Die EU-Kommission schickte Insidern zufolge einen Warnbrief an den italienischen Finanzminister Giovanni Tria. Dieser werde in seiner Antwort wohl die Notwendigkeit wachstumsfördernder Politik bekräftigen und sich zum Verkauf von Staatsbesitz bekennen, um die Staatsverschuldung zu senken, prognostizierten die Analysten der Rabobank. Da zudem EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici offenbar Sanktionen skeptisch gegenüberstehe, sei unwahrscheinlich, dass die EU-Kommission Italien zu milliardenschweren Strafen verdonnert.

Beim Thema Zollstreit setzten Investoren ihre Hoffnung auf den Gipfel der Staats- und Regierungschefs der 20 größten Industriestaaten und Schwellenländer (G20) Ende Juni, sagte Anlagestratege Soichiro Monji vom Vermögensverwalter Sumitomo Mitsui DS. "Die USA und China könnten die Veranstaltung zur Wiederaufnahme ihrer Handelsgespräche nutzen." Analyst David Madden vom Online-Broker CMC Markets äußerte sich angesichts des jüngsten verbalen Schlagabtauschs der Kontrahenten skeptisch.

Auch den Ölmarkt ließen die jüngsten Entwicklungen nicht kalt. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 0,6 Prozent auf 69,01 Dollar je Barrel (159 Liter). Die Furcht vor den Folgen des Zollstreits für die Weltwirtschaft setze Rohöl zu, schrieben die Analysten des Vermögensverwalters Alliance Bernstein.

KURSFANTASIE IM MEDIENSEKTOR

Am Aktienmarkt sorgte Axel Springer für Aufsehen. Der Finanzinvestor KKR verhandelt über einen Einstieg bei dem Medienkonzern. Springer-Aktien stiegen daraufhin um bis zu 22 Prozent und steuerten auf den größten Tagesgewinn seit 20 Jahren zu. "Es ist spannend, dass ein weiterer Deal ansteht, nachdem Vivendi M7 übernommen hat und Mediaset bei ProSieben eingestiegen ist", schrieb Analyst Harry Read von der Investmentbank Liberum.

Zur positiven Branchenstimmung trugen auch überraschend starke Zahlen von DMGT bei. Der Verleger der britischen Boulevard-Blatts "Daily Mail" steigerte den Halbjahresgewinn dank hoher Werbeeinnahmen der Klatsch-Webseite "MailOnline" um 19 Prozent. Die DMGT-Papiere stiegen daraufhin um bis zu 11,7 Prozent auf 754 Pence und standen vor dem größten Tagesgewinn seit zehn Jahren. Die Aktie sei zwar nicht günstig, schrieb Branchen-Experte Alastair Reid vom Vermögensverwalter Investec. Allerdings dürften Analysten ihre Gesamtjahresprognosen in den kommenden Monaten voraussichtlich anheben.

FirstGroup steuerte mit einem Plus von gut 13 Prozent ebenfalls auf den größten Tagesgewinn seit zehn Jahren zu. Der britische Bus- und Bahnlinienbetreiber hatte Börsianern zufolge ein überraschend positives Gesamtjahresergebnis vorgelegt. Positiv werteten sie zudem den geplanten Verkauf der schwächelnden US-Busgesellschaft "Greyhound".

rtr