Mit Anti-Aging-Produkten zurück auf Wachstumskurs. Die gut gefüllte Kasse schürt zudem Zukauf-Fantasie. Derweil besteht die Chance auf eine Ausweitung des Aktienrückkaufprogramms.

Nivea ist in Deutschland mit Abstand die beliebteste Marke im Bereich Pflege und Kosmetik. Einer Studie von ESB Marketing Netzwerk von 2024 zufolge konnten sich mehr als die Hälfte der Befragten vorstellen, ein Produkt von Nivea zu kaufen.

Der Blick auf die Zahlen zum dritten Quartal von Beiersdorf verrät jedoch, dass weltweit weniger Nivea-Produkte verkauft wurden als anfangs erwartet. So sah sich das Unternehmen gezwungen, Mitte Oktober – zum zweiten Mal in diesem Jahr – die Umsatzprognose für das Gesamtjahr zu senken. Eine große Überraschung war die zweite Anpassung allerdings nicht. Vielmehr stagnierte die Aktie im Bereich von 95 Euro. Damit bleibt der übergeordnete langfristige Trend zwar noch abwärtsgerichtet, der im September gestartete kurzfristige Aufwärtstrend jedoch intakt. Aus technischer Sicht liegt der nächste Zielkurs bei 103 Euro. Karel Zoete, Analystin bei Kepler Cheuvreux, traut dem Papier mittelfristig gar einen Anstieg auf 120 Euro zu.

Tradition und Markenstärke

Der Beiersdorf-Konzern wurde 1882 von dem Apotheker Paul Beiersdorf gegründet. 1911 führten die Hamburger die erste Hautcreme unter der Marke Nivea auf dem deutschen Markt ein. Seitdem ist das Consumer-Portfolio deutlich angewachsen. Mit Nivea bedient der DAX-Konzern das untere bis mittlere Preissegment im Haut- und Körperpflegebereich.

Die Hautpflegeprodukte, Duschgels und Deos in der blauen Verpackung und mit weißer Schrift sind auch die wichtigste Marke im Portfolio. In den ersten neun Monaten des Jahres 2025 generierte das Unternehmen mit Nivea-Produkten weltweit einen Umsatz von 4,2 Milliarden Euro – das entsprach rund 58 Prozent des Gesamtumsatzes. Unter der Marke Eucerin bietet der Konzern zudem medizinische Hautpflege und dermatologisch getestete Produkte sowie unter der Luxusmarke La Prairie Anti-Aging- und Premiumprodukte an.

Das zweite Standbein ist Tesa. Der Markenname Tesa wurde ursprünglich 1906 für eine Zahnpastatube kreiert. Seit 1936 vertreibt Beiersdorf unter diesem Markennamen Klebstoffe für den Privatgebrauch und die Industrie. Dieses Segment steuerte in den ersten neun Monaten des Jahres knapp 18 Prozent zum Konzernumsatz bei.

Solides Wachstum dank Eucerin

In beiden Segmenten, Consumer und Tesa, liefen die Geschäfte in den ersten neun Monaten schleppend. Im Consumer-Sektor verbuchte das Unternehmen nur dank eines starken Derma-Geschäfts mit Eucerin-Produkten ein organisches Umsatzwachstum von zwei Prozent. Katalysator war das vor einem Jahr eingeführte Eucerin Epigenetic Serum mit dem Anti-Aging-Wirkstoff Epicelline. In der Tesa-Sparte sorgte eine starke Nachfrage aus dem Elektronikbereich für ein organisches Erlösplus von ebenfalls zwei Prozent.

„Im dritten Quartal 2025 haben wir eine weitere Abschwächung des Hautpflegemarkts beobachtet, insbesondere in den Schwellenländern. Daher erwarten wir für unser Consumer-Geschäft nun ein organisches Umsatzwachstum von rund 2,5 Prozent für das Gesamtjahr“, erklärte Vorstandschef Vincent Warnery bei der Vorlage der Q3-Zahlen. Diese Prognose gründet auf der Annahme, dass das Geschäft im Schlussquartal anzieht.

Innovation und Expansion

Der vorsichtige Optimismus basiert vor allem auf dem Consumer-Bereich – und dort primär auf der Einführung neuer, innovativer Produkte. Nach der letztjährigen Einführung des Eucerin Epigenetic Serums wurde dieses Jahr das erste hautverjüngende Serum mit dem Wirkstoff Epicelline auf den Massenmarkt gebracht.

„Die größte Nivea-Markteinführung aller Zeiten mit unserem Inhaltsstoff Epicelline zeigt vielversprechende erste Ergebnisse“, sagte Warnery und verwies auf einen starken Marktstart der neuen Produkte im September. Der Markt für Anti-Aging-Hautpflegeprodukte verspricht mittelfristig großes Wachstumspotenzial.Einer Studie von Transparency Market Research zufolge könnte der Markt für Anti-Aging-Hautpflegeprodukte von rund 40 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023 auf 69,1 Milliarden Dollar im Jahr 2034 steigen. Warnery setzt jedoch nicht nur auf Innovation, sondern auch auf Expansion.

Die Jahre 2019 bis 2024 waren bei Beiersdorf im Rahmen der C.A.R.E.+-Strategie von kleineren und größeren Restrukturierungen geprägt. Der Fokus richtete sich dabei auf Hautpflegeprodukte. Zudem wurden Geschäftsbereiche zusammengelegt und margenschwache Produkte reduziert. Nun kommt ein bedingter Strategiewechsel. „Indem wir unseren Fokus auf Hautpflege ausweiten und Deodorants als strategische Wachstumssäule stärken, sichern wir die langfristige Erfolgsperspektive der Marke Nivea“, sagte der Konzernchef.

Diese Einschätzung teilt Zoete von Kepler Cheuvreux. Beiersdorfs führende Position im attraktiven Hautpflegesegment „dürfte ein jährliches Wachstum von rund vier bis sechs Prozent ermöglichen. Dank einer starken Innovationspipeline ist Beiersdorf gut aufgestellt, um auch 2025/26 die Konkurrenz zu übertreffen“, schreibt Zoete in ihrer jüngsten Studie. Voraussetzung sei jedoch eine stärkere Expansion in Wachstumsregionen wie Asien und Lateinamerika sowie ein stärkeres Wachstum im Premiumbereich La Prairie.

Volle Kasse und Zukaufpotenzial

Die finanziellen Mittel für die Entwicklung neuer Produkte und eine regionale Expansion hat Beiersdorf. Zum Halbjahr verbuchte der Konzern eine Ebit-Marge von 15,7 Prozent. Zudem verfügten die Hanseaten dem Halbjahresbericht zufolge über eine Nettoliquidität von vier Milliarden Euro.

Angesichts dieses Finanzpolsters erscheinen Zukäufe und eine Fortsetzung des laufenden Aktienrückkaufprogramms ebenfalls möglich. Die letzte Übernahme ist drei Jahre her: Die Hanseaten kauften die Luxuskosmetikmarke Chantecaille Beauté für rund 529 Millionen Euro. Neue Zukäufe würden das Wachstum beflügeln. Mit einem KGV von 20,6 ist die Aktie zwar kein Schnäppchen, aber angesichts des Potenzials attraktiv.

Hinweis: Der Artikel stammt aus der aktuellen Heftausgabe von BÖRSE ONLINE (44/25), die Sie hier finden.

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Beiersdorf (WKN: 520000)