Wharton-Ökonom Jeremy Siegel sieht trotz Sommerflaute einen intakten Bullenmarkt. Ein weiteres signifikantes Kursplus bis Jahresende hält er für realistisch.

Jeremy Siegel, emeritierter Finanzprofessor der Wharton School und Chefökonom von WisdomTree, bleibt auch nach den jüngsten Marktschwankungen bei seiner optimistischen Einschätzung. „Dieser Bullenmarkt ist weiterhin intakt“, sagte Siegel im CNBC-Interview. Zwar sei ein erneuter Kurssprung von 20 Prozent nicht zu erwarten, doch ein Plus von fünf bis zehn Prozent in den kommenden sechs Monaten halte er für realistisch.

Bereits nach Powells Rede in Jackson Hole hatte Siegel betont, dass die Fed die Tür für Zinssenkungen geöffnet habe. Die Leitzinsen müssten seiner Ansicht nach in den „low threes“ liegen – also rund 100 Basispunkte unter der Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe. „Das ist ein großer Trost für Investoren“, so Siegel. Besonders kleinere Unternehmen, die sich stark über kurzfristige Finanzierungen refinanzieren, dürften profitieren.

Marktbreite als Stärke

Bemerkenswert sei die Wucht der jüngsten Rallye: Sowohl Wachstums- als auch Value-Titel legten zu, der Russell 2000 sogar überdurchschnittlich. „Das war keine zaghafte Erholung“, betont Siegel. Auch die Tatsache, dass die Märkte trotz saisonal schwacher Sommermonate den Großteil der Gewinne halten konnten, sei ein starkes Signal.

Die schwachen Handelsvolumina der letzten Tage sieht Siegel gelassen. „Es ist August, die Leute gehen an den Strand. Das ist nicht ungewöhnlich.“ Entscheidend sei, dass sich die Märkte trotz niedriger Umsätze behaupten. Historisch betrachtet sei Stabilität in dieser traditionell schwierigen Phase oft ein gutes Omen für die Jahresendrallye.

Globale Märkte im Vorteil

Das größte Risiko sieht Siegel in einem möglichen Rückzieher der Fed. Sollten Powell und die Fed am 17. September doch von Zinssenkungen abrücken, könnte die Rallye abrupt enden. Wichtige Weichen stelle der am Freitag anstehende Inflationsbericht. Fällt er – wie von Siegel erwartet – moderat aus, dürfte dies die Erwartung weiterer Zinssenkungen untermauern.

Auffällig sei, dass US-Börsen 2025 im internationalen Vergleich zurückliegen. Viele europäische Indizes performten besser, was auch am schwachen Dollar liege. „Ein zehnprozentiger Rückgang der US-Währung bedeutet für Amerikaner zehn Prozent mehr Rendite im Ausland“, erklärt Siegel.

Für den Altmeister unter den Marktkommentatoren steht fest: Das bullische Grundmuster ist intakt. Kurzfristige Rückschläge oder dünne Handelsvolumina ändern daran wenig. „Der Markt hat Stärke gezeigt – und das ist meist ein gutes Zeichen für den Rest des Jahres.“

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