Viele Male warnte Börse ONLINE in dieser Rubrik vor der Aktie der China Evergrande Group (WKN:A2A PDK). Das erste Mal berichtete die Redaktion vor fast drei Jahren in Ausgabe 47/2018, dass der erstaunliche Aufstieg des chinesischen Bauträgers auf Schulden und der nicht nachvollziehbaren Aufwertung von Vermögen basiere. Damals kostete die Aktie rund 2,70 Euro. Die Argumentation damals war, dass der Konzern am Ende seine Schulden nicht bedienen könne und die Aktionäre im besten Fall eine massive Verwässerung in Kauf nehmen müssten.
Im schlimmsten Fall könnte wegen der rechtlichen Konstruktion als Offshorefirma das Geld verloren sein. Dass die Aktie nun nur noch bei einem Viertel des ursprünglichen Wertes notiert, ist ein klares Signal, dass das Endspiel eingeleitet wurde. Die chinesische Finanzbehörde hat den Konzern aufgefordert, die Schuldenproblematik schnell zu lösen. Zum Halbjahresende beträgt der Schuldenstand gut 75 Milliarden Euro.
Evergrande hat zudem zur Refinanzierung Geldmarktpapiere ausgegeben, die offiziell nicht als Schulden gelten. Hier könnten noch einmal 30 Milliarden Euro im Feuer sein. Der Zins der Papiere ist hoch und viele notieren weit unter Rückzahlungskurs, was den finanziellen Stress klar zeigt. Das heißt: Evergrande wird sich im großen Umfang von Vermögen trennen müssen. Ob das ausreichen kann, um die Vorgaben der Behörden zu erfüllen, ist zweifelhaft.
Der einzige Ausweg wäre eine Rettung durch den Staat. Angesichts der Härte, mit der Peking gegen Technologiefirmen vorgeht, sollte man darauf nicht wetten. Denn die Aktionäre der auf den Kaimaninseln registrierten Firma sitzen ganz am Ende der Nahrungskette und haben keinen juristischen Zugriff auf das Vermögen.