Mehr als 10.000 Anleger pilgerten nach Omaha zur Hauptversammlung und lauschten den Worten von CEO Warren Buffett und seinem stellvertretender Verwaltungsratschef Charlie Munger. Das war zwar nur etwa ein Viertel früherer Aktionärsmenge, aber immerhin.
Die Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway präsentierte auf der HV auch frische Geschäftszahlen. So wurde der operative Gewinn zum Jahresstart wegen größere Belastungen in Teilen des Versicherungsgeschäfts nur konstant gehalten. Gestiegene Schadensforderungen beim Erstversicherer Geico belasteten die Resultate in dem Bereich, wie Berkshire Hathaway am Samstag in Omaha mitteilte.
Netto-Ergebnis geschrumpft
Der Betriebsgewinn blieb im ersten Quartal mit gut sieben Milliarden US-Dollar auf dem Niveau des Vorjahres. Im Rückversicherungsgeschäft, bei der Güterbahngesellschaft BNSF sowie bei Fabrikationsunternehmen und im Einzelhandel lief es hingegen besser als vor einem Jahr.
Berkshires Hathaways Nettoergebnis fiel indes um gut die Hälfte auf 5,5 Milliarden Dollar. Hier werden allerdings auch stark schwankende unrealisierte Buchgewinne und -verluste der vielen Aktienbeteiligungen ausgewiesen. Deshalb ist die Aussagekraft mit Blick auf den Geschäftsverlauf begrenzt. Buffett rät davon ab, der Kennzahl viel Aufmerksamkeit zu schenken.
Hoher Cash-Bestand wird abgebaut
In den vergangenen Jahren hatte der 91-jährige Milliardär riesige Barbestände von zeitweise mehr als 150 Milliarden Dollar angehäuft. Buffet tat sich bei der Suche nach Übernahmenzielen angesichts hoher Unternehmensbewertungen schwer. Nun hat er nach langem Zögern einen großen Teil des Barvermögens in Zukäufe investiert.
Im März kündigte Berkshire Hathaway den Kauf des US-amerikanischen Versicherungskonzerns Alleghany für 11,6 Milliarden Dollar an. Anfang April wurde dann bekannt, dass Buffett mit seiner Beteiligungsgesellschaft in großem Stil beim Computer-Konzern HP Inc eingestiegen war. Er kaufte 121 Millionen Aktien, was auf Basis des damaligen Schlusskurses einen Paketwert von rund 4,2 Milliarden Dollar ergab.
Öl-Konzerne hinzugekauft
Auf der Hauptversammlung am Wochenende wurde noch bekannt, dass die Aktienpakete an den Ölkonzernen Chevron und Occidental Petroleum aufgestockt wurden. Auch den Anteil an Activision Blizzard hat Buffett heraufgesetzt. Die Beteiligung an dem Computerspiel-Hersteller mit Hits wie "Call of Duty" und "Candy Crush" liege nun bei 9,5 Prozent, teilte Buffett bei der Hauptversammlung mit. Der Löwenanteil der Beteiligung sei aufgebaut worden, nachdem der Software-Konzern Microsoft die Übernahme von Activision für 68,7 Milliarden Dollar bekannt gegeben hatte.
Die Beteiligung Berkshires an Activision ist auf Basis derzeitiger Aktienkurse 5,6 Milliarden Dollar wert. Zuvor hielt Berkshire einen Anteil an Activision im Wert von lediglich 1,1 Milliarde Dollar. Der Kassenbestand insgesamt sank von Januar bis März um 40 Milliarden Dollar auf nun 106 Milliarden Dollar.
Börse Online Einschätzung zur Berkshire-Aktie
Die B-Anteile von Berkshire Hathaway sind nach dem Allzeithoch Ende März bei gut 360 Dollar wegen Gewinnmitnahmen etwa unter Druck geraten. Am Freitag vor der HV schlossen sie bei 322,83 Dollar. Am Montag stehen sie vorbörslich bei 324,80 Dollar.
Charttechnisch ist die Welt noch in Ordnung. Seit Mai 2020 läuft die Berkshire-Aktie in einem Aufwärtstrend. Solang die entsprechende Linie (siehe Chart) nicht nachhaltig unterschritten wird, können Anleger mit neuen Rekordkursen rechnen. Die Aktie bleibt für längerfristig orientierte Anleger kaufenswert.
mmr mit dpa und rtr