Der chinesische Fahrdienstvermittler Didi hat an der Wall Street den größten Tech-Börsengang seit dem chinesischen E-Commerce-Riesen Alibaba hingelegt. Bei seinem Debüt wurde der Rivale des US-Fahrdiensts Uber zeitweise mit 80 Milliarden Dollar bewertet. Zum Vergleich: Uber ist an der Börse 95 Milliarden Dollar wert.
Corona sorgt für Tech-Boom
Die Emission von Didi liegt im Trend: Im ersten Halbjahr zogen vor allem Tech-Konzerne das Interesse der Investoren auf sich. Gut jeder vierte Börsengang weltweit (27 Prozent) und sogar 39 Prozent des gesamten Emissionsvolumens entfielen auf Technologieunternehmen, wie eine Analyse der Beratungsfirma EY ergab. "Der Digitalisierungstrend, der durch die Pandemie noch mal enorm verstärkt wurde, rückt digitale Geschäftsmodelle auch in den Mittelpunkt des Investoreninteresses", erläuterte EY-Experte Martin Steinbach.
Laut der Studie haben zwischen April und Juni weltweit insgesamt 589 Unternehmen den Sprung an den Aktienmarkt gewagt, dreimal so viele wie im Vorjahreszeitraum. Das Emissionsvolumen kletterte dabei um 152 Prozent auf 106 Milliarden US-Dollar. Allein in China gingen 161 Firmen an die Börse (plus 81 Prozent), in den USA waren es 114, mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr. Den stärksten Zuwachs hatten die europäischen Börsen: Hier verfünffachte sich die Zahl der Neuemissionen auf 142. Deren Volumen hat sich auf 21,1 Milliarden Dollar verdreifacht. "Die hohen Bewertungsniveaus und geringere Volatilität sorgen für einen regelrechten Ansturm aufs Parkett", sagte Steinbach.
Auch das Volumen der Emissionen hat dabei deutlich zugenommen. Gab es im ersten Halbjahr 2020 weltweit nur 14 Transaktionen oberhalb der Eine-Milliarde-Grenze, waren es in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 42 derart große Transaktionen. Der bislang größte Börsengang des Jahres fand dabei in Hongkong statt: Die Kurzvideoplattform Kuaishou Technology erlöste im Februar 6,2 Milliarden Dollar. An zweiter Stelle rangiert die Erstnotiz des südkoreanischen Onlinehändlers Coupang mit einem Emissionsvolumen von 4,6 Milliarden Dollar.
Mit einem Erlös von 4,4 Milliarden Dollar ist der Uber-Konkurrent Didi wiederum die größte Tech-Emission an der Wall Street seit sieben Jahren. 2014 hatte Alibaba 25 Milliarden Dollar eingestrichen. Uber kam 2019 auf einen Erlös von 8,1 Milliarden Dollar. Insgesamt blieb die Didi-Premiere etwas unter den Erwartungen. Dem Börsenaspiranten hatte man zunächst eine Bewertung von 100 Milliarden Dollar zugetraut. Einige Investoren befürchten, dass sich die Perspektiven für Fahrdienste eintrüben könnten, wenn sie von der Aufsicht stärker reguliert werden. Didi wurde 2012 gegründet und hat sich in China gegenüber dem US-Rivalen Uber durchgesetzt. 2020 ging der Umsatz wegen Corona um acht Prozent auf 21,6 Milliarden Dollar zurück, bei einem Verlust von 1,6 Milliarden Dollar. Im ersten Quartal hat das Unternehmen dann erstmals einen Gewinn ausgewiesen.
Mister Spex startet
Unterdessen hat der Berliner Online-Optiker Mister Spex beim Börsengang in Frankfurt 375 Millionen Euro eingenommen. 15 Millionen Aktien wurden zu je 25 Euro zugeteilt, in der Mitte der von 23 bis 27 Euro reichenden Preisspanne. Vom Emissionserlös fließen 245 Millionen Euro direkt in die Kasse von Mister Spex, der Rest geht an die Altaktionäre. An diesem Freitag sollen die Titel von Mister Spex erstmals an der Frankfurter Börse gehandelt werden. Zum Ausgabepreis kommt das 2007 gegründete Unternehmen auf einen Börsenwert von 829 Millionen Euro. "Dank großen Investoreninteresses können wir mit den Mitteln aus dem Börsengang unsere Wachstumspläne im In- und Ausland umsetzen", sagte Vorstandsmitglied Mirko Caspar. Neben dem Onlinegeschäft soll dabei auch das Filialnetz beschleunigt ausgebaut werden.