Es war ein lauter Knall: Zum zweiten Mal innerhalb von drei Wochen revidiert der Automobilkonzern Daimler seine Jahresprognose. Hieß es Ende Juni noch vom frischgebackenen Konzernchef Ola Källenius, der Gewinn werde im laufenden Jahr stagnieren, so müssen sich Anleger inzwischen auf ein deutlich sinkendes Ergebnis einstellen. Bereits im zweiten Quartal brach der Gewinn ein, die Stuttgarter schrieben einen operativen Verlust von 1,6 Milliarden Euro. Im Vorjahreszeitraum hatte Daimler noch 2,6 Milliarden Gewinn verbucht.

Ursache für das überraschende Minus sind zum Teil erneute Son­dereffekte: Der Konzern führte höhere Rückstellungen für Rückrufe wegen mangelhafter Airbags des japanischen Herstellers Takada an. Die Position soll laut Finanzdienst Bloomberg auf bis zu einer Milliarde Euro aufgestockt werden. Daneben tauchten in der Begründungsliste der Schwaben bekannte Punkte auf: Rückstellungen für behördliche und gerichtliche Verfahren wegen des Dieselskandals. Hier wurde offenbar weiter erhöht.

Der Konzern hat neben dem Dieselthema mit weiteren hausgemachten Problemen zu kämpfen. In der Sparte Mercedes-Benz Vans muss das Portfolio umsortiert werden. "Besonders ärgerlich sind die Milliardenverluste in der Van-Sparte. Das ist ein relativ überschaubarer Bereich, der schon im vergangenen Jahr Probleme gemacht hat. Der Vorstand war also vorgewarnt", sagt Experte Ferdi­nand Dudenhöffer vom CAR-Center Automotive Research.

Auch die Wachstumsschwäche der Automobilmärkte zählt zu den erwähnten Ursachen. Die gleichzeitig veröffentlichten Vertriebszahlen für das erste Halbjahr spiegeln diese wider: Der Absatz sank in den ersten sechs Monaten 2019 um 4,6 Prozent. Mercedes-Benz sei "trotz laufender Modellwechsel" weiterhin die Nummer 1 im Premiumsegment, hieß es aus Stuttgart. Der Konzern setze im zweiten Halbjahr auf neue SUV-Modelle, um das Geschäft anzukurbeln.

Dem könnten neben der schwächeren Autokonjunktur auch drohende Strafzölle entgegenstehen. "In dem aktuell schwierigen Umfeld für die Branche halte ich bei Daimler sogar eine weitere Gewinnwarnung für möglich", sagt Dudenhöffer. Das CAR-Center Auto­motive Research geht von rund fünf Prozent Minus beim weltweiten Autoabsatz 2019 aus.

Auf den Finanzmärkten werden erste Zweifel an der Verlässlichkeit des Konzerns laut. "Die erneute Gewinnwarnung setzt zumindest den Ausblick des Kreditratings unter Druck", hieß es von Bloomberg. Die Bilanz ist durch hohe Investitio­nen in das autonome Fahren sowie die Elektromobilität belastet.

Källenius steht unter großem Druck, die Kosten zu senken. Aktio­näre mussten bereits für 2018 eine Dividendensenkung auf 3,25 Euro pro Aktie hinnehmen. Die Schätzungen für die Ausschüttungshöhe für 2019 sinken laut Bloomberg - schließlich koppelt Daimler die Zahlung an die Höhe des Gewinns. Die Börsenreaktion auf die vierte Gewinnwarnung binnen eines Jahres war hingegen bis Redaktionsschluss dieser Zeitung moderat: Das Papier verlor nur knapp ein Prozent gegenüber dem Vortagesschluss.

Dämpfer: Viele Anleger sehen vor allem Sonderbelastungen. Vorsicht, die Konjunktur könnte sich weiter eintrüben. Stopp beachten.

Empfehlung: Beobachten.
Kursziel: 52,00 Euro
Stoppkurs: 41,50 Euro