Ziemlich volatil ging es bisher in diesem Jahr am deutschen Aktienmarkt zu. Aber auch auf Sicht von einem Jahr darf das Geschehen getrost als ziemlich turbulent bezeichnet werden. Insgesamt ist seit Mitte April 2015 etwas der Wurm drin, wobei sich die Nebenwerte-Indizes nach wie vor etwas besser schlagen als der Standardwerte-Leitindex DAX.
Anders als in den vorherigen Hausse-Jahren kommt es inzwischen zum Erzielen einer positiven Performance wieder sehr viel stärker auf die Fähigkeit an, die richtigen Einzelaktien herauszupicken. Ganz gut scheint dieses Unterfangen zuletzt den Analysten der Deutschen Bank gelungen zu sein. Denn in einer Spezial-Studie zu den hauseigenen Favoriten am deutschen Aktienmarkt wird darauf verwiesen, dass ein am 12. Juni 2015 aufgelegtes Modell-Portfolio zum Redaktionsschluss auf einen Wertzuwachs von rund sieben Prozent kommt. Den HDAX habe man damit in dieser Zeit um 23 Prozent geschlagen und den STOXX Europe 600 Index um 25 Prozent. Der HDAX als Vergleichsmaßstab setzt sich auf dem DAX, dem MDAX und dem TecDax und somit aus insgesamt 110 Aktien zusammen
Dieses Favoriten-Portfolio besteht derzeit wie schon in den vergangenen Monaten aus neun Einzeltiteln. Wobei kürzlich Merck KGaA durch einen Wert ersetzt wurde, auf den wir auf den kommenden Seiten näher eingehen werden. Innerhalb des Sektors stelle der Darmstädter Pharmakonzern zwar immer noch eine gute Wahl dar, auch weil die Aktivitäten in den USA vergleichsweise klein seien, aber allgemein hätten sich die Perspektiven für den Sektor in Übersee durch die im Zuge des Präsidentschaftswahlkampfes aufgekommenen Diskussionen um Preisbeschränkungen bei teuren Medikamenten etwas eingetrübt. Zur Begrenzung von Risiken habe man sich deshalb dazu entschieden, Merck von der Favoritenliste zu streichen.
Bei der Suche nach geeigneten Dividendentiteln fand eine Dreiteilung nach Größe statt. Zur ersten Gruppe zählen Aktien mit einem Börsenwert von mehr als vier Milliarden Euro, zur zweiten Gruppe Titel mit einer Marktkapitalisierung von eins bis vier Milliarden Euro und zur dritten Gruppe jene Werte mit einem Börsenwert von unter einer Milliarden Euro. In allen diesen drei Gruppen sind derzeit drei Aktien enthalten, die mit einer Kaufempfehlung der Deutschen Bank ausgestattet sind.
Zur Drucklegung der Studie waren diese Titel im Schnitt mit einem KGV von zwölf auf Basis der für die kommenden zwölf Monate geschätzten Gewinne ausgestattet. Die durchschnittliche Dividendenrendite wird mit 1,7 Prozent angegeben, das Gewinnwachstum auf Sicht der kommenden zwölf Monate mit 14,3 Prozent und die Eigenkapitalrendite mit 8,2 Prozent. Auf den nachfolgenden Seiten stellt BÖRSE ONLINE fünf dieser neun Favoriten etwas näher vor. Die Kursziele dieser Werte bewegen sich zwischen 20 Prozent und 64 Prozent über den aktuellen Notierungen.
Deutschland-Favorit der Deutschen Bank, Nummer eins: HORNBACH Holding AG & Co. KGaA (WKN: 608340, 55,90 Euro, alle Kurs- und Bewertungsangaben beziehen sich auf den Stand vom 18. April 2016)
Der kleinste der von uns ausgewählten Favoriten der Deutschen Bank ist gemessen am Börsenwert die HORNBACH Holding AG & Co. KGaA. Die Marktkapitalisierung beträgt hier rund 447 Millionen Euro. Die Holding ist die Muttergesellschaft der HORNBACH-Gruppe. Eigenen Angaben zufolge ist sie selbst nicht im operativen Einzelhandel tätig, sondern verfügt über eine Anzahl wichtiger Beteiligungsgesellschaften. Als die mit Abstand größte und wichtigste Beteiligungsgesellschaft wird die HORNBACH Baumarkt AG als Betreiber großflächiger Bau- und Gartenmärkte im In- und Ausland bezeichnet. Die Anteile der börsennotierten Hornbach Baumarkt AG werden mehrheitlich (76,4 Prozent) von der Hornbach Holding AG gehalten. Konkret werden 153 großflächige Bau- und Gartenmärkte in Deutschland und acht weiteren europäischen Ländern betrieben. Nach Umsatz ist das Unternehmen die Nummer 4 unter den deutschen Baumarktbetreibern. Marktführer ist Obi vor Bauhaus und Toom Baumarkt.
