Die aktuelle Lage ist kompliziert. Den Produzenten (Farmern), Weiterverarbeitern (Schlachthöfe) und Verkäufern von Fleisch sind mit der angeordneten Schließung von Restaurants wichtige Abnehmer ausgefallen. In Supermärkten droht nun eine Verknappung des Fleischangebots. Doch die Corona-Krise könnte auch auf lange Sicht Negativfolgen für den Fleischmarkt mit sich bringen. Sollte sich nämlich unter den Konsumenten verstärkt die Ansicht durchsetzen, dass die meisten Virenepidemien der vergangenen Jahrzehnte meist durch den Verzehr von Fleisch ausgelöst worden waren, könnte dies zu einem veränderten Konsumverhalten führen. Die Gefahr eines sinkenden Fleischverbrauchs ist daher nicht von der Hand zu weisen, zumal auch die Zukunft von Massentierhaltung und Fleischverarbeitungsbetrieben, bereits seit Jahren kritisch hinterfragt wird. Dies könnte den bereits zu beobachtenden Trend zum veganem Fleischersatz verstärken. Als bekanntester Vertreter dieses Marktsegments gilt Beyond Meat, dessen Management heute nach US-Börsenschluss aktuelle Zahlen zum Geschäftsverlauf im ersten Quartal veröffentlichen wird.

Vor diesem Hintergrund dürfte das heutige Update von den Börsianern mit Spannung erwartet werden. Viele Analysten trauen dem Unternehmen in diesem Jahr den Sprung in die Gewinnzone zu. Aktuell liegen die Konsensschätzungen für 2020 (Quelle: FactSet Research) bei 0,17 Dollar pro Aktie und für 2021 sogar bei 0,55 Dollar. Doch für Q1 drohen allerdings noch einmal rote Zahlen. Nachdem vor drei Monaten noch ein ausgeglichenes Ergebnis prognostiziert worden war, liegt der Konsens der Analysten aktuell bei minus 0,07 Dollar. Für das bereits laufende Quartal wird ein Mini-Gewinn von 0,01 Dollar prognostiziert. Neben den tatsächlichen Zahlen dürften sich die Investoren aber vor allem für den Ausblick und etwaige Äußerungen zum "Corona-Effekt" stark interessieren.

Mit Blick auf die ausgesprochenen Ratings sind Analysten bislang allerdings noch nicht mit sonderlich starkem Optimismus "infiziert" worden. Unter den insgesamt 20 abgegebenen Analystenurteilen sieht die Hälfte der Aktienexperten die Beyond Meat-Aktie lediglich als Halteposition ("Hold"). Immerhin vier Analysten raten zum Kauf ("Buy"), während viermal eine Verkaufsempfehlung ("Sell") ausgesprochen und zweimal zum Untergewichten ("Underweight") geraten wurde. Aufgrund des breiten Meinungsspektrums führt dies zu einer weiten Range bei den ausgesprochenen Kurszielen. Diese reichen nämlich von 39 bis 119 Dollar, woraus sich ein Mittelwert von 78,52 Dollar errechnet (aktuell: 95,16 Dollar). Rein objektiv betrachtet, müsste man den Wert unter Berücksichtigung dieser Einschätzungen derzeit sogar als überbewertet einstufen.

Charttechnik: Deutlich unter Rekordhoch


Vor genau einem Jahr legte die Aktie von Beyond Meat in New York einen fulminanten Börsenstart hin und hat sich gemessen vom Ausgabepreis von 25 Dollar innerhalb von weniger als drei Monaten in der Spitze fast verzehnfacht. Doch auf diese Euphorie folgte eine Phase der Ernüchterung. Gegen Ende vergangenen Jahres vollzog der Titel unterhalb von 80 Dollar eine mehrmonatige Bodenbildungsphase. Anfang dieses Jahres sprang die Aktie mehr als 60 Prozent nach oben und setzte im Zuge des Corona-Crashs dann aber zu einer rasanten Talfahrt auf ein Rekordtief 54 Dollar an. Danach hat sich der Aktienkurs innerhalb von weniger sechs Wochen mehr als verdoppelt. Damit dürfte eines völlig klar sein: Dem vermeintlichen Corona-Gewinner könnte zwar eine rosige, zugleich aber hochvolatile Zukunft bevorstehen.