Mit gewaltiger Kraft traf Hurrikan "Ida" auf das Küstengebiet Louisianas und hinterließ schwere Schäden. Nach bisherigen Erkenntnissen sind die Ölkonzerne glimpflich davongekommen. Alle elf Bohrinseln im Golf von Mexiko wurden vor dem Wirbelsturm evakuiert. Bis auf den Produktionsausfall kam es zu keinen größeren Schäden. Schlimmer getroffen hat es die Raffinerien an der US-Golfküste. Auch diese Anlagen wurden vor dem Sturm abgeschaltet. Jetzt müssen sie auf Schäden überprüft und diese behoben werden. Bis sich die Verarbeitung von Rohöl wieder normalisiert, wird es aber einige Zeit dauern. Der Ausfall an Verarbeitungskapazitäten wird auf 1,92 Millionen Barrel pro Tag geschätzt. Das ist mehr als der Ausfall der US-Ölproduktion im Golf von Mexiko. Erholt sich die Ölproduktion schneller als die Nachfrage der Raffinerien, werden sich die Rohöllager schnell füllen.
Geringere Nachfrage nach Öl
Zusammen mit den rohölproduzierenden Staaten Russland, Kasachstan, Mexiko und dem Oman hat das OPEC-Kartell schon vor Monaten beschlossen, die wegen der Corona-Pandemie stark gedrosselte Ölförderung jeden Monat um 400 000 Barrel pro Tag zu steigern, so lange bis das Volumen wie vor Beginn der Pandemie erreicht ist. Im kommenden Jahr sollte es so weit sein. Doch die Entwicklung der Weltwirtschaft entpuppt sich als großer Unsicherheitsfaktor.
In vielen Ländern breitet sich die Delta-Variante des Coronavirus schnell aus. In China müssen immer wieder Fabriken und Häfen schließen. Das sorgt für Lieferengpässe und belastet die hiesige Wirtschaft. Die Internationale Energieagentur IEA hat bereits die Prognose für das zweite Halbjahr gesenkt. Die Weltwirtschaft wird bis Weihnachten 500 000 Barrel Erdöl weniger pro Tag benötigen als ursprünglich angenommen. Am Jahresende läge die Nachfrage dann bei 96,2 Millionen Barrel pro Tag, das wären 3,8 Millionen weniger als 2019. Gut gefüllte Öllager, eine stagnierende Nachfrage und höhere Fördermengen: Unterm Strich spricht vieles gegen einen steigenden Ölpreis. Doch sollte der Preis stark fallen, würden die Ölstaaten sicher eingreifen. Betrachtet man den Chart, scheint die Ölnotiz wie festgezurrt. Sehr risikobereite Anleger setzen mit Inline-Optionsscheinen darauf, dass die Seitwärtsbewegung anhält. Wird eine der beiden Schwellen berührt, führt das zum Totalverlust. Nähert sich der Ölpreis der Mitte des Korridors, legen die Inliner in der Regel auf die Mitte des maximalen Rückzahlungsbetrags zu. Das wäre eine erste Gelegenheit, den Gewinn zu realisieren.