Urlaub im dänischen Ferienhaus ist für deutsche Touristen wieder möglich. Ab dem 15. Juni dürfen sie die Grenze nach Dänemark passieren. Auch Urlauber aus Norwegen und Island sind im kleinen skandinavischen Land willkommen, teilte Ministerpräsidentin Mette Frederiksen mit. Die Reisenden müssen mindestens sechs Nächte im Land bleiben, und die Unterkunft darf sich nicht in Kopenhagen befinden. Die Grenzen zum Nachbarn Schweden, den anderen EU-Staaten, den übrigen Mitgliedern des Schengen-Raums sowie Großbritannien sollen erst nach dem Sommer geöffnet werden. So der Plan.
Das Ganze ist ein weiterer Schritt zur Normalisierung. Schon vor Wochen wurden Kitas und Schulen wieder geöffnet, was umso bemerkenswerter ist, als dies in anderen Ländern zu dem Zeitpunkt vehement abgelehnt wurde und stattdessen Baumärkte und Autohäuser Priorität hatten. Dänemarks Regierung entschloss sich ganz bewusst dazu, um berufstätige Mütter und Väter zu entlasten. Mit Erfolg: In Dänemark ist die Zahl der Neuinfektionen trotz Öffnung von Schulen, Geschäften und Einkaufszentren weiter rückläufig.
In der EU stellt man sich quer
"Länder wie Dänemark oder andere europäische Länder haben sich gut geschlagen. Es sind Gesellschaften mit einem hohen Zusammenhalt und starken staatlichen Institutionen, die die Krise am besten überstehen", lobt daher auch Ökonom und Nobelpreisträger Joseph Stiglitz.
Das Selbstbewusstsein, das Dänemark an den Tag legt, zeigt sich auch in der EU-Politik. Im Bündnis mit den Niederlanden, Österreich und Schweden stellt man sich gegen den 500 Milliarden Euro schweren deutsch-französischen Wiederaufbauplan. Die Gruppe der selbst ernannten "Sparsamen Vier" hat einen Gegenentwurf vorgelegt: Notfallfonds ja, aber via Kredit und Befristung der Nothilfen auf zwei Jahre. "Die dänische Position ist hinlänglich bekannt und hat sich durch den deutsch-französischen Vorstoß nicht verändert", erklärt der dänische Finanzminister Nicolai Wammen. "Wir arbeiten für einen Haushalt, der nicht zu groß für die EU ist. Denn wir benötigen das Geld auch national", sagt der Minister.
Ohnehin ist die Politik ein großer Faktor in Dänemark. Während andernorts noch gezaudert wird, scheut sich die Regierung nicht, Megaprojekte gleich selbst in die Hand zu nehmen. So sollen auf einer milliardenteuren künstlichen Insel Offshore-Windräder Strom erzeugen, der zu Wasserstoff weiterverarbeitet wird. Das Ganze ist sogar im dänischen Klimaakt gesetzlich verankert und hat die Unterstützung aller Parteien.
Auch die wirtschaftlichen Kennziffern können sich sehen lassen. So ist die Produktivität in Dänemark - gemessen am Bruttoinlandsprodukt pro gearbeiteter Stunde - von 2010 bis 2018 um 11,4 Prozent gestiegen. In Deutschland waren es 8,8 Prozent und in den USA nur 4,7 Prozent. Gleichzeitig arbeiten die Dänen sogar 16 Prozent weniger Stunden pro Kopf als die Amerikaner.
Vielleicht erklärt das auch, dass der dänische Leitindex OMX Copenhagen 20 seit Jahresbeginn um 7,4 Prozent im Plus liegt, und Kopenhagen damit der einzige Börsenplatz im westlichen Europa ist, dessen Leitindex im laufenden Kalenderjahr ein Plus aufweisen kann. Gleichzeitig ist es aber auch der teuerste Aktienmarkt.
Der Hauptgrund dafür ist die Zusammensetzung des Index. Er wird von Aktien aus der gefragten Gesundheitsbranche dominiert. Bester Einzelwert in diesem Jahr ist Ambu. Das Medizintechnikunternehmen ist vor allem bekannt für die Erfindung des Beatmungsbeutels schon im Jahr 1954. Der Kurs der Aktie hat sich in diesem Jahr verdoppelt, die Bewertung bewegt sich im dreistelligen Bereich. Und auch auf den Rängen 2 und 3 finden sich mit Genmab und Coloplast Unternehmen aus der Medizintechnik respektive dem Biotechbereich.
Mit Novo Nordisk kooperiert man
Nicht zu vergessen: Novo Nordisk. Das größte Unternehmen des Landes spielt eine wichtige Rolle bei den Plänen der Regierung, mehr Menschen auf Corona zu testen. Die Kapazitäten sind hochgefahren worden, sodass auch Personen ohne Symptome getestet werden könnten.
Auch so macht Novo Nordisk eine gute Figur. Der weltgrößte Hersteller von Insulin hat aussichtsreiche neue Produkte in der Pipeline. Etwa das Diabetesmittel Rybelsus, das nach der US-Zulassung 2019 jetzt auch in Europa auf den Markt kommt. Als erste Diabetesarznei kann Rybelsus als Tablette eingenommen werden. Zugleich nutzt das Unternehmen Diabetesprodukte für benachbarte Indikationen wie Fettsucht. 84 Prozent der Konzernerlöse kommen aus diesen beiden Krankheitsfeldern. Außerdem will man mit Produkten gegen die Bluterkrankheit Hämophilie A ein neues Krankheitsfeld mit kommerziellem Potenzial erschließen.
Interessant - obwohl aus einem ganz anderen Bereich - bleibt auch Pandora. Der Modeschmuckhersteller hat nach zwei schlechteren Jahren ein Sanierungsprogramm durchgezogen. Gleichzeitig bekommen die Onlineshops und Geschäfte ein neues Gesicht und die Marke wird verstärkt auf Onlineportalen angeboten. Sogar in China.