Abgerundet werden die Handelsaktivitäten durch die HORNBACH Baustoff Union GmbH, die auf dem Gebiet des Baustoffhandels mit überwiegend gewerblichen Kunden tätig ist. Die Entwicklung und Verwertung erstklassiger Einzelhandelsimmobilien ist ein weiterer Geschäftszweig unter der Verantwortung der HORNBACH Holding AG & Co. KGaA. Diese Aktivitäten sind zum Teil bei der HORNBACH Immobilien AG angesiedelt, die einen Großteil des umfangreichen Immobilienvermögens der HORNBACH-Gruppe besitzt.
Seit Ende Mai haben sich die Anteilsscheine dieses SDAX-Vertreters als herbe Enttäuschung für die Anteilseigner erwiesen. Denn einige schlechte Nachrichten haben hier zu einem deutlichen Kursrückgang geführt. Die Deutsche Bank hat nach der jüngsten Zahlenvorlage die Einschätzung für den Titel aber auf Kaufen belassen. Details zur Ergebnisentwicklung wird das Unternehmen aber erst im Rahmen der Bilanzpressekonferenz am 24. Mai 2016 bekannt geben.
Zum bisher präsentierten Ergebnis hieß es von Seiten der Deutschen Bank, das Umsatzwachstum der Baumarktholding habe zwar im Schlussquartal des Geschäftsjahrs 2015/16 an Fahrt gewonnen, doch das schwache Vorquartal sei anders als erhofft noch nicht wieder ausgeglichen worden. Als Konsequenz daraus habe das operative Jahresergebnis die Erwartungen verfehlt. Die zuständige Analystin Katja Filzek attestierte aber gleichzeitig einen ermutigenden Umsatztrend und eine wenig anspruchsvoll Bewertung der Aktie.
Allgemein heißt es zu dem Titel auch, es gebe einen strukturellen Wettbewerbsvorteil. Dieser basiere auf der großen Bekanntheit des Markennamens, einem homogenen Geschäftsportfolio und dem Fokus auf die beste Qualität gemessen am Preis. Durch alledem sei das Unternehmen gut positioniert um profitables Wachstum zu generieren. In Deutschland werde das Profite machen allerdings durch einen noch stark zersplitterten Markt erschwert, ein Wettbewerbsumfeld, das sich in den anderen acht beackerten Ländern bereits entspannter darstelle.
Im laufenden Geschäftsjahr sieht die Deutsche Bank den Gewinn je Aktie auf 5,50 Euro stiegen und im Jahr danach auf 6,10 Euro. Auf der letztgenannten Basis würde das einem KGV von 9,2 entsprechen. Das Kursziel von 81 Euro lässt dem Titel theoretisch fast 45 Prozent Luft nach oben. Börse Online führt den Titel derzeit in der Kategorie Beobachten.
Deutschland-Favorit der Deutschen Bank, Nummer zwei: Morphosys (WKN: 663200, 51,31 Euro)
Um ein Mitglied aus dem TecDAX handelt es sich beim zweiten Mitfavoriten Morphosys, der auf einen Börsenwert von 1,36 Milliarden Euro kommt. Fokussiert ist dieses Biotechunternehmen auf die Entwicklung neuer Behandlungsmethoden für schwerkranke Patienten. Man bezeichnet sich als das führende Unternehmen im Bereich therapeutischer Antikörper und hat sich zum Ziel gesetzt, die wertvollste biopharmazeutische Pipeline der Biotechnologiebranche aufzubauen.
Zum Verständnis: Antikörper werden als therapeutische Wirkstoffe zur Behandlung schwerer Erkrankungen eingesetzt. MorphoSys versucht, optimierte Antikörper als therapeutische Wirkstoffe zu generieren. Bei der Wirkstoff-Forschung und Entwicklung setzt das Unternehmen unter anderem auf die in der Industrie führenden Antikörperbibliotheken HuCAL und Ylanthia. Gemeinsam mit Partnern wurde eine therapeutische Pipeline mit mehr als 90 vollständig menschlichen Antikörperkandidaten aufgebaut, einschließlich fortgeschrittener Wirkstoffprogramme wie Bimagrumab (Muskelschwund), Gantenerumab (Alzheimer) und Guselkumab (Schuppenflechte).
