Der italienische Kaschmir-Spezialist verfügt derzeit weltweit über 96 Geschäfte, 58 davon betreibt Brunello Cucinelli in Eigenregie, die übrigen von Partnern. In den kommenden Jahren sollen weitere Standorte hinzu kommen. Die genaue Zahl hänge von der Verfügbarkeit von Standorten in Toplagen ab, machte Cucinelli deutlich. Man brauche Geduld.
Erst Ende November hatten die Italiener die offizielle Eröffnung ihres neuen Shops in Münchner Maximilianstraße gefeiert. Das Geschäft in der bayerischen Landeshauptstadt ist neben Berlin, Sylt und Hamburg bereits das vierte Geschäft in Deutschland. Die Maximilianstraße sei zwar eine der teuersten Lagen weltweit, aber für eine Luxusmarke eine "eminent wichtige Adresse", sagte Cucinelli. Vier Jahre habe der Konzern gewartet, bis sich eine passende Gelegenheit ergeben habe. Mit insgesamt 300 Quadratmetern gehört der Shop schräg gegenüber der Bayerischen Staatsoper zu den größten Standorten des Unternehmens aus dem Städtchen Solomeo bei Perugia in der italienischen Region Umbrien.
Brunello Cucinelli war erst Ende April in Mailand an die Börse gegangen und hatte mit einem Kursplus von knapp 50 Prozent ein fulminantes Börsendebüt hingelegt. Seither hat sich die Aktie des Kaschmir-Spezialisten nahezu verdoppelt. Haupttreiber für diese Entwicklung waren neben dem guten Börsenumfeld und den hervorragenden Aussichten für Luxus-Aktien auch die starken Zahlen. In den ersten drei Quartalen hat das Unternehmen den Umsatz um 14 Prozent auf 252 Millionen Euro verbessert. Operativ verdiente das Modehaus von Januar bis September 38 Millionen und damit gut 15 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. "Das Geschäft läuft sehr gut", sagte Cucinelli. Auch für das kommende Jahr erwartet der Firmengründer Zuwachsraten im "unteren zweistelligen Bereich". Vermögende Kunden legten weltweit Wert auf "erstklassige Qualität und handwerklich herausragende Verarbeitung".
Im kommenden Jahr will der Konzern das Geschäft mit Herrenanzügen vorantreiben. Erst Anfang September hatte Cucinelli das Anzuggeschäft des traditionsreichen italienischen Nobelschneiders Avenza erworben. Derzeit entfallen rund zwei Drittel des für 2013 erwarteten Umsatzes von rund 322 Millionen Euro auf Damenmode, der Rest auf Anzüge, Jackets oder Hosen für Herren. An dieser Umsatzverteilung werde sich jedoch auf langfristig nur wenig ändern: Frauen seien eher bereit, "10.000 Euro für einen Pelzmantel auszugeben, Männer eher nicht".
Einschätzung der Redaktion
Brunello Cucinelli hat Ende April einen spektakulären Börsengang hingelegt. Die Aktie war 17fach überzeichnet. Die Roadshow hat das Management wegen des großen Interesses nach der Hälfte der geplanten Termine abgebrochen. Aber der Hunger nach Luxus ist weltweit ungebrochen. Mit dem IPO hat der Kaschmirspezialist die Grundlage für sein weiteres Wachstum gelegt. Bei der geplanten Expansion steht das Unternehmen erst am Anfang. Die Aktie ist eine der attraktivsten und aussichtsreichsten Mid-Caps im Luxus-Segment. Kaufen.