Am Dienstag kaufte die risikofreudige Starinvestorin Wood eine Menge Anteilsscheine von gleich drei Aktien, die am gestrigen Mittwoch oder am heutigen Donnerstag ihre Ergebnisse veröffentlichen. Kann Woods Plan aufgehen, dass sich die massiv abgewerteten Titel jetzt wieder erholen? Von Karen Szola
Erneut hat die erfolgreiche Ark-Invest-Gründerin Cathie Wood am Dienstag ihre Chance ergriffen und ihr Portfolio um weitere Titel bereichert. Während der Oktober-Rallye trat Wood nicht als aktive Aktien-Käuferin in Erscheinung. In dieser Woche aber - mit dem Start des Novembers - griff sie beherzt zu. Dabei fällt auf, dass die Positionen, die sie einsammelte, zur Wochenmitte oder am Ende dieser Woche ihre Quartalsergebnisse veröffentlichen. Zufall oder Kalkül? Versucht die 65-Jährige vor den kommenden Bilanzzahlen noch einzusteigen, weil von diesen Unternehmen respektable Ergebnisse zu erwarten sind?
Twilio
Eines der Unternehmen, das heute nach Börsenschluss seine Quartalszahlen veröffentlichen wird, ist Twilio (WKN: A2ALP4) - ein Platzhirsch im Bereich der In-App-Kommunikationslösungen. Die Twilio-Aktie erlitt im Sommer einen herben Rückschlag, als der Konzern seine Ergebnisse für das zweite Quartal bekanntgab. Damals zeigte sich das Umsatzwachstum von 41 Prozent zwar solide, der Ausblick indes wurde zurückgenommen. Mittlerweile notiert der Titel zirka 86 Prozent unter dem Allzeithoch des vergangenen Jahres. Anzunehmen, dass das Zahlenwerk heute wohl nicht viel braucht, um die Analysten und Anleger zu beeindrucken. Im Vorfeld der Veröffentlichung sorgte das Down-Grade der Bank of America für Verunsicherung. Analyst Michael Funk, der Twilio zuvor positiv bewertet hatte, stufte die Aktie des Unternehmens auf "Underperform" herab und senkte das Kursziel auf 85 US-Dollar - das aktuelle Niveau.
Block
Die nächste Aktie im Bunde ist Block (WKN: A143D6, ex Square): Seit dem Höchststand im Sommer vergangenen Jahres ist sie um 80 Prozent eingebrochen. Die Cash-App von Block erfreut sich mit 47 Millionen Konten weiterhin großer Beliebtheit, und die Tatsache, dass Händler Square nutzen, um eine wachsende Zahl von Aufgaben zu erledigen, die über den Zahlungsverkehr hinausgehen, hilft der namensgebenden Plattform. Weniger erfolgreich war dagegen Blocks Vorstoß in die Welt der Kryptowährungen, da sie seit dem vergangenen Jahr massiv verloren. Dies ist angesichts der Art und Weise, wie Block seine Einnahmen meldet, von Bedeutung. Im zweiten Quartal musste einen Rückgang von sechs Prozent einschließlich Kryptowährungen berichtet werden - ohne dem Bitcoin-Geschäft wäre es ein beachtlicher Anstieg von 34 Prozent gewesen.
Roku
Die Unternehmenszahlen von Roku (WKN: A2DW4X) am gestrigen Mittwoch nach Handelsschluss kamen nicht gut an. Die Aktie verlor bereits im laufe des Tages über vier Prozent. Und die Mitleidsparty könnte heute weitergehen, denn vorbörslich liegt der Kurs mit weiteren knapp 19 Prozent im Minus. Gegenüber seiner Bestmarke weist die Notierung einen Rückgang von 88 Prozent auf. Roku mit Sitz in San José im US-Bundesstaat Kalifornien ist die führende Plattform für TV-Streaming mit 63,1 Millionen aktiven Konten (Stand: Ende Juni), welches einem Anstieg von 14 Prozent im vergangenen Jahr entspricht. Die Gesamtzahl der Streaming-Stunden und der durchschnittliche Umsatz pro Nutzer sind ebenfalls gestiegen - mit zweistelligen Zuwächsen in 2021. An der Börse wird der einstige Liebling der Corona-Pandemie mit 7,5 Milliarden US-Dollar bewertet. Nun meldete Roku für das dritte Quartal einen Nettoverlust von 122,2 Millionen US-Dollar oder einen Verlust von 88 Cents pro Aktie - verglichen mit einem Gewinn von fast 68,9 Millionen US-Dollar oder 48 Cents pro Aktie ein Jahr zuvor. Nicht wirklich erhellend ist der Ausblick für das vierte Quartal: Hier rechnet Roku mit einem Umsatz von etwa 800 Millionen US-Dollar, das sind etwa acht Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Der Verlust soll sich im vierten Quartal auf 245 Millionen US-Dollar belaufen.
Rohrkrepierer oder doch schlafende Giganten?
Die Anteilsscheine von Twilio, Block und Roku werden alle weit unter ihren Höchstständen gehandelt - das ist Fakt! Allesamt sind sie aufgrund ihrer Businessmodelle überzeugende Wachstumsaktien zu erniedrigten attraktiven Preisen. Cathie Wood ist trotz der Rückgänge von ihnen überzeugt. Sicherheitsorientierte Anleger sollten zunächst die Bodenbildung abwarten, ehe sie die Schnäppchen-Titel einsammeln.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: BLOCK INC