Der zuvor deutlich gestiegene Aktienkurs hatte von Ende 2014 bis Februar 2016 keinen leichten Stand, was zur eingetrübten Nachrichtenlage passte. Doch in den vergangenen Wochen hat sich die Notiz wieder von seinen Jahrestiefs abgesetzt. Erklären lässt sich das mit der Hoffnung auf künftig wieder bessere Meldung, was unter anderem mit anstehenden Phase-III-Daten zu gemeinsam mit den Pharmaunternehmen Novartis und Janssen entwickelten Wirkstoffen Bimagrumab und Guselkumab zu tun hat. Am Montag erhielt die Notiz einen zusätzlichen Schub, nachdem der Partner Glaxosmithkline den Start der klinischen Phase 2-Studie eines Medikamentenanwärters bekannt gegeben hatte.
Der Deutschen Bank Gefallen an dem Titel vor allem die diversifizierte Aufstellung, denn dadurch seien die Risiken ausbalancierter. Zudem würden die Zahlungen der Partner dabei helfen, die eigenen Anstrengungen bei Forschung & Entwicklung zu finanzieren. Die ausgeklügelte Aufstellung wird nach Einschätzung des zuständigen Analysten Gunnar Romer nicht ausreichend im Aktienkurs reflektiert. Die Bewertung ist aus seiner Sicht bereits durch die bestehenden Partnerprogramme abgedeckt und Erfolge bei den Forschungsprojekten seien derzeit somit so etwas wie ein Zusatzbonus. Auch wenn es zwar Risiken gebe, so sei das Chancen-Risiko-Verhältnis letztlich doch als verlockend einzustufen. Mit Gewinnen rechnet allerdings auch er vorerst nicht, das Kursziel wird dennoch mit 81,00 Euro angegeben. Deine Vorgabe, die sich um fast 58 Prozent über den aktuellen Notierungen bewegt. Börse Online rät ebenfalls zum Kauf, ist mit einem Kursziel von 65,00 Euro aber etwas zurückhaltender.
Deutschland-Favorit der Deutschen Bank, Nummer zwei: Hella KGaA Hück & Co. (WKN: A13SX2, 33,965 Euro)
Der drittkleinste, oder wer das lieber hat, der drittgrößte Wert unter den fünf Favoriten ist die Hella KGaA Hück & Co. (Marktkapitalisierung 3,77 Milliarden Euro). Dahinter steckt ein global aufgestelltes Familienunternehmen mit rund 32.000 Beschäftigten an mehr als 100 Standorten in über 35 Ländern. Spezialisiert ist der Konzern auf innovative Lichtsysteme und Fahrzeugelektronik und man sieht sich selbst als einen der Technologieführer, der seit mehr als hundert Jahren ein wichtiger Partner der Automobilindustrie und des Aftermarkets ist. Im Special Applications-Segment werden außerdem Produkte für Spezialfahrzeuge und gänzlich fahrzeugunabhängige Anwendungen, wie Straßen- oder Industriebeleuchtung gefertigt.
Darüber hinaus arbeitet Hella mit Industriepartnern zusammen, beispielsweise in Joint Ventures, und stärkt mit dieser bewährten Netzwerkstrategie das Unternehmensprofil. Mehr als 6000 Mitarbeiter sind weltweit im Bereich Forschung und Entwicklung tätig. Ziel der konstant hohen Investitionen ist es, die Technologieführerschaft zu erhalten und auszubauen. Darüber hinaus zählt man sich mit einem Umsatz von rund 5,8 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2014/2015 zu den Top 40 der Automobilzulieferer weltweit.
Der Aktienkurs des Automobilzulieferers war zuletzt allerdings nicht allzu gut beleuchtet und auch die erste Reaktion auf die im dritten Quartal des am 31. Mai zu Ende gehenden Geschäftsjahres 2015/16 vorgelegten Zahlen ist eher negativ ausgefallen. Allerdings ist bei der Würdigung zu beachten, dass das Berichtsquartal typischerweise nicht das stärkste Quartal und daher weniger aussagekräftig ist. Außerdem wurde der Jahresausblick bestätigt. Angestrebt werden nach wie vor ein Umsatzwachstum im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich, ein EBIT unter Vorjahr aufgrund des Lieferantenausfalls in China und eine angepasste EBIT-Marge auf Niveau des Vorjahres.
