Der einst größte Flugzeugbauer der Welt hat seit Jahren mit technischen Problemen zu kämpfen. Boeing rechnet auch in diesem Jahr mit roten Zahlen. Nun kommen zwei weitere Belastungen hinzu. Zum einen macht China einen Rückzieher bei der 737 MAX. Zum anderen wird die neue 'Air Force One' zu einem Fass ohne Boden.

China Southern Airlines hat zwei Flugstrecken mit ihren Boeing 737 MAX-Flugzeugen gecancelt. Wie die Fluggesellschaft am Wochenende auf ihrer Webseite mitteilte, sind die Flüge gestrichen worden. Einen Grund nannte die Airline nicht.

Ursprünglich hatte China Southern Flüge mit der neuen Boeing 737 MAX von Guangzhou nach Zhengzhou und Wuhan geplant. Der Einsatz der Flugzeuge, die nach zwei Abstürzen in Indonesien und Äthiopien im Jahre 2019 am Boden bleiben mussten, hätte die Rückkehr des Modells in die Passagierfliegerei in China nach mehr als drei Jahren bedeutet.

Bundesregierung kürzt Militär-Auftrag

Die 737 MAX wurde aber nach Modifikationen an den Flugzeugen und Pilotenschulungen weltweit mit Ausnahme von China und Russland wieder in Betrieb genommen.

In der vergangenen Woche hatte auch noch das deutsche Verteidigungsministerium die Zahl von Seefernaufklärungs-Flugzeugen 'P-8 Poseidon' von Boeing aus Spargründen von zwölf auf acht reduziert.

Mega-Verluste mit 'Air Force One'

Auch der prestigeträchtige Auftrag zum Neubau zweier Flugzeuge für den US-Präsidenten und seinen Stellvertreter belastet Boeing immer stärker. Der Flugzeugbauer muss weitere 766 Millionen Dollar abschreiben, nachdem er mit dem Auftrag in den vergangenen Jahren bereits Verluste von 1,1 Milliarden Dollar verbucht hatte. Weitere Abschreibungen seien nicht auszuschließen.

"Die Kritiker hatten recht", sagte Firmenchef Dave Calhoun in der vergangenen Woche dem TV-Sender CNBC. Der Kaufpreis von insgesamt 4,3 Milliarden Dollar sei viel zu niedrig. Der größte Fehler seines Vorgängers Dennis Muilenburg sei die Festpreis-Vereinbarung gewesen.

Druck von Donald Trump

Muilenburg hatte sich auf Druck des damaligen Präsidenten Donald Trump zu der Festpreis-Zusage hinreißen lassen. Trump hatte 2016 kurz vor seinem Amtsantritt seinen Unmut über die Kosten geäußert und in der für ihn typischen Art getwittert "Bestellung stornieren!".

Insgesamt muss die kriselnde Rüstungssparte von Boeing, bei der auch das 'Air Force One'-Programm angesiedelt ist, 2,8 Milliarden Dollar abschreiben. Insidern zufolge soll Steve Parker als neuer, für das Tagesgeschäft zuständiger Chef diesen Geschäftsbereich wieder auf Vordermann bringen.

Technische Probleme verzögern Zeitplan

Wegen technischer Probleme liegt der Bau der 'Air Force One' und der 'Air Force Two' bereits drei Jahre hinter dem Zeitplan. Die Maschinen sollen 2026 und 2027 ausgeliefert werden. Sie basieren auf dem Modell 747-8 "Jumbojet", werden aber umfassend modifiziert. So werden unter anderem hochmoderne Selbstverteidigungs- und Kommunikationssysteme eingebaut. Die Flugzeuge sind darauf ausgelegt, selbst in einem Nuklearkrieg einsatzfähig zu bleiben.

Die im Dow Jones notierte Boeing-Aktie sackte in der vergangenen Woche zeitweise auf 132,20 Dollar ab, konnte sich im freundlichen Umfeld jedoch wieder erholen (siehe Chart). Das Jahreshoch markierte Boeing im Januar bei knapp 230 Dollar. Am Freitag schloss der Wert in den USA bei 143,80 Dollar. Im deutschen Handel steht die Boeing-Aktie am Montag-Vormittag wenig verändert bei 143,54 Euro.

Boeing (WKN: 850471)

Fazit

Der Luftfahrt-Konzern kommt weiterhin nicht nachhaltig "auf die Füße". Ein Problem reiht sich ans nächste, Gewinne bleiben Wunschträume. Wer eine Flugzeugbauer-Aktie kaufen möchte, greift nicht zu Boeing, sondern zum Konkurrenten Airbus. 

 (Mit Material von rtr und dpa)