Es sei aber ungewiss, ob die von Premierministerin Theresa May ausgehandelte Scheidungsvereinbarung zwischen Großbritannien und der EU im dritten Anlauf durchs Parlament komme, sagt Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. "Kann sie ein Kaninchen aus dem Hut zaubern? Wir bewegen uns entweder auf einen 'No Deal'-Brexit oder eine längerfristige Verschiebung mit Neuwahlen und/oder einem zweiten Referendum zu."

Die Zeit bis zum 12. April werde langsam knapp, warnt Ludovic Colin, Anleihechef beim Vermögensverwalter Vontobel. Sollte Mays Deal erneut scheitern, muss Großbritannien bis zu diesem Termin entscheiden, ob es ohne Vertrag aus der EU ausscheiden, den Brexit längerfristig verschieben oder abblasen will. "Ein ungeordnetes Ausscheiden Großbritanniens aus der EU wäre der wahrscheinlichste Auslöser für eine Rezession in der Europäischen Union", fügt Colin hinzu.

ENTSPANNUNG IM ZOLLSTREIT?

Balsam für die Investoren waren dagegen Aussagen über Fortschritte bei den Handelsgesprächen zwischen den USA und China. "Das ist erst mal nichts Neues", sagt Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. Ermutigend sei allerdings, dass sich die Parteien in sensiblen Punkten wie dem Technologietransfer nähergekommen seien. "Es ist die Hoffnung auf ein Abkommen, die die Aktienmärkte trotz der steigenden Rezessionsängste relativ stabil hält."

Vor diesem Hintergrund richten Börsianer nächste Woche ihre Aufmerksamkeit auf die US-Beschäftigtenzahlen am Freitag. Die enttäuschenden Zahlen für Februar seien ein Ausreißer gewesen, sagt Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz. Für März erwarte er außerhalb der Landwirtschaft 185.000 neu geschaffene Stellen. Einen Vorgeschmack auf die offiziellen Daten liefern die Zahlen der privaten Arbeitsagentur ADP am Mittwoch. Außerdem werden in den USA noch die Einzelhandelsumsätze (Montag) und die Auftragseingänge für langlebige Güter (Dienstag) veröffentlicht.

Diesseits des Atlantik stehen die Stimmungsbarometer der deutschen und europäischen Einkaufsmanager sowie die europäischen Inflationsdaten (jeweils Montag) auf dem Terminplan. Rechne man die stark schwankenden Preise für Energie und Lebensmittel heraus, sei die Teuerung im März auf 0,9 von 1,2 Prozent gefallen, prognostiziert Commerzbank-Experte Balz.

rtr