Tatsächlich siegt die Frankfurter Direktbank bereits zum siebten Mal in Folge in der Gunst der Leser von BÖRSE ONLINE und holt sich den Titel "Onlinebroker des Jahres 2016". Ein ungefährdeter Sieg, denn im Vergleich zum Vorjahr hat sie ihren Vorsprung noch ausgebaut. Somit hat kein anderer Onlinebroker diesen Wettbewerb für sich entscheiden können wie die Frankfurter Direktbank mit der niederländischen Mutter - in der inzwischen 17 Jahre währenden Historie der Wahl bereits zwölf Mal. Das zeugt davon, dass die Bank einen klaren Kurs mit ruhiger Hand fährt.
43 000 Bewertungen eingeflossen
Bei dem für das Hauptranking (siehe Tabelle unten) entscheidenden Kriterium der Gesamtzufriedenheit erzielte die Bank die Schulnote von 1,48. Keine Bank wird von ihren Kunden auch so gerne weiterempfohlen wie die ING-DiBa. "Insgesamt liegen die Ergebnisse, insbesondere in der Spitzengruppe, recht stabil auf sehr hohem Niveau", erläutert Stefan Henrichsmeier vom Aachener Marktforschungs- und Beratungsunternehmen ac research. Er hat die nichtrepräsentative Online-Umfrage, die in der Zeit vom 16.12.2015 bis 24.1.2016 stattfand, für BÖRSE ONLINE betreut. Insgesamt flossen mehr als 43 000 Bewertungen von Kunden in die Studie ein. Das Mantra der Siegerbank: ein nicht zu umfangreiches, dafür übersichtlich gestricktes Produktangebot zu günstigen, wenn auch nicht zu den billigsten Konditionen. "Wir konzentrieren uns auf Mainstream-Produkte und -Services für unsere Kunden", erläutert Matthias Bayer, Leiter des Wertpapiergeschäfts, die Strategie. "Beispielsweise wird es wilde Limittypen, Eurex oder exotische Auslandsbörsen, die von relativ wenigen Kunden genutzt werden, bei uns nicht geben. Den Kunden, die bei uns sind, passt es so gut, wie es ist."
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Flatex punktet bei Kosten und Zinsen
Vor diesem Hintergrund erklärt sich, dass die ING-DiBa auch fünf der sechs Teilkategorien für sich entscheiden kann - auch die Kategorie "Produktangebot", obwohl sie, objektiv betrachtet, hier weniger zu bieten hat als ihre Verfolger DAB Bank, Consorsbank und Comdirect. Einzig die Kategorie "Kosten und Zinsen" entscheidet abermals Flatex für sich. Er gilt auch als bester Broker für die Anlageklassen Aktien, Anleihen und Hebelzertifikate (siehe Tabelle Seite 3).
Auf dem zweiten Rang im Gesamtfeld landet mit der DAB Bank ein Anbieter, der vor einer Fusion steht. Der 1994 gegründete Brokerage-Pionier gehört seit Jahresbeginn - wie die Consorsbank - zur französischen Großbank BNP Paribas. "Für Ende 2016 ist eine Markenharmonisierung geplant", sagt Kai Friedrich, mittlerweile in Personalunion Chef beider Häuser, zur geplanten Marschroute. Klar ist: Consorsbank-Kunden profitieren inzwischen von Angeboten, die die DAB Bank schon länger im Programm hatte. Dazu zählen etwa das sogenannte Starpartner-Programm bei Fonds, ETFs und Zertifikaten oder der Online-Goldhandel. Beide Häuser landen punktgleich in der Kategorie Produktangebot auf Rang 2. Aber auch mit gemeinsamen neuen Produkten und Services wollen die Häuser punkten: "In der zweiten Jahreshälfte werden wir in unserem Personal-Finance-Management-Tool auch die Möglichkeit zur Kontenaggregation über verschiedene Banken hinweg ermöglichen - auf besonders sichere Art und Weise", erläutert Friedrich. Im Sommer soll die Video-Legitimation zur Konteneröffnung starten.
Bei der insgesamt Viertplatzierten Comdirect setzt man darauf schon seit anderthalb Jahren: "Inzwischen ermöglichen wir die komplette Kontoeröffnung volldigital, auch vom Smartphone aus", erzählt Sven Deglow, Vorstandsmitglied der Comdirect. Als erste Bank bildet sie den Prozess der Kontoeröffnung und des Kontowechsels vollständig digital ab - Schlangestehen in der Postfiliale muss bei ihr nicht mehr sein. "Auch wer nur ein Depot ohne Girokonto eröffnen möchte, kann das seit Ende letzten Jahres komplett digital tun", versichert Deglow. Bei den Kriterien "Kundenorientierung", "Erreichbarkeit" und in ihrer traditionellen Domäne "Website und Informationsangebot" fährt die Comdirect jeweils zweite Plätze ein.
