Am Donnerstag will Forschungsministerin Anja Karliczek eine Aufstockung der Forschungsmittel bekanntgeben. Die Bundesregierung packt im Rennen um Medikamente und Impfstoffe gegen das Coronavirus also den ganzen Instrumentenkasten aus, der ihr zur Verfügung steht. Notgedrungen - die USA und Großbritannien haben sich schon viel früher angefangen, sich Impfstoff-Dosen zu sichern.

MEHR GELD FÜR FORSCHUNG


Seit Ausbruch der Pandemie hat die Bundesregierung die Förderung der Corona-Forschung massiv ausgebaut - sowohl national wie international. Dazu gehört auch das verstärkte Engagement im Rahmen der Impfstoffallianzen Gavi und Cepi - zuletzt mit 525 Millionen Euro. Denn Kanzlerin Angela Merkel mahnte, dass Impfstoffe nach der Entwicklung der ganzen Welt und nicht nur den reichen Ländern zur Verfügung stehen müssten. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) legt ein nationales Sofortprogramm zur Beschleunigung von Forschung und Entwicklung dringend benötigter Impfstoffe gegen das neuartige Coronavirus mit einem Volumen von 750 Millionen Euro auf.

Das Problem: Forschung dauert. Und Forschung allein sichert keineswegs den Zugang zum erhofften Impfstoff. Denn ein Großteil der Arbeiten an Corona-Medikamenten oder -Impfstoffen findet bei privaten Firmen statt. Der Streit zwischen der französischen Regierung und dem Pharmakonzern Sanofi, der in die Schlagzeilen geriet, weil er zunächst US-Patienten mit einem möglichen Impfstoff zuerst versorgen wollte, wurde in Berlin als Warnschuss für alle EU-Regierungen wahrgenommen.

IMPFDOSEN SICHERN


Aber es gab auch ein anderes Warnsignal, das vor allem Gesundheitsminister Jens Spahn in den vergangenen Wochen zu einem Getriebenen in der Corona-Krise machte. Denn im Rennen um den begehrten Impfstoff sicherten sich andere Länder längst Dosen von noch gar nicht entwickelten Impfstoffen, die aber Hoffnungsträger sind. Deshalb gaben die vier EU-Länder Deutschland, Frankreich, Italien und die Niederlande ihren Deal mit dem Pharmakonzern AstraZeneca bekannt. "Viele Länder der Welt haben sich schon Impfstoffe gesichert, Europa noch nicht", sagte Spahn zur Begründung. Die EU ist im Rennen ein Nachzügler. Das Unternehmen teilte mit, dass es längst Verträge etwa mit den USA und Großbritannien, aber auch Indien abgeschlossen habe.


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Die EU verfügt über einen Fonds von 2,4 Milliarden Euro, der verwendet werden könnte. Die Bundesregierung räumt ein, dass Deutschland und die EU damit finanziell ins Risiko gehen. Denn niemand weiß, ob die Studien am Ende erfolgreich sind. Um ganz sicher zu gehen, müssten sich die EU-Staaten den Zugang von sehr vielen noch in der Entwicklung befindlichen Corona-Arzneien- und Impfstoffen sichern. Die USA haben inzwischen den Kreis der Impfstoffkandidaten, dessen Entwicklung sie unterstützen wollen, auf sieben von 14 verringert.

NOTFALLS UNTERNEHMENSBETEILIGUNGEN


Der dritte Warnschuss war ein Medienbericht im März, dass die US-Regierung Interesse an der Biotechfirma CureVac habe. Die Produktion medizinischer Güter in Europa und Deutschland zu fördern, war nach den Worten einer Sprecherin des Wirtschaftsministeriums ausdrücklich einer der Gründe, warum der Bund schließlich selbst bei CureVac einstieg. Zugleich gab es in der EU und Deutschland wegen der weltweiten chinesischen Einkaufstour bei kleinen Technologieunternehmen generell eine Abwehrstrategie gegen unerwünschte Übernahmen. Finanzminister Olaf Scholz wies am Mittwoch darauf hin, dass man dazu auch ein eigenes Startup-Programm für Beteiligungen habe. In der Corona-Krise kam noch der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) dazu, der strategische Unternehmensbeteiligungen erlaubt.

CureVac fragte aber selbst aktiv eine Staatsbeteiligung an, wie eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums erklärte. In der Bundesregierung weist man darauf hin, dass nun kein massenhafter Einstieg in Unternehmen geplant sei. "Da haben wir jetzt keinen strategischen Plan", sagte Scholz.

rtr