"Wir erwarten, dass diese positive Dynamik auch im vierten Quartal anhält", sagte Finanzvorstand Harald Wilhelm, verwies aber auf das traditionell verhaltene Geschäft zum Jahresschluss. Die Daimler-Aktie legte am Freitag um 3,7 Prozent zu und war damit größter Gewinner im Leitindex Dax.

Positive Signale kamen auch von Daimlers Konkurrenten Volkswagen und Volvo sowie vom europäischen Branchenverband ACEA. Im VW-Konzern legte der Absatz im September um 3,3 Prozent zu, was den Einbruch im bisherigen Jahresverlauf auf 18,7 Prozent begrenzte. Der europäische Automarkt setzte nach ACEA-Angaben mit einem Plus um 3,1 Prozent im September erstmals zur Erholung an. Der schwedische Lkw-Bauer Volvo, der mit Daimlers Nutzfahrzeugsparte konkurriert, litt trotz eines Gewinnrückgangs im dritten Quartal nicht so stark unter der Krise, wie Branchenexperten befürchtet hatten. Produktionsstopps und Kaufzurückhaltung der Kunden infolge der Corona-Pandemie hatten die gesamte Branche vor allem im Frühling und Sommer belastet.

"Daimler hat eine schnellere Markterholung erlebt als erwartet und insbesondere im September eine starke Geschäftsentwicklung verzeichnet", erklärte der Stuttgarter Autokonzern in der Nacht zum Freitag. Das vorläufige Ergebnis vor Zinsen und Steuern liegt mit 3,07 Milliarden Euro deutlich über den Markterwartungen. Von Refinitiv befragte Analysten hatten im Schnitt mit 2,14 Milliarden Euro gerechnet. Daimler hatte aus Analystenbefragungen lediglich ein Ergebnis von 1,95 Milliarden Euro ermittelt. Der Konzern hatte wegen der Nachfrageschwäche und teurer Werksumbauten im zweiten Quartal noch einen operativen Verlust von 1,7 Milliarden Euro verbucht, schon im Juli aber Anzeichen für eine Absatzerholung ausgemacht.

"Nach dem katastrophalen Q2 hat Daimler in die Gewinnspur zurückgefunden", erklärte NordLB-Analyste Frank Schwope. "Auch auf Jahressicht sollte der Konzern noch deutlich schwarze Zahlen schreiben, sofern Corona dem nicht erneut in die Quere kommt." Branchenexperte Philippe Houchois von der Investmentbank Jefferies bezeichnete den Mittelzufluss als "solide Überraschung". Der Free Cash Flow des Konzerns lag von Juli bis September mit 5,1 Milliarden Euro deutlich über den Markterwartungen und weit über dem Betrag von 685 Millionen Euro im zweiten Quartal.

Die Pkw-Tochter Mercedes-Benz erzielte den vorläufigen Zahlen zufolge ein Ebit von 2,1 Milliarden Euro im dritten Quartal und damit mehr, als die Analysten geschätzt hatten. Anfang Oktober hatte Daimler angekündigt, bis 2025 die Fixkosten, Investitionen und Entwicklungsausgaben im Pkw-Geschäft um mehr als 20 Prozent gegenüber 2019 zu senken. Die Marke mit dem Stern treibt zugleich den Ausbau ihres Angebots an Elektroautos voran mit mehr als 20 reinen batterielektrischen Modellen bis 2030. Auch das Nutzfahrzeuggeschäft Trucks & Buses und die Sparte Daimler Mobility hätten im dritten Quartal besser als erwartet abgeschnitten, erklärte der Konzern.

Am Freitag kommender Woche will Daimler seine vollständigen Quartalszahlen veröffentlichen und dann auch eine neue Prognose für das Gesamtjahr abgeben. Bisher geht Daimler von Rückgängen bei Absatz, Umsatz und Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr aus. Das Betriebsergebnis taxierte Finanzvorstand Harald Wilhelm für 2020 zuletzt auf einen niedrigen einstelligen Milliardenbetrag. Allerdings seien rund zwei Milliarden Euro an Sondereffekten zu erwarten, vor allem durch Rechtskosten im Dieselabgasskandal und für Restrukturierungen.

rtr