Bei der längerfristigen Geldanlage erhalten Comdirect-Kunden Hilfestellung vom sogenannten Anlageassistenten, der auch zukünftig weiterentwickelt werden soll. "Das sogenannte Roboinvesting ist eines der großen Zukunftsthemen", glaubt Deglow - auch die Konkurrenz von Consorsbank und Maxblue hat bereits Angebote am Markt. Bei der Comdirect jedenfalls haben inzwischen schon mehrere Tausend Kunden das Tool genutzt, um Gelder im dreistelligen Millionenbereich zu investieren. Auch bei ING-DiBa hält man Robo-Advice für ein "spannendes Thema", so Michael Multinu, für Produktmanagement und Vertrieb zuständig. "Wir sind gerade in einer Findungsphase, ob das auch für uns ein richtiger Weg ist."
Um in das offizielle Ranking zu kommen, musste ein Anbieter mindestens 300 Bewertungen erhalten. Für kleinere oder noch junge Häuser ist das nicht leicht zu schaffen. Insofern verdient Sino, der Spezialanbieter für Heavy- und Daytrader mit gut 500 Kunden, eine lobende Erwähnung, da jeder zehnte Kunde abstimmte und er die Traumnote 1,33 erzielte. Auch aus den Niederlanden, der Orders über den US-Anbieter Interactive Brokers abwickelt, scheitert erneut am Quorum, erhielt aber die Note 1,44.
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Degiro scheitert knapp
Dritter im Bunde ist die niederländische , die erst seit dem Herbst 2014 in Deutschland am Markt ist und als Preisbrecher auftritt. Sie verpasste das Quorum nur sehr knapp - und hätte die Note 1,57 erzielt. "Deutschland ist inzwischen nach den Niederlanden der zweitgrößte Markt mit einer fünfstelligen Kundenzahl", sagt Jan Jirsa, bei Degiro Country-Manager für Deutschland.
Zu schaffen macht er insbesondere Günstig-Anbietern wie Flatex, der mit seiner Fünf-Euro-Flatfee plus Fremdspesen seit Jahren die Umfragekategorie "Kosten und Zinsen" für sich entscheidet. Durch die neue Konkurrenz erklärt sich, dass der Kulmbacher Broker dieses Jahr in der Kundengunst etwas zurückgefallen ist. Wir haben die drei genannten kleinen Anbieter wegen ihrer guten Bewertungen mit ihren Konditionen in unsere große Überblickstabelle mit aufgenommen.
Kunden, die sich für die Dienste von Degiro interessieren, sollten aber um deren Besonderheiten wissen. Da die Depotführung im Ausland erfolgt, müssen sich deutsche Kunden im Alleingang um die anständige Versteuerung ihrer Kapitalerträge kümmern. Das kann ziemlich mühselig werden. Auch die Einlagensicherung ist speziell bei Degiro ganz besonders gestrickt. Interessenten sollten sich mit dem Konstrukt vertraut machen.
Lücken im Produktportfolio will der Broker 2016 weiter schließen: Noch im ersten Halbjahr will man US-Optionen anbieten. Außerdem plant man 2016 den Start des Angebots "Deziro": Wertpapiere sollen dann ohne Transaktions- und Börsengebühren handelbar sein, dafür erhält der Kunde Werbung von Produktanbietern gezeigt. Die Konkurrenz beobachtet das Vorhaben genau, schlägt aber mahnende Töne an: "Trading für null Euro, wie es manche Anbieter in den USA schon offerieren, könnte auch hierzulande ein Thema werden", sagt Comdirect-Vorstand Deglow, "Privatkunden sollten aber genau schauen, welche Geschäftsmodelle dahinterstecken. Teilweise sind diese nicht sonderlich transparent." Wächst Degiro tatsächlich so weiter wie von Manager Jirsa erwartet, könnte bei der Wahl 2017 ein weiterer Anbieter das Quorum knacken. Dann kommt vielleicht auch wieder mehr Bewegung in den Kampf um die Kundengunst.
Anm. d. Red.: Den kompletten Artikel mit allen Rankings und Tabellen lesen Sie in Heftausgabe 11/2016.