Die Deutsche Bank reagierte auf das Zahlenwerk dennoch mit einer Senkung des Kursziels von 47,00 Euro auf 45,00 Euro. Die Kaufempfehlung wurde zwar gleichzeitig bestätigt, aber zum abgelaufenen Quartal hieß es, dieses sei nur durchwachsen verlaufen und die Gewinnmargen hätten enttäuscht. Analyst Tim Rokossa bemängelte zudem die Kostenentwicklung, hob dafür aber das Umsatzwachstum positiv hervor. Die Gewinnmargen hätten enttäuscht.
Allgemein lautete der Tenor, die Wachstumsgeschichte sei weiterhin intakt, doch es dauere etwas länger als bisher angenommen, bis sich die Kostensenkungen bemerkbar machen. Für die Fiskaljahre 2016, 2017 und 2018 wird der Gewinn je Aktie bei 2,49 Euro, 3,28 Euro und 3,86 Euro gesehen. Damit steuert das KGV auf einen einstelligen Wert zu. Das Kursziel verspricht ein Aufwärtspotenzial von 32,5 Prozent. Börse Online steht bei dem Wert allerdings bei einem Beobachten-Urteil trotzdem nur an der Seitenlinie.
Deutschland-Favorit der Deutschen Bank, Nummer vier: Osram Licht AG (WKN: LED400, 47,27 Euro)
Äußerst kontrovers wurde in den vergangenen Monaten über das mit einem Börsenwert von 4,95 Milliarden Euro ausgestatteten Unternehmen Osram Licht diskutiert. Anstoß dazu war ein Strategieschwenk, der unter anderem hohe Investitionen beinhaltet, wie etwa dem Bau einer LED-Fabrik in Malaysia beinhaltet, die Leuchtdioden für den Massenmarkt herstellt. An der Börse wurde das in einer ersten Reaktion mit einem Kurssturz quittiert und auch deshalb kam es anschließend zum Bruch mit dem früheren Mutterkonzern, von dem sich Osram im Jahr 2013 abgespalten hatte.
Seit Mitte Januar befindet sich die Notiz von Osram aber wieder auf Erholungskurs und dazu passt auch, dass zum Wochenauftakt nach einem gut verlaufenen zweiten Quartal der Umsatz- und Margenausblick nach oben genommen wurde. Das Unternehmen sieht sich als einer der beiden weltweit führenden Lichthersteller, der mit dem Portfolio die gesamte Wertschöpfungskette von Komponenten über Vorschaltgeräte bis hin zu vollständigen Leuchten, Lichtmanagementsystemen und Beleuchtungslösungen abdeckt. Die Münchener beschäftigten Ende des Geschäftsjahres 2015 (per 30. September) weltweit rund 33.000 Mitarbeiter und erzielten in diesem Geschäftsjahr einen Umsatz von knapp 5,6 Milliarden Euro. Insgesamt verfügt Osram über rund 17.500 Patente und Patentanmeldungen.
Bei der Deutschen Bank ist Analyst Uwe Schupp von der eingeschlagenen Strategie durchaus angetan. Die Expansionspläne könnten aufgehen und die Faktoren, die dem Kurs im ersten Quartal Auftrieb gegeben hätten, seien weiter am Werk. Der Zeitpunkt des im November angekündigten Maßnahmenpakets habe sich bisher als goldrichtig erweisen, auch weil die größten Konkurrenten mit Konsolidierungen oder Eigentümerwechseln beschäftigt seien. Insgesamt habe sich der längerfristige Ausblick für das Unternehmen in den vergangenen Monaten verbessert. Für das auszugliedernde Lampengeschäft seien in den kommenden Wochen verbindliche Angebote zu erwarten.
Am 12. April wurde vor dem Hintergrund dieser Einschätzung sogar das Kursziel von 55,00 Euro auf 57,00 Euro angehoben. Dem MDAX-Vertreter wird somit ein Vorstoß auf neue Rekordhöhen zugetraut. Nach oben geschraubt wurden an diesem Tag auch die Gewinnschätzungen. Für 2016 lautet die neue Prognose für das Ergebnis je Aktie nun 3,04 Euro statt wie bisher 2,68 Euro und für 2017 wurde die Prognose von 2,75 Euro auf 3,16 Euro erhöht. Letzteres würde einem geschätzten KGV von rund 15 entsprechen. Interessant wird es wieder am 27. April, wenn der MDax-Konzern wieder Quartalszahlen vorlegt. Das Kursziel der Deutschen Bank von 57 Euro lässt 20,6 Prozent Spielraum nach oben. Die Kaufempfehlung der Börse Online ist mit einem Kursziel von 51 Euro garniert.
