Maue europäische Konjunkturdaten haben den Dax -Anlegern am ersten Handelstag des neuen Jahres den Wind aus den Segeln genommen. Der deutsche Leitindex verlor bis Freitagnachmittag 0,6 Prozent auf 9744 Zähler. Die Industrie in der Euro-Zone kam im Dezember kaum vom Fleck: Produktion, Aufträge und Beschäftigung blieben weitgehend unverändert zum Vormonat.

Zunehmende Spekulationen auf eine weitere Lockerung der europäischen Geldpolitik setzten den Euro unter Druck. Die Gemeinschaftswährung fiel in der Spitze um 0,6 Prozent auf 1,2026 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit viereinhalb Jahren. Der Dollar-Index, der die Entwicklung des Dollar zu anderen wichtigen Währungen abbildet, kletterte hingegen mit 90,90 Punkten auf den höchsten Stand seit knapp neun Jahren.

Händlern zufolge positionieren sich die Devisenanleger für die zunehmend unterschiedliche Vorgehensweise der EZB und der US-Notenbank Fed. Letztere strebt angesichts einer anziehenden Konjunktur in den USA die Straffung der Geldpolitik an, während die Europäische Zentralbank (EZB) schon bald weitere Geldspritzen für die schwächelnde Wirtschaft in der Euro-Zone ankündigen könnte. Jüngsten Äußerungen von Präsident Mario Draghi zufolge treibt die EZB ihre Pläne für einen Kauf von Staatsanleihen in großem Stil voran. Die Vorbereitungen für "gegebenenfalls notwendige zusätzliche Maßnahmen" liefen, sagte Draghi dem "Handelsblatt". Die EZB entscheidet am 22. Januar das nächste Mal über ihren geldpolitischen Kurs. Im vergangenen Jahr hat der Euro 11,5 Prozent an Wert zum Dollar eingebüßt, der Dax kam auf ein Plus von 2,7 Prozent.

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GEWINNER VON HEUTE SIND VERLIERER VON GESTERN

Zu den größten Gewinnern im Dax zählten vor allem die Verlierer des vergangenen Jahres. Die Lufthansa, die 2014 mehr als zehn Prozent nachgegeben hatte, legte 1,3 Prozent zu. Die Titel der Deutschen Bank rückten um 1,4 Prozent vor. In den vergangenen zwölf Monaten hatten die Aktien von Deutschlands größtem Finanzinstitut rund ein Viertel ihres Börsenwertes eingebüßt.

Auf der Verliererseite fanden sich unter anderem BMW und die Deutsche Telekom wieder. Die Wertpapiere gaben 1,9 und 0,8 Prozent nach. Sie hatten im vergangenen Jahr 5,3 beziehungsweise 6,6 Prozent gewonnen.

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RBS-AKTIEN FALLEN WEGEN DROHENDER GELDSTRAFE

Im MDax drückte das geplatzte Gas-Pipeline-Projekt South Stream bei Salzgitter auf die Stimmung. Das Gemeinschaftsunternehmen Europipe muss die Produktion von Stahlrohren dem Unternehmen zufolge "bis auf Weiteres, voraussichtlich aber mindestens bis zum 19. Februar" aussetzen. Der Stahlkonzern rechnet dadurch mit einer Ergebnisbelastung im unteren zweistelligen Millionenbereich. Salzgitter-Papiere verloren 2,1 Prozent.

An der Londoner Börse verloren die Papiere Royal Bank of Scotland wegen einer drohenden Milliardenstrafe 2,3 Prozent. Einem Bericht der "The Times" zufolge muss das Institut aufgrund von Verkäufen fauler Hypothekenpapiere möglicherweise mehr als fünf Milliarden Pfund zahlen. Das wäre mehr als doppelt so hoch wie die Rückstellungen, die die britische Großbank für Strafzahlungen beiseitegelegt habe.

Reuters