Sparten mit Zuwachs
Die Agrarsparte steigerte den Umsatz im ersten Quartal denn auch aus eigener Kraft um mehr als ein Fünftel 8,4 Milliarden Euro, inklusive Währungseffekten war es noch etwas mehr. Dabei wuchs das Geschäft mit Herbiziden um fast 60 Prozent. Rückenwind lieferte hier auch der Preis für den umstrittenen Unkrautvernichter Glyphosat, der vor allem in der zweiten Hälfte 2021 stark gestiegen war. Und auch Maissaat verkaufte sich gut, hier konnte Bayer Preiserhöhungen in allen Regionen durchsetzen.
In der Pharmasparte fiel das bereinigte operative Ergebnis hingegen - bei einem kleinen Umsatzplus - um gut sieben Prozent auf knapp 1,4 Milliarden Euro. Das hängt allerdings auch damit zusammen, dass das Unternehmen aktuell viel Geld für die Vermarktung neuer Medikamente ausgibt, insbesondere für das Nierenmedikament für Diabetiker Kerendia und für Nubeqa gegen Prostatakrebs.
Die kleinste Sparte Consumer Health rund um rezeptfreie Medikamente profitierte hingegen von der Aufhebung zahlreicher Corona-Beschränkungen in vielen Ländern. Die Menschen gingen mehr aus, auch ohne Maske und fingen sich damit wieder mehr Erkältungen ein. Das operative Ergebnis von Consumer Health stieg um ein Drittel auf 388 Millionen Euro.
Ausblick bestätigt
"Für den weiteren Jahresverlauf sind wir trotz der hohen Unsicherheit, unter anderem in Bezug auf die Stabilität der Lieferketten und der Energieversorgung, zuversichtlich und bestätigen die im März veröffentlichte währungsbereinigte Prognose für das Gesamtjahr", sagte Unternehmenschef Werner Baumann anlässlich der Zahlenvorlage am Dienstag in Leverkusen.
Baumann hatte die Aktionäre auf der Hauptversammlung Ende April bereits auf einen positiven Auftakt eingestellt. Es zeichne sich ab, "dass wir trotz aller Unsicherheiten in der Welt sehr erfolgreich ins Jahr gestartet sind", hatte so der Bayer-Chef dabei gesagt. "Gerade im Agrargeschäft sehen wir ein deutlich positiveres Marktumfeld als in den vergangenen Jahren."
Für das Jahr 2022 insgesamt rechnet Bayer weiterhin auf Basis konstanter Wechselkurse und portfoliobereinigt mit einem Wachstum des Konzernumsatzes um rund fünf Prozent auf etwa 46 Milliarden Euro. Das bereinigte operative Ergebnis soll sich auf etwa 12 Milliarden Euro verbessern. 2021 waren es 11,2 Milliarden. Der freie Mittelzufluss soll demnach 2022 währungsbereinigt sowie nach Abzug von Vergleichszahlungen im US-Glyphosat-Streit etwa 2 bis 2,5 Milliarden Euro erreichen - nach 1,4 Milliarden im vergangenen Jahr.
Einschätzung zur Bayer-Aktie
Die US-Bank JPMorgan hat die Einstufung für Bayer nach den Quartalszahlen auf "Overweight" mit einem Kursziel von 75 Euro belassen. Der Pharma- und Agrarchemie-Konzern habe sehr starke Kennziffern vorgelegt und den Jahresausblick bestätigt, lobte Analyst Richard Vosser. Da der Ausblick auf vorsichtigen Wechselkurs-Schätzungen basiere, dürften sich die Markterwartungen kurzfristig jedoch kaum ändern.
Die Kursaufschläge bei Bayer halten sich trotz der guten Quartalszahlen in Grenzen. Die Bayer-Aktie gewinnt am Vormittag etwa ein halbes Prozent auf 58,88 Euro.
Die wegen des Glyphosat-Rechtsstreits in den USA in den letzten Jahren arg gebeutelten Papiere haben allerdings bisher in diesem Jahr einen guten Lauf. Sie profitierten vom starken Agrarumfeld, besseren Perspektiven für die Pharmasparte und der Hoffnung auf eine Lösung in der Causa Glyphosat. Trotz des Rückschlags seit Mitte April summieren sich die Kursgewinne 2022 immer noch auf fast ein Viertel.
Börse Online hatte Bayer seit Dezember mehrfach zum Kauf empfohlen. Das ehemalige Kursziel von 65 Euro wurde Ende März auf 75 Euro erhöht. Anleger bleiben dabei beziehungsweise können auf dem aktuell gedrückten Niveau noch ein paar Stücke nachkaufen.
mmr mit dpa und rtr