BÖRSE ONLINE: Herr Mornhinweg, Daimler Vans hat von Januar bis September beim Umsatz 17 Prozent zugelegt, beim bereinigten operativen Ergebnis 71 Prozent. Die operative Marge lag zuletzt bei 10,8 Prozent. So gut ist im Industrie-Geschäft bei Daimler keine andere Sparte unterwegs. Hat Daimler-Chef Dieter Zetsche schon eine Kiste Champagner vorbeigeschickt?


Volker Mornhinweg: Es wird bei Daimler erkannt, dass die Van-Sparte einen guten Beitrag für den Konzern leistet. Dieter Zetsche spricht das auch an und lobt das ganze Team. Das motiviert alle und der Erfolg macht uns natürlich auch ein Stück weit stolz.

Getrieben von der V-Klasse und dem Vito haben Sie in den ersten neun Monaten ein Absatzwachstum von 18 Prozent auf 261.000 Einheiten vorgelegt. Geht das auch im vierten Quartal weiter?


Es gibt Märkte, die sehr gut laufen. Das gilt etwa für Europa und die USA, wo wir weiter zuversichtlich bleiben. Aber es gibt aber auch Regionen, auf die man sehr genau schauen muss. Denken Sie nur an Latein-Amerika oder die Türkei, wo sich unerwartete Herausforderungen eingestellt haben. Insgesamt bleiben wir aber optimistisch für unser Geschäft.

Wenn Sie so weitermachen wie in den ersten neun Monaten, steuern Sie beim Absatz auf 375.000 Fahrzeuge zu?


Das wäre vielleicht etwas zu hoch gegriffen. Unser Geschäft entwickelt sich nicht linear. Das zweite Quartal ist traditionell besonders stark. Von daher kann man die Entwicklung nicht aufs Gesamtjahr projizieren. Aber insgesamt wird 2016 bei Absatz und Ergebnis deutlich über Vorjahr liegen.

Deutlich ist Ihre Chiffre für zweistellig?


Ja.

Dann wäre 2016 das nächste Rekordjahr fällig.


Darauf arbeiten wir alle hin.

Die größten Zuwächse hatten Sie bei Vans im dritten Quartal in Asien und vor allem in China, wo sich die Absatzzahlen nach der Premiere des Vito zuletzt mehr als verdoppelt haben. Im jüngsten Zwischenbericht haben Sie für China aber bereits vor "einem deutlichen Nachfragerückgang" für den Gesamtmarkt gewarnt. Was bedeutet das für Ihr Geschäft?


Wir haben im April in China die V-Klasse auf den Markt gebracht. Seit September ist auch der Vito in China verfügbar. Beide erfreuen sich sehr hoher Nachfrage. Von daher gehen wir davon aus, dass wir auch im kommenden Jahr in China deutlich wachsen werden.

Mercedes-Benz Vans hat gerade mit der X-Klasse sein Konzept für den Einstieg in den Markt für Pick-ups vorgestellt. Welche Rolle spielt die X-Klasse für die Expansion der Transporter-Sparte bei Daimler?


Wir haben 2011 unsere globale Wachstumsstrategie für Vans entwickelt. Neben der Expansion außerhalb Europas haben wir uns in diesem Zusammenhang auch unser Portfolio angeschaut und bei Pick-ups eine Lücke entdeckt. Die wollen wir schließen. Wir sind hier sehr zuversichtlich. Mittelschwere Pick-ups verkaufen sich weltweit. Die Nachfrage wächst. Bis 2025 dürfte der Absatz bei mittel-schweren Pick-ups um etwa 39 Prozent auf 2,8 Millionen Fahrzeuge anziehen. Und drittens stehen Pick-ups mitten im Wandel, weg vom reinen Arbeitstier hin zu einem Lifestyle-Produkt. Hier wollen wir als erster Premium-Hersteller am Start sein.

Wo wird der Preis liegen?


Es wird unterschiedliche Ausstattungslinien geben. Aber klar ist: Wir werden ein wettbewerbsfähiges Angebot haben.

Mercedes-Benz Vans macht pro Fahrzeug derzeit im Schnitt rund 36.000 Euro Umsatz. Diesem Wert wird die neue X-Klasse ja sicher nicht schaden.


Besser hätte ich es nicht sagen können (lacht).

VW hat gerade das neue Werk für den Nachfolger des Crafter in Polen eröffnet. Er wurde bislang von Mercedes-Benz Vans Ihnen gebaut. Mit der neuen Generation des Crafter peilt Volkswagen nun offenbar eine Absatzverdopplung an. Klingt schwer nach Preisdruck. Wie besorgt sind Sie?


Zunächst: Wir produzieren in unseren beiden Werken in Düsseldorf und Ludwigsfelde an der Kapazitätsgrenze. Daher mussten wir diesen Schritt gehen und die Produktion des VW Crafter bei uns einstellen, um wieder Spielraum zurückzugewinnen. Volkswagen wird sicher auch ein gutes Fahrzeug an den Start schicken und verschenken wird VW den Crafter sicherlich nicht. Aber wir haben das Segment mit dem Sprinter begründet und sind entsprechend stark aufgestellt, ob das der Vertrieb ist oder unser Wartungsnetz, das 24 Stunden, sieben Tage die Woche für die Kunden da ist.

Sie sehen die Entwicklung also ganz entspannt?


Wir nehmen den Wettbewerb immer sehr ernst. Aber wir kommen aus einer Position der Stärke.

Ihre Pkw-Kollegen haben gerade angekündigt, die Batterie-Fertigung in Kamenz auszubauen. Kriegen Sie Ihre Batterien künftig aus Kamenz?


Ja. Das ist eine große Stärke, die wir im Konzern haben.

Mercedes-Benz hat bereits angekündigt, bis 2018 einen reinen E-Transporter auf den Markt zu bringen. Bei welcher Baureihe würde das am ehesten Sinn machen?


Wir prüfen das gerade und werden das im Laufe der nächsten Monate entscheiden.