Seit genau zwei Monate legen die Weltbörsen rasant zu. Star-Investor Steve Eisman warnt unterdessen, dass die Märkte zu schnell, zu weit gelaufen sein könnten.
Steve Eisman hat Erfahrung mit Blasen. Der langjährige Star-Portfoliomanager, bekannt durch seine Rolle im Film "The Big Short", war einer der wenigen Investoren, die die Subprime-Krise 2008 kommen sahen – und daraus ein Milliardenvermögen machten. Heute sendet er ein neues Warnsignal: Wer Aktien nach der v-förmigen Erholung der letzten zwei Monate noch hinterherläuft, geht ein unnötiges Risiko ein.
„Ich habe genau eine Sorge“, sagt Eisman in einem Interview mit CNBC „und das sind Zölle.“ Der Markt sei zu selbstzufrieden, was die Risiken eines Handelskonflikts angehe. Die Erfahrungen vergangener Jahrzehnte zeigten jedoch, wie gefährlich und unberechenbar solche Konflikte sein könnten.
Gerade die Handelsverhandlungen mit Europa seien extrem komplex, so Eisman weiter. Denn in der EU könne jedes Mitgliedsland de facto ein Veto einlegen. Und was China betrifft, sei die Lage noch diffuser. „Ich weiß einfach nicht, wie das ausgeht. Ich weiß nicht, wie man das einschätzen soll – zu viele Bälle gleichzeitig in der Luft“, sagt Eisman. Deshalb habe er seine Risiken zuletzt reduziert: „Ich bin long-only, aber ich habe etwas zurückgefahren und bleibe erstmal an der Seitenlinie.“
Nvidia-Wachstum beeindruckt – doch Vorsicht vor dem Handelskrieg
Eisman, der nach wie vor in viele der großen Technologiewerte investiert ist – auch in die „Magnificent Seven“ –, zeigte sich zugleich beeindruckt vom Wachstum bei KI-Gigant Nvidia. „Ein Unternehmen mit drei Billionen Dollar Marktkapitalisierung und einem Umsatzplus von 69 Prozent – das ist einfach verrückt.“ Die KI-Revolution sei noch ganz am Anfang. Und dennoch: Sollte es zu einem Handelskrieg kommen, „spielt das alles kurzfristig keine Rolle mehr.“
Für die aktuellen Entwicklungen am Anleihe- und Rohstoffmarkt hat Eisman dagegen wenig übrig. Gold, das zuletzt wieder anzog, sei für ihn kein relevanter Indikator. „Ich bin kein Gold-Typ. Ich achte da nicht besonders drauf.“
Eisman rät: Jetzt nicht gierig werden
Und das viel diskutierte US-Haushaltsdefizit? Auch das sei für ihn kein akutes Risiko. „Das Defizit ist die Wall-Street-Version von 'Virtue Signaling’“ – also dem bewussten Zurschaustellen moralischer Werte. „ Jeder kommt in so eine Sendung und sagt: ‚Ich bin dagegen.‘ Und der nächste sagt: ‚Ich bin noch viel mehr dagegen.‘ Das ist alles Show.“ Er erinnert sich dabei an Treffen mit amerikanischen Investor Pete Peterson in den 1990ern, in denen schon damals vom US-Haushaltsschock gesprochen wurde. „Und trotzdem ist nichts passiert.“
Steve Eisman ist kein klassischer Crash-Prophet. Er hat keinen Short auf den Markt laufen – im Gegenteil: Er bleibt investiert, wenn auch zurückhaltender. Aber sein Ratschlag ist klar: Jetzt nicht gierig werden. Wer Aktien jetzt noch aggressiv nachjagt, riskiert, vom nächsten geopolitischen Schock auf dem falschen Fuß erwischt zu werden.