Deutschland-Favorit der Deutschen Bank, Nummer fünf: Commerzbank AG (WKN: CBK100, 8,53 Euro)
Beim letzten der fünf herausgestellten Deutschland-Favoriten der Deutschen Bank handelt es sich mit der Commerzbank nicht nur um den marktschwersten Wert (Marktkapitalisierung von 10,68 Milliarden Euro) sondern auch um jenen Titel, der die Aktie der Merck KGaA in der "German Stock Ideas List" ersetzt hat. Nach einer langen Talfahrt des Aktienkurses, die auch im Kontext allgemein schwacher europäischer Bankaktien zu sehen ist, versucht sich der DAX-Vertreter daran, im Bereich von sechs Euro einen doppelten Boden auszubilden. Aktuell ist der langfristige charttechnische Abwärtstrend weiter intakt, aber bei einem Rekordhoch von 265,52 Euro gibt es nach dem Kurssturz auch viel Luft nach oben für den Fall, dass sich die Nachrichtenlage rund um den Titel bessern sollte.
Im Zuge der Richtungssuche möchte sich das Institut laut LBBW als führende Privat-und Firmenkundenbank mit Schwerpunkt in Deutschland und Polen positionieren. Neben der Kernbank (Privatkunden, Mittelstandsbank,Central & Eastern Europe, Corporates & Markets) würden Assets, von denen man sich trennen will, wie die gewerbliche Immobilien- (drei Milliarden Euro), die Staats- (neun Milliarden Euro) sowie die Schiffsfinanzierungen(sechs Milliarden Euro) im Segment ACR gesondert ausgewiesen. Die umfangreichen staatlichen Hilfsmaßnahmen in Höhe von16,4 Milliarden Euro wurden vollständig reduziert. Allerdings hält der Staat weiterhin eine15,6-prozentige Beteiligung an der Commerzbank.
Aus Sicht der Analysten der Deutschen Bank wird die Ertragsentwicklung bei der Commerzbank noch nicht genügend gewürdigt. Der neue Vorstandschef Zielke, der Anfang Mai von seinem Sessel als Leiter des Privatkundengeschäftes in sein neues Amt überwechselt, dürfte die Kosten entgegen den Konsenserwartungen senken und bei der Entwicklung der Einnahmen eine Trendwende herbeiführen. Möglichkeiten zu Kosteneinsparungen gebe es dabei mehr als genug. Die Mission laute, von stabilisierten Geschäften hin zu mehr Profitabilität und Kapitalrückzahlungen an die Anleger zu gelangen. Mut mache, dass die Commerzbank zuletzt vier Quartale in Folge beim Ergebnisausweis die Erwartungen übertroffen habe. Sollt diese Serie auch im ersten und zweiten Quartal des laufenden Jahres ausgebaut werden, dürften die Investoren mehr Vertrauen in die Nachhaltigkeit dieser Entwicklung gewinnen. Eine Neubewertung der Aktie dürfte dann die Folge sein.
Die jüngsten Kursgewinne werden nicht zuletzt auch auf die Ankündigung einer Dividendenzahlung zurückgeführt. Seitdem habe die Notiz stärker als der Markt und auch stärker als der Sektor zugelegt. Die Ausschüttungsquote von 40 Prozent sei konservativ und Kapitalausstattung sowie Ertragslage würden künftig Spielraum nach oben lassen. Die Deutsche Bank hält für die Geschäftsjahre 2016 bis 2018 Ausschüttungssätze von 0,30, 0,50 und 0,60 Euro für möglich. Stimmt diese Prognose, würde die Dividendenrendite somit immer attraktiver werden. Beim Gewinn je Aktie wird für den genannten Zeitraum mit 0,93 Euro, 1,18 Euro und 1,38 Euro kalkuliert. Das entspricht einstelligen KGVs. Als Kursziel werden 14,00 Euro genannt, womit der von Börse Online unter Beobachten geführte Titel bei Zielerreichung ein Kurspotenzial von satten 64 Prozent aufweisen würde.