Blackrock-Starstratege Rick Rieder sieht historische Chancen für Aktien und Anleihen – warnt aber vor gefährlicher Markt-Selbstzufriedenheit.

Die Märkte laufen wieder einmal weiter als man denkt. Bei nunmehr 6467 Zählern notierte der S&P 500 gestern – schon wieder auf neuen Allzeithochs. Rund vier Monate nach den Jahrestiefs im Zuge der "Trump Tariffs"  werden die Märkte von einer wahren Welle der Euphorie immer höher getragen. 

Nach Einschätzung von Rick Rieder, Chief Investment Officer für Global Fixed Income beim weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock, zurecht. "Das ist das beste Investment-Umfeld aller Zeiten", erklärte Rieder im Wochenverlauf gegenüber CNBC.  

Ein Aktienmarkt mit Rückenwind aus allen Richtungen

Was nach einer steilen These klingt, wird von Blackrocks Top-Strategen  mit einer ganzen Reihe an Argumenten untermauert, die aus seiner Sicht für eine seltene Konstellation an den Kapitalmärkten sprechen. Auf der Aktienseite blickt Rieder auf ein Zusammenspiel, das Investoren selten so erleben: enorme Liquidität an der Seitenlinie, Rekordrückkäufe, kaum nennenswerte Börsengänge – und Unternehmen, die selbst auf hohem Bewertungsniveau mit beeindruckenden Gewinnzuwächsen glänzen.

Wenn man das Gewinnwachstum der Mag 7 ohne Tesla betrachtet, liegt es bei 54 Prozent im Jahresvergleich“, betont er. „Da fällt es leicht, auch höhere Multiples zu rechtfertigen.“ Die Angebots-Nachfrage-Mechanik wirke aktuell fast schon wie ein Katalysator für weitere Kurssteigerungen.

Anleihemärkte mit historisch attraktiven Renditen

Doch nicht nur Aktien bieten Chancen. Rieder sieht auch auf der Rentenseite ein „Paradies für Einkommensinvestoren“. Portfolios mit 6,5  bis 7 Prozent laufender Rendite seien (für US-Investoren) möglich – bei überschaubarem Risiko. Zudem erwartet er eine baldige Unterstützung von geldpolitischer Seite: „Ich halte es für fast sicher, dass die Fed im September die Zinsen senkt.“ Aus seiner Sicht könnten sogar bis zu 100 Basispunkte Spielraum nach unten vorhanden sein.

Die Begründung: Der Arbeitsmarkt zeigt erste Abkühlung, die Inflation liegt mit unter 3 Prozent (Kernrate) im Rahmen, und der Zins sei als Instrument ohnehin stumpfer geworden. Große Unternehmen finanzierten Investitionen kaum noch über Kredite, die Wirtschaft sei weniger zinssensitiv. Leidtragende der hohen Zinsen seien vor allem der Wohnungsmarkt und Haushalte mit niedrigen Einkommen – während die hohen Finanzierungskosten dem hochverschuldeten Staatshaushalt Milliarden kosteten.

Produktivitätsschub durch Technologie – und die Gefahr der Selbstzufriedenheit

Ein weiterer Pfeiler von Rieders Optimismus ist der anhaltende Produktivitätsschub: Massive Investitionen in Hyperscaler, Datenverarbeitung, Automatisierung und neue Branchen wie Raumfahrt senkten strukturell die Betriebskosten. In Kombination mit einer historisch niedrigen Volatilität der Inflation – abgesehen von pandemiebedingten Ausreißern – sieht er wenig Gefahr, dass Zinssenkungen neue Preisschübe auslösen.

Das größte Risiko ortet er nicht in geopolitischen Verwerfungen oder Bewertungsniveaus, sondern in einer gefährlichen Marktstimmung: Selbstzufriedenheit. „Absicherungen sind heute so günstig wie selten – wie eine Versicherung vor der Hurrikansaison.“ Wer in einem Umfeld aus viel Liquidität, engen Kreditspreads und saisonal überreagierenden Sommermärkten flexibel agiert, könne Chancen gezielt nutzen.

Rieders Fazit: Die Kombination aus Liquidität, Gewinnwachstum, attraktiven Renditen im Anleihebereich, moderater Inflation und niedriger Volatilität sei einzigartig – und biete Anlegern, die bewusst agieren, eine historische Gelegenheit.

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Infront S&P 500 (WKN: A0AET0)

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