Es war ein starker Impuls: Am 18. April, Samstagabend, zur besten Sendezeit in den USA, verfolgten 270 Millionen Menschen weltweit via Web das Benefizkonzert "One World: Together at Home", übertragen von mehr als 60 TV-Stationen und neun großen Internetplattformen. In den Solidarfonds der Veranstalter Global Citizen, Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Vereinte Nationen flossen 128 Millionen Dollar - finanzielle Hilfe für Mitarbeiter im Gesundheitswesen, die weltweit bei der Eindämmung der Covid-19-Pandemie im Einsatz sind. Der Erfolg des Events zeigt: Online ist weltweit Alltag, zu Hause via TV, Computer, Smartphone, Tablet. Seit Kurzem auch in der Schule und im Job - via Homeoffice.

"Vielen Unternehmen wird jedoch jetzt erst klar, dass Arbeiten von zu Hause aus mehr ist als Telefon, E-Mail und Skype", meint Brian Kropp, Marktforscher der Gartner Group. So war in Amerika die Hälfte der Firmen mit mehr als einer Milliarde Dollar Umsatz nicht vorbereitet auf Homeoffice und musste unter erheblichem Druck Ausrüstung verschiedener Anbieter zusammenkaufen. Weitere 40 Prozent hatten sich eingerichtet, aber nicht für den rasanten Anstieg beim Homeoffice. "Gut vorbereitet waren nur rund zehn Prozent der Firmen", sagt Experte Kropp. Gartner erwartet nun, dass weltweit zügig nachgebessert wird, um das Homeoffice auch nach der Pandemie häufiger zu nutzen.

Rohstoff für Digitalisierung


Den Rohstoff für diese Beschleunigung der Digitalisierung in den Unternehmen liefern Chipentwickler und Spezialisten in der Fertigung. Ihre Technologie senkt den Energieverbrauch der Chips und schafft kleinere Strukturen für miniaturisierte elektronische Bauelemente in leistungsfähigeren Chipsystemen. Börsianer wissen das und setzen auf Unternehmen, die von diesen Entwicklungen auf breiter Front profitieren.

So haben sich seit Beginn der Turbulenzen auf dem Parkett die Aktien des weltweit führenden Chipauftragsfertigers Taiwan Semiconductor (TSMC), des niederländischen Primus für Chiplithografie ASML und die Papiere des US-Konzerns Synopsys, mit dessen Software Baupläne für Chips entworfen werden, besser entwickelt als der Branchenindex Philadelphia Semiconductor SOX und der Index der größten US-Konzerne, S & P 500. Synopsys hat seinen Börsenwert behauptet, TSMC und ASML (aktuell Europas stabilster Techwert) verloren jeweils etwas mehr als fünf Prozent. SOX und S & P 500 rutschten mit zwölf und 15 Prozent seit dem 20. Februar viel stärker ins Minus.

Drei Chip-Champions


Die drei Favoriten dominieren in ihren Segmenten und verfügen über solide Bilanzen mit ausreichend Cash - gute Voraussetzungen, um in unsicheren Zeiten wie jetzt auf Kurs zu bleiben. Auftragsfertiger TSMC bestätigte vor wenigen Tagen die diesjährige Investition von 15 bis 16 Milliarden Dollar in Ausrüstung und Produktion, also sogar etwas mehr im Vorjahr. Chef C. C. Wei sieht "keine Abschwächung der Nachfrage". Erst im zweiten Halbjahr seien signifikante Auswirkungen durch die Pandemie möglich. Der Konzern mit knapp 36 Milliarden Dollar Umsatz fertigt ein breites Sortiment von auf Höchstleistung getrimmten Chips etwa für Computer in Rechenzentren oder als zentrale Steuereinheiten in mobilen Geräten und Spielkonsolen. Taiwans größter Konzern profitiert davon, dass die meisten Chipfirmen die kapitalintensive Herstellung inzwischen Auftragsfertigern überlassen. Der globale Marktführer verfügt daher über die neuesten Maschinen und Verfahren für den technologischen Fortschritt in fast allen Bereichen der Halbleiterbranche.

