Könnte die Rallye von 2025 so enden wie 1999/2000? Jim Cramer sieht maßgebliche Unterschiede zum Dotcom-Crash vor einem Vierteljahrhundert.

Die Älteren werden sich erinnern: Um die Jahrtausendwende entwickelte sich eine der spektakulärsten Blasenbildungen der Börsengeschichte, die dann im März 2000 zerplatzte. Könnte der jüngste Traumlauf an den US-Börsen einen ähnlichen Verlauf nehmen?

Jim Cramer, der wohl bekannteste Fernseh-Börsenguru der USA, hat in einem TV-Format "Mad Money" gestern diesen Vergleich zwischen der heutigen Euphorie rund um Tech-Aktien und der Dotcom-Ära der späten 1990er Jahre gezogen. 

Die Lehren der Dotcom-Blase

Cramer erinnerte daran, wie der Markt damals zunächst jahrelang trotz steigender Zinsen kräftig zulegte, bevor 1999 das Rationale verschwand. „Alles, was zählte, war das Irrationale“, so Cramer. Hunderte von Internetfirmen gingen an die Börse, viele ohne Geschäftsmodell, ohne Umsätze, mit fast identischen Ideen – von Suchmaschinen über Glasfasernetze bis hin zu Internetshops. Zwei Jahre später waren die meisten verschwunden, und eine ganze Generation von Anlegern hatte sich dauerhaft von der Börse abgewandt.

Das Jahr 2000 steht für eine historische Zäsur: eine Mischung aus Euphorie, Naivität und Gier, die in einer beispiellosen Kapitalvernichtung mündete. Genau diese Phase will Cramer von heute abgrenzen. Zwar gebe es auch im aktuellen Markt „Froth“ – also Blasenbildung und übertriebenen Optimismus –, doch die Grundlage sei eine andere. Heute existierten „großartige Unternehmen mit echten Geschäftsmodellen, Umsätzen und Wachstumsperspektiven“, betont der TV-Moderator.

2025 ist nicht das neue 1999

Seine Mahnung ist subtil: Wer die Parallelen überstrapaziere, verkenne die Qualität der Tech-Giganten von 2025. Microsoft, Apple, Nvidia oder auch spezialisierte Player wie Palantir hätten solide Fundamentaldaten, die sie klar von den Luftnummern der Dotcom-Zeit abgrenzten. Cramer nennt dieses Jahr das „Year of Magical Thinking“ – eine Phase, in der Euphorie und Realität nebeneinander existieren.

"Wir sind nichts wie Ende 1999" betont Cramer – trotz der aktuell auffälligen Kursausschläge bei Aktien wie Palantir, Quantum Computing oder frisch gelisteten Börsenneulingen wie Bullish.

Zwischen Hype und Substanz

Damit formuliert Cramer eine Art Zwischenbilanz für Investoren: Es ist weder angebracht, jede Rallye kritiklos mitzugehen, noch, aus Angst vor einer Wiederholung des Crashs von 2000 die Märkte vorschnell zu verlassen. „Man bekommt die Anstiege bei den guten Aktien nicht ohne die Anstiege bei den schlechten“, fasst er zusammen. Die Lehre: Marktbewegungen seien komplexer, als simple Vergleiche nahelegen.

Für Anleger bedeutet das: Wachsam bleiben, aber auch im Selloff nicht panisch werden. Wer die Dotcom-Katastrophe noch vor Augen hat, könnte versucht sein, jede Übertreibung als Vorbote des nächsten Crashs zu deuten. Cramer hingegen sieht im Unterschied zu damals robuste Strukturen, echte Umsätze und langfristige Wachstumsstorys. Kurz: Diesmal ist es – zumindest aus seiner Sicht – anders.


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