Der weltweite Aktienmarkt ist auf Rekordfahrt und ein Ende scheint nicht in Sicht. Gleichzeitig steigen auch die Kurse an vielen Anleihemärkten. Davon profitiert der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock erheblich, wie etliche Superlative bei den jüngsten Quartalszahlen einmal mehr gezeigt haben. Kein Wunder, dass Vorstandschef Larry Fink bei der Präsentation der Ergebnisse Optimismus versprühte - auch wenn Anleger nach der Zahlenvorlage erst einmal Gewinne mitgenommen haben. Fink will das hervorragende Umfeld nutzen, um den Expansionskurs des Branchenprimus zügig fortzusetzen.
Im zweiten Quartal steigerte das Unternehmen das verwaltete Vermögen (AUM) um 30 Prozent auf den Rekordwert von 9,5 Billionen Dollar. Dabei schoss der Umsatz um 32 Prozent auf 4,8 Milliarden Dollar nach oben und übertraf die Analystenschätzungen von 4,6 Milliarden Dollar. Deswegen und aufgrund deutlich steigender Gebühreneinnahmen legte der operative Gewinn überproportional stark zu auf 1,9 Milliarden Dollar. Das entsprach einer üppigen Marge von 40,1 Prozent. Zudem können sich die Nettozuflüsse von 81 Milliarden Dollar sehen lassen, zumal ein Abfluss von 58 Milliarden Dollar durch einen einzigen US-Pensionsfonds das Ergebnis belastete. Im Vorjahr standen Nettozuflüsse von 100,2 Milliarden Dollar zu Buche. "Damit haben wir in den vergangenen vier Quartalen Nettozuflüsse von mehr als 500 Milliarden Dollar generiert", sagte Finanzchef Gary Shedlin.
Großes Wachstumspotenzial
Bei Kunden heiß begehrt waren im zweiten Quartal einmal mehr die ETFs der Tochter iShares. Sie verbuchten Nettozuflüsse von 75,1 Milliarden Euro, davon rund zwei Drittel in Aktien und knapp 30 Prozent in Anleihen. Damit stieg das verwaltete Vermögen im ETF-Bereich auf 3,03 Billionen Dollar und übertraf erstmals die Marke von drei Billionen Dollar. Zudem wuchs das Volumen innerhalb von nur zwei Jahren um eine Billion Dollar. Wegen ihrer relativ niedrigen Gebühren setzen Investoren immer stärker auf die Papiere. Fink gab sich zuversichtlich, dass der Aufwärtstrend am US-Aktienmarkt langfristig anhalten werde. Gründe seien der fiskalische Stimulus durch die Regierung von Präsident Joe Biden sowie die lockere Geldpolitik der US-Notenbank Fed. Zudem hätten die Amerikaner viel Geld aus den vergangenen Konjunkturprogrammen übrig, um es zu investieren. "Ich glaube, dass der Trend aufwärtsgerichtet bleiben wird", so Fink.
Trotz der enormen Unternehmensgröße will er den Wachstumskurs fortsetzen. Bei einem Kapitalmarkttag im Juni hatte Fink betont, dass Blackrock erst einen Marktanteil von drei Prozent und damit enormes Wachstumspotenzial habe. Gleichzeitig würden die nächsten vier Konkurrenten insgesamt acht Prozent auf sich vereinen.
Der Konzern hat in den vergangenen drei Jahren mehr als 170 neue ETFs auf den Markt gebracht, die innerhalb der letzten vier Quartale Verwaltungsgebühren von 525 Millionen Dollar generierten. Zudem erwartet der Firmenlenker, dass sich das weltweit verwaltete Vermögen bei ETFs zwischen 2020 und 2025 fast verdoppeln wird auf 15 Billionen Dollar. Von diesem Kuchen will sich Fink ein gehöriges Stück abschneiden. Von großer Bedeutung ist für ihn außerdem die Expansion nach China. Obwohl die politischen Spannungen zwischen den USA und China zunehmen, hat der US-Konzern im Juni von den dortigen Behörden eine Lizenz zum Betrieb eines Fondsgeschäfts bekommen. Ganz oben auf der Agenda steht zudem aktuell vor allem ein Thema: die kräftig gestiegene US-Inflation. Sie führt dazu, dass Investoren ihre Portfolios zumindest teilweise umbauen müssen. Blackrock selbst will indes die Grundgehälter seiner Mitarbeiter um acht Prozent anheben. Diesen Effekt sollte der Konzern allerdings bei einem guten Börsenumfeld wettmachen können.
Die Entwicklung der Blackrock-Aktie hängt weiterhin stark von jener am Finanzmarkt und insbesondere der Börse ab. Zwar haben sich die Perspektiven für die US-Wirtschaft eingetrübt, wie die Talfahrt der Zinsen für zehnjährige US-Anleihen auf Fünfmonatstiefs signalisiert. Allerdings dürften in einem derartigen Umfeld die Investoren bei Growth-Aktien und insbesondere bei Technologiewerten zugreifen. Damit sollte die Rekordfahrt beim S & P 500 weitergehen.
Das sind gute Aussichten für das Papier von Blackrock, zumal die Aktie vor dem Hintergrund der üppigen Marge und der erwarteten hohen Gewinnsteigerungen nicht teuer ist.
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