Für die gegenwärtig kleinsten Strukturen und Leiterbahnen auf Halbleitern, etwa bei Chips für den 5G-Mobilfunk, für künstliche Intelligenz (KI) und bei Steuerungseinheiten (Prozessoren) für Computer in Rechenzentren leistet sich TSMC Anlagen des Spezialisten ASML. Die Technologie der Niederländer verschiebt die physikalischen Grenzen für die Chiplithografie und wird in zunehmend mehr Bereichen eingesetzt. Eine Anlage kostet rund 150 Millionen Dollar und wird in mehreren Jumbojets zur Montage beim Kunden transportiert. Mit seiner Technologie bleibt ASML auf absehbare Zeit der einzige Anbieter in einem Markt mit prozentual zweistelligen jährlichen Wachstumsraten, sagen Experten.

Zu den Werkzeugen für technologischen Fortschritt gehört auch spezielle Hard- und Software für das Design der Halbleiter. Synopsys im kalifornischen Mountain View kontrolliert knapp 30 Prozent des globalen Geschäfts. Die Branche wird auf zehn Milliarden Dollar Umsatz geschätzt. Chipfirmen investieren nach Angaben der US-Bank JP Morgan rund 15 Prozent ihres Budgets in die Software. Die Programme haben für sie oberste Priorität, lediglich die Ausgaben für Entwickler sind höher.

Zwei Drittel der Erlöse im diesem Markt mit hohen Eintrittsbarrieren liefern drei Firmen. Sie erweitern ihre Expertise durch Zukäufe, eine gute Absicherung des Geschäfts und eine solide Basis in unsicheren Zeiten.

Investor-Info

ASML
Allein im Wachstumsmarkt


Die Chiplithografie von ASML auf Basis von extrem kurzwelligem UV-Licht (EUV) bleibt trotz Pandemie stark gefragt. Die Niederländer sind die einzigen Anbieter dieser Spitzentechnologie. Bisher gibt es keine Verschiebung oder Absage von Aufträgen. Die größte Sorge von Chef Peter Wennink sind mögliche Ausfälle bei den rund 5.000 Zulieferfirmen. Analysten trauen ASML jährliche Gewinnzuwächse von mindestens 17 Prozent zu.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 330,00 Euro
Stoppkurs: 190,00 Euro

Synopsys
Auch in Turbulenzen gefragt


Auch in schwierigen Zeiten wie der derzeitigen Covid-19-Pandemie investieren Chipfirmen ungebremst in die Entwicklung neuer Produkte. Das Geschäft von Synopsys, führend bei Software für die Entwicklung von Chips und Chipsystemen, ist von den Auswirkungen der Krise kaum betroffen. Der Vorstand erwartet für 2020 (bis Ende Oktober) mindestens knapp acht Prozent, das heißt 3,6 Milliarden Dollar, mehr Umsatz und 14 Prozent mehr Gewinn pro Aktie. Aussichtsreich.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 166,00 Euro
Stoppkurs: 98,00 Euro

TSMC
Breit aufgestellter Primus


Der weltweit größte Chipauftragsfertiger profitiert von der starken Nachfrage nach speziellen Halbleitern für Computer in Rechenzentren, für den neuen 5G-Mobilfunkstandard und Chips für künstliche Intelligenz. Unter Berücksichtigung möglicher Auswirkungen der Pandemie werden für 2020 nun 15 statt ursprünglich 20 Prozent mehr Umsatz in Aussicht gestellt. Zum Vergleich: In der Chipbranche insgesamt wird statt mit acht Prozent Plus nun mit Stagnation gerechnet. Beim Gewinn pro Aktie wird TSMC für 2020 ein Zuwachs von mehr als 25 Prozent zugetraut.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 60,00 Euro
Stoppkurs: 35,00 Euro