Die Spatzen pfiffen es schon seit Längerem von den Dächern - inzwischen steht es auch auf der Homepage der erst 2014 gestarteten

Aktionärsbank

: Der Broker werde "mit Wirkung vom 16.11.2015 den operativen Geschäftsbetrieb einstellen". Kunden werden an die Schwesterfirma

Flatex

weiterempfohlen - und zahlen dort ebenfalls einen Pauschalpreis von fünf Euro pro Trade, etwaige Nebenkosten allerdings nicht eingerechnet.

Immerhin bekommen Kunden den Wechsel zu Flatex etwas versüßt: Sie erhalten zehn freie Transaktionen. Aktuell rechnet man bei Flatex nach Angaben eines Firmenvertreters damit, dass zwei Drittel der 5000 Kunden des Verlustbringers Aktionärsbank zu Flatex wechseln werden. Hintergrund der Entwicklung ist, dass die Fintech Group, die gemeinsame Mutter von Flatex und Aktionärsbank, inzwischen auch mehrheitlich an der Finanzgruppe XCOM beteiligt ist. Zur XCOM wiederum gehören der etablierte Broker Vitrade, der sich an besonders aktive Kunden richtet, sowie der ebenfalls erst 2014 gestartete Broker Benk. "Vier Broker unter einem Dach - das braucht niemand", sagt ein Kenner des Unternehmens.

Daher steht offenbar auch die Zukunft von Benk unter keinem guten Stern. "Die bereits begonnene Konsolidierung bei Onlinebrokern dürfte sich in den nächsten Jahren fortsetzen", heißt es bereits im Konzernlagebericht der FinTech Group für 2014. Bekanntlich wird die Brokerszene aber auch durch die Integration der DAB Bank in die Consorsbank um einen - in diesem Falle großen - Anbieter ärmer.

Doch es gibt noch einen ebenfalls 2014 gestarteten Anbieter, der kräftig wächst und weiterhin große Pläne hegt: Die niederländische

Degiro

konnte in gut einem Jahr einen "inzwischen gerade nicht fünfstelligen" Kundenstamm allein in Deutschland gewinnen, so Jasper Anderluh, Mitgründer und Vorstand des Brokers, im Gespräch mit BÖRSE ONLINE. In den Niederlanden kommt inzwischen auf gut 30 Prozent Marktanteil. Mittlerweile ist der Anbieter in 18 europäischen Ländern aktiv und hat den Kundenstamm auf fast 95 000 in etwa vervierfacht. Degiro nutzt als einer der ersten Branchenakteure sehr konsequent die Möglichkeiten, die ihm der sogenannte "europäische Pass" erlaubt. Demnach gilt die Genehmigung in einem Land gleich für die gesamte Eurozone.

Degiro versucht mit besonders günstigen Orderkonditionen den Markt aufzumischen: Für eine Aktienorder auf Xetra oder auf dem Frankfurter Parkett verlangt er nur zwei Euro plus 0,008 Prozent der Transaktionssumme. Die Depotführung ist kostenlos. Andere deutsche Börsenplätze fehlen zwar noch, aber bald soll auch der Handel in Stuttgart und bei Tradegate möglich werden, stellt Anderluh in Aussicht. Weitere Auslandsbörsen sollen hinzukommen.

Und es gibt einen Bereich, in dem Degiro seine Gebühren seit Start sogar noch weiter gesenkt hat: Für Depotüberträge nimmt der Broker inzwischen zehn Euro pro Posten, beim Start waren es noch 25 Euro. Wohl erst 2016 will Degiro mit weiteren Neuigkeiten aufwarten: Eine davon heißt Deziro. Auf dieser Plattform sollen Kunden Aktien überall auf der Welt gratis kaufen und verkaufen können - "ohne Gebühren, Kommission oder versteckte Kosten", so Anderluh. Möglich werden soll das Ganze über eine Werbefinanzierung. Allerdings ätzt ein Branchenkenner: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand vor Aufgabe einer Order ein Werbefilmchen anschauen möchte."

Reduzierte Einlagensicherung



Anleger, die sich für Degiro interessieren, sollten aber auch einige Nachteile kennen, insbesondere bei der Einlagensicherung: Der Broker ist als Investmentfirma und nicht als Bank zugelassen. Deshalb werden Kundengelder, die nicht in Wertpapieren stecken, auf ein Sammelkonto bei einer gesonderten Verwahrstelle eingezahlt und sofort in einen Cashfonds investiert. Dadurch sind Cashbestände, im Pleitefall bis zu 20 000 Euro, von der niederländischen Zentralbank abgesichert. Bei Banken beträgt die EU-Einlagensicherung dagegen 100 000 Euro. Weiterer Minuspunkt: Bei Auslandsbrokern wie Degiro müssen sich deutsche Anleger selbst um die Abgeltungsteuer kümmern.