Es dauert allerdings noch, bis Daimler agiler wird: Ein endgültiger Beschluss wäre nach eingehender Prüfung frühestens auf der Hauptversammlung 2019 möglich. Zunächst sollen externe Berater alle rechtlichen und steuerlichen Fragen klären.

Derzeit besteht Daimler aus fünf Divisionen: Daimler Financial Services, Pkw, Vans, Lkw und Busse arbeiten nebeneinander unter dem Konzerndach. Künftig werden die Vans der Pkw-Sparte zugeschlagen, die Busse den Lkws. Die geplanten drei unabhängigen Einheiten sollen mehr unternehmerische Verantwortung bekommen, erklärte Daimler. Dadurch sollen sie stärker wachsen, investieren und mehr Gewinn machen können. "Mit dem Projekt ermöglicht Daimler zielgerichtete Kooperationen und Partnerschaften", hieß es weiter. Insidern zufolge könnten die drei Sparten eigenständige Aktiengesellschaften sein. Gegenseitige Beteiligungen mit anderen Unternehmen, etwa aus der IT-Branche, wären durch einen Aktientausch dann einfacher möglich als heute, wo ein Partner mit einer Daimler-Aktie sich am ganzen Konzern beteiligt.

Wie alle Automobilkonzerne muss Daimler massiv in die Trends autonomes Fahren, Elektromobilität und digitale Dienste investieren. Partnerschaften mit Firmen aus der IT-Branche sind schon heute an der Tagesordnung. Wie sich der Dax-Konzern unter diesen Bedingungen derzeit schlägt, werden die für Freitag erwarteten Quartalszahlen zeigen.

KEINE TRENNUNG VON GESCHÄFTSFELDERN



Spekulationen, damit werde eine Abspaltung des Nutzfahrzeuggeschäfts und ein Verkauf vorbereitet, erteilte der Konzern erneut eine Absage. "Es ist nicht geplant, dass sich die Daimler AG von einzelnen Geschäftsbereichen trennt", hieß es dazu. Ob damit auch Teilbörsengänge der Töchter ausgeschlossen sind, ist offen. Analysten wie Arndt Ellinghorst vom Investmentberater Evercore ISI fordern schon länger eine Aufspaltung der Konzerns, um den Börsenwert des Dax-Konzerns zu steigern. "Natürlich schaffen separate rechtliche Einheiten alleine noch keinen höheren Shareholder Value. Daimler müsste den nächsten Schritt gehen und seine Einheiten alle oder teilweise an die Börse bringen", schrieb Ellinghorst. Die Aktie legte am Montag in einem schwachen Marktumfeld zeitweise um mehr als ein Prozent zu.

Auch Sorgen der rund 170.000 Beschäftigten der Daimler AG vor Stellenstreichungen oder um ihre Betriebsrenten will der Autobauer nicht aufkommen lassen. "Mit dem Projekt verfolgt der Konzern weder ein Spar- noch ein Effizienzprogramm oder gar die Absicht, Arbeitsplätze abzubauen", erklärte das Unternehmen. Die drei Geschäftsfelder hätten ihren Sitz weiterhin in Deutschland. In einem Eckpunktepapier zum Interessenausgleich für die Mitarbeiter sei die Beschäftigungssicherung von 2020 bis Ende 2029 verlängert worden. Das sei der längste bislang vereinbarte Zeitraum mit einem Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen, erklärte der Daimler-Betriebsrat. "Eine Umstrukturierung macht nur dann Sinn, wenn es die Zukunftsfähigkeit der deutschen Standorte festigt und damit den Beschäftigten mehr Sicherheit gibt", sagte Betriebsrats-Chef Michael Brecht. Die Sparten-AGs blieben an die Tarife der Metallindustrie gebunden.

Im vierten Quartal sollen drei Milliarden Euro aus liquiden Mitteln in das Pensionsvermögen von Daimler in Deutschland eingezahlt werden. Ziel sei es, 90 Prozent der Ansprüche auf Betriebsrenten abzudecken, erklärte ein Konzernsprecher. Den Aktionären wäre es sicher lieber, wenn das Geld ins laufende Geschäft gesteckt würde, erklärte Analystin Kristina Church von der Investmentbank Barclays. Es sei außerdem eine "schlechte Nachricht", dass der Konzernumbau bis 2019 dauere.

rtr